Bauern benötigen dringend Saisonarbeitskräfte – Bauernverband fordert sofortige Maßnahmen
Die Ausbreitung des Coronavirus und die europaweit ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionskette haben nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) „deutliche Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft“.
Besonders betroffen seien aktuell die Obst- und Gemüseproduzenten, die auf den Einsatz von ausländischen Saisonkräften angewiesen sind.
Nötig seien nun bei einer Reihe von Regeln „kurzfristige Ausnahmen“, forderten der DBV und weitere Verbände der Agrarbranche in einem gemeinsamen Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Dies ist demnach nötig, „um dringende und für die Lebensmittelversorgung erforderliche Arbeiten erledigen zu können.“
Verlängerung der Höchstarbeitszeit
Konkret fordern die Verbände eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes mit einer Verlängerung der täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten und einer Verkürzung der Ruhezeiten. Außerdem solle es eine Anhebung der Entgeltgrenze für eine geringfügig entlohnte Beschäftigung geben.
Zudem mahnt die Branche auch eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose, Asylbewerber, Bezieher von Kurzarbeitergeld oder einer vorzeitigen Altersrente an.
Auch solle es einen „erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Arbeitskräfte aus Drittstaaten“ sowie eine Lockerung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes geben, um Zusammenarbeit zwischen Betrieben zu erleichtern.
Die Verbände wandten sich außerdem an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) mit der dringenden Bitte, die Anreise der ausländischen Saisonarbeitskräfte sicherzustellen.
In der Vergangenheit konnte der saisonale Arbeitskräftebedarf der Bauern vor allem durch Arbeitnehmer aus den EU-Staaten Polen und Rumänien gedeckt werden. Vielerorts gelten derzeit aber Reisebeschränkungen.
Klöckner für unkonventionelle Wege
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte am Montag der Landwirtschaft Unterstützung wegen fehlender Saisonkräfte aus dem Ausland zugesagt und dabei in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ auch „unkonventionelle Wege“ angeregt. „Ob diejenigen Mitarbeiter, die in der Gastronomie leider immer weniger zu tun haben, in der Landwirtschaft einspringen können und möchten – auch so etwas müssen wir überlegen.“
Es müsse geprüft werden, welche bürokratischen Anforderungen während der Krise gegebenenfalls heruntergefahren werden könnten, sagte die Ministerin der Zeitung.
Ein akuter Arbeitskräftemangel droht demnach sowohl bei den ersten Ernten etwa von Rhabarber oder Spargel als auch bei der anstehenden Feldarbeit im Frühjahr. Diese Arbeiten könnten nicht einfach aufgeschoben werden, sagte Klöckner. (afp)
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