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Ausnahmen vom Heizpilze-Verbot und Aerosol-Filter sollen Gaststätten retten

Bis zu 60 Prozent der Gaststätten in Deutschland droht Corona-bedingt das Aus. In dieser Situation zeigen sich sogar die Grünen gesprächsbereit über mögliche Ausnahmen vom Verbot der Verwendung von Heizpilzen. Diese ermöglichen einen längeren Outdoor-Betrieb.

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Heizpilze verlängern die Freiluftsaison für Gaststätten wie hier in Berlin (Symbolbild von 2008).

Foto: Andreas Rentz/Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

Angesichts massenhaft drohender Insolvenzen von Gaststätten infolge der Corona-Krise erklären sich Politiker der Grünen gesprächsbereit bezüglich möglicher Ausnahmen vom Verbot sogenannter Heizpilze. Dies berichtete die „Welt am Sonntag“ vom vergangenen Wochenende (30.8.).
Die angeblich „klimaschädlichen“ Einrichtungen zum Beheizen von Freiflächen sind in vielen Kommunen wegen ihres CO2-Ausstoßes verboten. Der Fachverband Dehoga hatte angesichts der Corona-bedingten Umsatzeinbußen Ausnahmeregelungen gefordert.

Heizpilze: Neuer Pragmatismus bei den Grünen

Zwar lehne man den Betrieb von Heizpilzen grundsätzlich ab, erklärte nun die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Katharina Dröge. Für Zelte oder feste Aufbauten solle eine „pandemiebedingte, zeitlich befristete Ausnahme vom Verbot von Heizstrahlern“ jedoch ermöglicht werden. Auch Fraktionschef Anton Hofreiter hatte bereits zuvor eine befristete Ausnahme für denkbar erklärt.
Umweltpolitiker von FDP und SPD im Bundestag ließen ebenfalls Bereitschaft erkennen, den durch die Corona-Krise angeschlagenen Gastwirten die Möglichkeit einzuräumen, auf diese Weise ihre Saison zu verlängern. Derzeit sehen etwa 60 Prozent der deutschen Gastronomen ihre Existenz gefährdet.
Bereits jetzt ist das Platzangebot von Gaststätten durch Hygienevorschriften und Abstandsbestimmungen zum Teil erheblich reduziert. Das absehbare witterungsbedingte Ende des Terrassenbetriebs würde die räumlichen Kapazitäten der Betriebe weiter vermindern.

Gaststätten erreichen nach wie vor erst einen Bruchteil des Prä-Corona-Umsatzes

Auch ohne Corona-bedingte Vorschriften sei der Andrang an Gästen deutlich geringer als vor der Krise. Die Umsätze erreichen mancherorts nach wie vor nicht mehr als 15 oder 20 Prozent des Wertes vor dem Lockdown. Viele Konsumenten behalten die in dieser Zeit eingeübte Praxis bei, statt in Restaurants Essen zu gehen lieber auf Lieferdienste zurückzugreifen – auch aus Angst vor Aerosolen. Die Gaststätten müssten jedoch häufig in gleichem Ausmaß Pacht bezahlen wie in Prä-Corona-Zeiten.
Immerhin sei das deutsche Gastgewerbe nicht im gleichen Ausmaß vom Auslandstourismus abhängig wie jenes in Spanien, Italien oder Frankreich, äußert Stephen Dutton vom Marktforschungsunternehmen Euromonitor. Er rechnet damit, dass es noch „für lange Zeit“ keine Rückkehr zum Umsatzniveau der Zeit vor Corona geben wird.
Der Bundesagentur für Arbeit zufolge ist zwischen Januar und Mai mehr als ein Zehntel der insgesamt etwa eine Million Jobs im Gastgewerbe weggefallen. Das Statistische Bundesamt geht von einem Umsatzminus von 39,7 Prozent aus, Dehoga erwartet für das Gesamtjahr, dass die Summe der Vorjahreserlöse von 93,6 Milliarden Euro über das gesamte Jahr 2020 nur etwa zur Hälfte erreicht werde.

Raumluftfilter: effektiv, aber teuer

Neben Heizpilzen zur Verlängerung des Outdoor-Betriebes soll auch der Einsatz von Filteranlagen helfen, die Situation von Gastwirtschaften zu verbessern. Dehoga weist auf Anlagen zur Reinigung von Raumluft hin, die schwebende Mini-Tröpfchen einfangen und die Luft von virenbehafteten Aerosolen reinigen können.
Die besten Geräte auf dem Markt sind Untersuchungen der Bundeswehr-Universität in München zufolge in der Lage, Aerosolpartikel nahezu vollständig aus der Raumluft auszuscheiden, was die Ansteckungsgefahr auch im Herbst und Winter in geschlossenen Räumen minimieren könnte.
Das Problem: Der Anschaffungspreis für solche Geräte beginnt bei 4.000 Euro aufwärts. Nun versucht die Koalition in Berlin Wege zu finden, den Erwerb solcher Geräte zu erleichtern. Hersteller Trotec aus dem früheren Corona-Hotspot Heinsberg bereitet sich laut WamS auf eine Ausweitung der Produktion auf das 25-Fache vor, bei einer Vorlaufzeit von sechs Wochen. Die Filter ersetzen jedoch Experten zufolge kein regelmäßiges Durchlüften.

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