Bankübernahme in der Schweiz: Oberstes Ziel war, einen Flächenbrand in der Branche zu verhindern

Die Schweizer Großbank Credit Suisse ist gescheitert. Die größere Konkurrentin UBS übernimmt die angeschlagene Bank. Fragen und Antworten zur Credit-Suisse-Krise.
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Die Übernahme der Credit Suisse wurde am Wochenende des 18. und 19. März 2023 abgewickelt.Foto: iStock
Epoch Times19. März 2023

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Es ist ein gewaltiges Beben in der europäischen Bankenszene. Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch ihre kleinere Konkurrentin soll Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen.

„Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen“, sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend.

Warum ist die Credit Suisse (CS) gestrauchelt?

Die altehrwürdige Bank, Jahrgang 1856, hat sich mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Da war die bulgarische Mafia, die 2004 bis 2007 laut Staatsanwaltschaft ungestört Geldwäsche über CS-Konten abwickelte. Da waren 2013 die windigen Geschäfte einer britischen CS-Tochter in Mosambik, wo bei Krediten an Staatsfirmen Millionen verschwanden.

Dann gab es zwischen 2016 und 2019 die Bespitzelung eigener Kaderleute, von denen einer in Gangstermanier auf den Straßen Zürichs verfolgt wurde. Und die Bank war jüngst bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds dabei und verlor bei deren Zusammenbruch Millionen.

Das Vertrauen in die CS war also schon gesunken, der Zusammenbruch jüngst der Silicon Valley Bank und die Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise hat sie tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen.

Warum hat das Management versagt?

Abzocker-Mentalität in den Teppich-Etagen der Bank macht der „Tages-Anzeiger“ als einen Grund aus. Die Zeitung hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Top-Manager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken (32,2 Mrd. Euro) an Boni einsteckten.

Für den Banken-Branchendienst Inside Paradeplatz haben die Schweizer Nationalbank, die Finanzaufsicht und die Regierung versagt. Sie hätten der Bank spätestens seit Herbst, als Zweifel an einer Zukunft der Credit Suisse lauter wurden, kritische Fragen stellen müssen, schrieb der Herausgeber Lukas Hässig am Sonntag.

Dann hätte das Ruder noch herumgerissen werden können. Das passierte nicht. „Auf der Brücke der Helvetia hat in den letzten Jahren ein Panik-Orchester das Kommando übernommen“, schrieb Hässig. „Dieses schaute monatelang tatenlos zu, wie die CS-Titanic mit voller Fahrt auf den Eisberg zuraste.“ Helvetia ist die lateinische Bezeichnung der Schweiz.

Wie wichtig ist die Credit Suisse?

Sie gehörte – wie die Deutsche Bank – zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Diese Einordnung stammt vom internationalen Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board; FSB), der das internationale Finanzsystem überwacht. Diese Banken sind international vernetzt, weshalb ihr Scheitern andere mitreißen könnte – sie sind „too big to fail“ (engl. „zu groß zum Scheitern“). Sie unterliegen besonderen Sicherheitsauflagen.

Zusammen mit der CS wird die UBS nun eine Mammutbank, größer als die Deutsche Bank. Sie wird eine Bilanzsumme von mehr als 1,5 Billionen Franken haben (Daten Stand Ende 2022). Die Deutsche Bank hatte gut 1,3 Billionen Euro.

Wie sind die Ersparnisse bei Banken abgesichert?

Die Spareinlagen von Kunden sind in Deutschland im Fall einer Bankenpleite bis zu 100.000 Euro pro Person gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute weit über das gesetzliche Maß hinaus Kundengelder freiwillig ab.

Bei privaten Banken sind nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Ähnlich ist es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Wann gab es zuletzt eine weltweite Finanzkrise?

Die nahm im Sommer 2007 ihren Lauf. Im spekulativ aufgeblähten US-Immobilienmarkt stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft, als klar wurde, dass Hypotheken für wenig solvente Kunden massenweise platzen würden. Die Banken vertrauten sich gegenseitig nicht mehr.

In der Folge brach am 15. September 2008 die amerikanische Großbank Lehman Brothers zusammen. Die nachfolgende Krise breitete sich weltweit aus, zahlreiche Bankhäuser mussten mit Milliardenkrediten gestützt werden.

Solche Probleme wie damals, dass vielen Banken durch plötzlich wertlos gewordenen Ramschhypotheken in die Bredouille kamen, gibt es jetzt nicht. Zur Zeit macht Banken die Zinswende in den USA und im Euroraum zu schaffen. Es kam zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen.

Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die Silicon Valley Bank gezwungen, weil Anleger drohten, ihre Gelder abzuziehen, wenn sie nicht höhere Zinsen bekommen. Die daraus resultierenden Verluste brachen ihr das Genick.

Ist die Welt besser gewappnet als 2016?

Um die Branche krisenfester zu machen, wurden die Regularien verschärft. So müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten.

Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro. (dpa/ks)



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