Verkehr, Lager, Bau, Gastgewerbe
14 Prozent mehr: Zahl der Insolvenzen von Unternehmen steigt kräftig
In der Konjunkturflaute melden immer mehr Unternehmen Insolvenz an. Auch im Januar steigt die Zahl deutlich. Anders sieht es bei Verbraucherpleiten aus. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet 2025 mit einem neuen Höchststand von mehr als 32.000 Unternehmensinsolvenzen.

Es gibt erneut mehr Unternehmensinsolvenzen (Archivbild).
Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist im Januar 2025 stark gestiegen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes legte sie um 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu.
Mit Ausnahme des Juni 2024 (+6,3 Prozent) liegen die Zuwachsraten im Vorjahresvergleich damit seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich.
Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.
Die meisten Insolvenzen gab es im Verkehr und Lager
Für November 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.787 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 18,1 Prozent mehr als im November 2023.
Die Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahresmonat hatten die Forderungen bei rund 1,5 Milliarden Euro gelegen.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im November in Deutschland insgesamt 5,2 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 9,0 Fällen. Danach folgten das Baugewerbe mit 7,5 Insolvenzen sowie das Gastgewerbe mit 6,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.
Im November 2024 gab es 5.971 Verbraucherinsolvenzen, so die Statistiker weiter. Damit stieg deren Zahl um 2,8 Prozent gegenüber November 2023.
DIHK: Wirtschaftskrise durchziehe alle Branchen
„Die Wirtschaftskrise kostet immer mehr Betriebe die Existenz“, erklärte der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier.
Treier betonte, „die Malaise“ ziehe sich durch die gesamte Branchenlandschaft: Im Kraftfahrzeugbau berichte fast jedes vierte Unternehmen von Zahlungsengpässen; in den Gesundheits- und sozialen Diensten, im Gastgewerbe und in der Bildungswirtschaft seien es jeweils 25 Prozent und mehr. Das habe die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage mit mehr als 23.000 Unternehmensantworten ergeben.
Treier rechnet im laufenden Jahr mit einem weiteren Anwachsen der Insolvenzwelle. Der DIHK-Vertreter forderte erneut die Politik zum Handeln auf: „Runter mit der Bürokratie, runter mit den Belastungen bei Energiekosten und Steuern, damit die Wirtschaft mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen rasch aus der Krise kommt.“
Creditreform: Insolvenzwelle dürfte 2025 anschwellen
Der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zufolge gab es 2024 rund 22.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland, der höchste Wert seit 2015. In diesem Jahr könnten die Zahlen demnach den Höchststand des Krisenjahres 2009 in der globalen Finanzkrise mit mehr als 32.000 Fällen erreichen.
Die Liste der Probleme für Unternehmen ist lang: teure Energie, viel Bürokratie, politische Unsicherheit, Konsumzurückhaltung bei Verbrauchern. Zudem sind Ausnahmeregeln ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie zu verhindern. (dpa/afp/red)
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