Bio-Kerosin: Mit altem Speiseöl im Tank von Paris nach Kanada
Eigentlich ganz normal: Ein Airbus A350 flog am Nachmittag des 25. Mai von Paris nach Montreal (Kanada). Ungewöhnlich daran ist, dass ein Teil seines Treibstoffes altes Speiseöl war.
Der A350 der Air France wurde mit einem Gemisch aus Kerosin und 16 Prozent altem Speiseöl betankt und flog damit seinen Langstreckenflug, wie der „Spiegel“ berichtet. Vergleichen könnte man das mit E10-Benzin an Tankstellen, jedoch für Kerosin im Luftverkehr.
Das Bio-Kerosin SAF
Der Beigeordnete Minister für Verkehr, Jean-Baptiste Djebbari, der vom „Spiegel“ zitiert wurde, twitterte, dass durch die Beimischung pro Flug insgesamt 20 Tonnen CO2 eingespart werden könnten.
Dahinter steckt das Vorhaben, Treibstoffe auch bei Flugzeugen emissionsfreundlicher zu machen. Die Luftfahrtbranche hat sich verpflichtet, ihren CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 auf die Hälfte der Emissionen von 2005 zu reduzieren. Bio-Kraftstoffe gelten dazu als eine Möglichkeit. Sie kosten derzeit zwei- bis dreimal so viel wie normales Kerosin, was das Fliegen mit ihnen teurer macht.
Fluggesellschaften experimentieren auch bei Cargo-Flügen mit dem Bio-Kerosin namens Sustainable Aviation Fuel (SAF). Frankreich will den Anteil von SAF am Gesamtverbrauch auf ein Prozent erhöhen, 2030 sollen es fünf Prozent sein. Derzeit besteht SAF hauptsächlich aus Pflanzen- und Speiseölen.
Mit Kokos- und Senföl
Die Air France KLM Group investiert auch im Cargo-Sektor in das synthetisch aus Biomasse hergestellte SAF. Spediteure und Verlader können die Entwicklung unterstützen und darüber den CO2-Fußabdruck ihrer Sendungen reduzieren, teilte der Aircargo Club Deutschland mit. Vom Schweizer Logistikkonzern Kühne+Nagel wird berichtet, dass seine Fracht auf der Strecke Los Angeles – Amsterdam bereits ausschließlich mit Frachtmaschinen befördert wird, die zu 100 Prozent mit nachhaltig erzeugtem Bio-Kerosin betrieben werden.
Bereits 2008 gab es den ersten Testflug einer Passagiermaschine mit einer Mischung aus Bio-Treibstoff und Kerosin. Verwendet wurden damals Kokos- und Babassu-Nüsse. Auch die australische Fluglinie Quantas startete ökologisch: mit einer „Dreamliner“-Boeing und einer Beimischung von Senföl.
Falls man jedoch alle Flüge weltweit mit Bio-Kerosin betanken würde, müsste man eine zusätzliche Anbaufläche von der Größe Indiens schaffen, sagte Cristina Mestre von Transport & Environment, der Dachorganisation mehrerer europäischer Nichtregierungsorganisationen mit dem Schwerpunkt Verkehr.
Hinzu kommen technische Schwierigkeiten. Sofern völlig auf Bio-Sprit umgestiegen würde, brauchen viele Flugzeuge neue Triebwerke. Oder neue Erfindungen – für den Antrieb mit Wasserstoff.
Deutschland: „Power to Liquids“
Die deutsche Regierung hat sich mit den hiesigen Fluggesellschaften auch über ein Vorgehen zur Dekarbonisierung des Luftverkehrs verständigt. Nach einem Stufenplan sollen schrittweise CO2-freie Treibstoffe eingeführt werden.
Dem Plan zufolge soll zunächst die Bundesregierung die Grundlagen für eine sogenannte PtL-Industrie schaffen. Das Kürzel steht für „Power to Liquids“ und bezeichnet ein Verfahren zur Herstellung flüssiger Kraftstoffe auf Basis von Wasserstoff.
2026 soll in einem ersten Schritt dem Kerosin 0,2 Prozent nachhaltiger Treibstoff beigemischt werden. Bis 2030 soll die verbindliche Mindestquote dann auf zwei Prozent steigen. Dafür sollen 200.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin hergestellt werden. (ks)
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