Coronavirus: Webasto schließt vorübergehend Standort
Die Maßnahmen zum Schutz der Belegschaft seien "aufgrund der neueren Entwicklungen ausgeweitet" worden, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit

Webasto:
Foto: Stefan Sauer/Archiv/dpa
Der Automobilzulieferer Webasto schließt aufgrund von insgesamt vier Fällen von mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeitern vorübergehend seinen Stammsitz in der oberbayerischen Gemeinde Gauting. Die Maßnahmen zum Schutz der Belegschaft seien „aufgrund der neueren Entwicklungen ausgeweitet“ worden, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Bis zum 2. Februar werde der Standort Stockdorf geschlossen.
Zudem sollten bis zum 2. Februar keine Reisen von Mitarbeitern der Firmenzentrale in Stockdorf „an nationale und internationale Standorte“ unternommen werden, so der Automobilzulieferer weiter. Für China gelte diese Regelung für zwei Wochen.
Außerdem werde ab Mittwoch das „systematische Testen von Kontakten der betroffenen Personen durch ein Ärzte-Team des Gesundheitsamts“ beginnen, teilte das Unternehmen weiter mit.
„Wir wissen aktuell von drei weiteren positiv getesteten Mitarbeitern und ermitteln gerade die Kolleginnen und Kollegen, die mit ihnen in Kontakt waren“, sagte Holger Engelmann, Vorstandsvorsitzender der Webasto Gruppe. Zuvor hatte der Automobilzulieferer bereits am Montag alle Dienstreisen nach und von China für mindestens zwei Wochen abgesagt und den Mitarbeitern am Standort Stockdorf freigestellt, diese Woche im Homeoffice zu arbeiten.
Insgesamt seien rund 40 Mitarbeiter der Firma ermittelt worden, die als enge Kontaktpersonen der Erkrankten in Frage kommen. Wie der erste deutsche Infizierte sollen auch die drei neuen Patienten in Bayern nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums in der Münchener Klinik Schwabing stationär aufgenommen, medizinisch überwacht und isoliert werden. Bei einigen weiteren Kontaktpersonen laufe bereits ein Test, ob auch bei ihnen eine Infizierung mit dem Coronavirus vorliege.
Weitere Verdachtsfälle wurden aus Bremen, Bremerhaven und Niedersachsen gemeldet. Ein weiterer Verdachtsfall in Berlin bestätigte sich nicht. Der Test sei negativ gewesen, teilte eine Senatssprecherin mit.
Rückholaktion durch EU geplant
In einer ersten europäischen Rückholaktion sollen am Mittwoch 250 französische Staatsangehörige aus China ausgeflogen werden. Das erste Flugzeug der durch die EU kofinanzierten Mission werde am Morgen von Paris starten, erklärte die EU-Kommission. In den kommenden Tagen solle ein weiteres Flugzeug hundert EU-Bürger anderer Nationalitäten zurück nach Europa holen. Auch Südkorea erwägt Rückholaktionen.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte am Montag gesagt, die Bundesregierung ziehe „eine mögliche Evakuierung aller ausreisewilligen Deutschen“ in Betracht, zunächst müssten aber organisatorische Fragen geklärt werden.
Neben dem Fall in Bayern wurde am Dienstag eine zweite Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb Chinas aus Japan bestätigt. Der erkrankte Mann war nach Behördenangaben zuvor nicht in China, sei aber mit Touristen aus Wuhan in Kontakt gewesen.
Die französischen Gesundheitsbehörden meldeten am Dienstag den vierten Fall. Ein älterer chinesischer Tourist schwebe in Lebensgefahr und werde in einem Pariser Krankenhaus behandelt.
US-Forscher arbeiten derweil an der Entwicklung eines Impfstoffs. Der Direktor des NIH-Instituts für Allergien und Infektionserkrankungen, Anthony Fauci, sagte, der Forschungsprozess werde voraussichtlich langwierig sein, „aber wir gehen vor, als müssten wir einen Impfstoff einsetzen“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beteuerte, Deutschland sei gut auf den Virus vorbereitet, die Gefahr sei hierzulande „weiterhin gering“. Zugleich ordnete er verschärfte Informationspflichten im Flugverkehr an.
Das Auswärtige Amt in Berlin erließ eine Reisewarnung für die besonders stark betroffene chinesische Provinz Hubei, in der die Stadt Wuhan liegt, wo das Virus zuerst aufgetreten war. Für den Rest der Volksrepublik heißt die neue Empfehlung aus Berlin, nach Möglichkeit nicht unbedingt notwendige Reisen nach China zu verschieben.
Die chinesischen Behörden haben bislang unter anderem mehr als ein Dutzend Städte isoliert, fast 60 Millionen Menschen stehen unter Quarantäne. Als neue Schutzmaßnahme wurden am Dienstag die derzeitigen Schul- und Semesterferien zum chinesischen Neujahr auf unbestimmte Zeit verlängert. (dts/afp/dpa/sua)
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