Oman – es war einmal ein weiser Sultan….

„Sei gegen niemanden hart, auf dass das Schicksal nicht hart gegen dich sei; denn das Geschick ist einen Tag für dich und den anderen Tag gegen dich. Die irdische Welt ist nur ein Darlehen, das man zurückzahlen muss.“
Titelbild
Typisches Fischerdorf umgeben von kargem Gebirge. (Manu Huwyler/ETD)
Von 7. April 2008

Typisches Fischerdorf umgeben von kargem Gebirge. (Manu Huwyler/ETD)
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Typisches Fischerdorf umgeben von kargem Gebirge. (Manu Huwyler/ETD)

Zur Zeit herrscht ein weiser Sultan in Oman – und dies schon seit 37 Jahren, der sein Land mit Bedacht ins moderne Zeitalter führt.

Zerklüftete Berge, karge Wüsten, grüne Oasen, endlose Strände, Fjorde und freundliche Menschen

Nach einem kurzen Zwischenhalt in Dubai, wo das Land nur flach ist und am Meer entlang Wolkenkratzer in Konkurrenz zueinander stehen und künstlich angelegte Inseln den arabischen Golf erobern wollen, überfliegen wir schon bald eine Gebirgskette, hinter der sich uns eine ganz neue Welt offenbart. Zerklüftete Berge und karge Wüsten, die sich bis zum Meer ausstrecken, verleihen dieser Gegend eine Vielfalt, die unsere Neugierde auf Anhieb packt.

Ehemals eine große Seemacht

Bereits seit dem fünften Jahrtausend vor Christus wurde die Arabische Halbinsel von Bevölkerungsgruppen besiedelt. Im zweiten Jahrtausend vor Christus entwickelte sich die Region zu einem wichtigen Handelsstützpunkt der Seefahrt. Oman exportierte Kupfer und Weihrauch. Im Mittelalter war Oman eine bedeutende Seemacht und später ein großes Handelsreich, jedoch im 20. Jahrhundert hatte sich das Land ins politische Abseits manövriert.

Frisches Gemüse auf dem Markt in Muscat. (Manu Huwyler/ETD)
Frisches Gemüse auf dem Markt in Muscat. (Manu Huwyler/ETD)

Vom Mittelalter in die Moderne

Das Land war unter Sultan Said bin Taimur von der Außenwelt völlig abgeschottet und litt unter drückender Armut und inneren Zwistigkeiten. Sogar Reisen zwischen den einzelnen Landesteilen waren nicht erlaubt. Als der Sohn des Sultans, Qaboos bin Said, nach seiner Ausbildung in England heimkehrte, wurde er unter Hausarrest gestellt. Der Sultan weigerte sich, die Öleinnahmen zur Verbesserung der Lebenslage seines Volkes zu verwenden, als diese in den 1960er Jahren zu fließen begannen.

Der Sultan teilt den Reichtum des Landes mit dem Volk

Bei einem unblutigen Staatsstreich übernahm sein Sohn Qaboos 1970 die Macht. Da er sein Volk am aufkommenden Reichtum beteiligte und das Land innerhalb von 25 Jahren aus dem Mittelalter in die Moderne führte, ist er beim Volk außerordentlich beliebt. Schulen, Spitäler und Straßen wurden gebaut. Damals gab es nur ca. zehn Kilometer geteerte Straßen. Zudem wurden Landwirtschaft und Industrie ausgebaut sowie der Tourismus entwickelt. Trotz dieser Umwälzungen blieb die Tradition erhalten.

Händler bei der Kaffeepause. (Manu Huwyler/ETD)
Händler bei der Kaffeepause. (Manu Huwyler/ETD)

Tradition

Die meisten Männer in Oman tragen die „Dishdasha“, ein weißes knöchellanges Kleid, das gerade bei der großen Sommerhitze ideal ist. Der soziale Rang wird durch das Bekleidungszubehör ersichtlich – Ledergürtel mit Krummdolch, der silberverzierte Krummdolch „Khanjar“, ein Juwel aus Silber mit feiner Ziselierung. Die Frauen tragen oft einen weiten schwarzen Umhang, die „Abaya“ und ein Kopftuch. Auf dem Land bedecken manche Frauen Nase und Mund oder das ganze Gesicht mit einer schwarzen Maske oder einem Schleier. Wir fragen einen Einheimischen, ob dies der Sultan vorschreibe. Jener erwidert: „Nein, viele Frauen in der Stadt tragen keinen Schleier. Sie dürfen auch ein Auto steuern und an Universitäten studieren.“ Immer häufiger tragen Frauen und Männer westliche Kleidung.

Said, ein liebenswürdiger Fischer

Unser Fahrer heißt Said, hat dreizehn Geschwister und ist uns in diesen Tagen sehr ans Herz gewachsen. Früher war er Fußballer bei der Nationalmannschaft in Oman. Seit seiner Fußverletzung spielt er nur noch vereinzelt und ist stolz auf seine Pokale. Heute ist er als Fischer tätig und macht gelegentlich Ausflüge mit Touristen. Auf unsere Frage, ob der Fischfang gut sei, erwidert er, es gäbe viel zu viele Fische nahe bei der Küste. Wir sahen ihn erstaunt an, worauf er erklärte, weil es viele Fische gäbe, bezahlen die Händler am Fischmarkt tiefe Preise. Voller Stolz zeigt er uns sein neuerbautes Haus, das er mit Frau und der Familie seines Bruders in einem kleinen Küstendorf bewohnt. Der Sultan hat ihnen das Land zur Verfügung gestellt. Er entscheidet auch, wer wo und was baut. Said hilft seiner Frau im Haushalt und kocht gerne. Dies habe er schon von seinem Vater gelernt, erzählt er uns. „Bei uns zu Hause wird nicht gestritten oder geschlagen“, erklärt er, „wir diskutieren viel und lösen so die Probleme. Wenn es zu Hause Besuch gibt, essen Frauen und Männer getrennt voneinander, sonst sitzt die ganze Familie zusammen beim Essen.“ Said und seine Frau kaufen im Souk (Händlerviertel) ein, denn dort ist es viel billiger und auch frischer als im Supermarkt. Mit seinen 28 Jahren strahlt er eine große Liebenswürdigkeit und Leichtigkeit aus. Er berichtet weiter: „Meine Frau regt sich manchmal auf, wenn ich zuviel rede und Witze mache.“ Er träumt von einem eigenen Hotel, und dies sollte natürlich den Namen Hotel Said tragen. Mit dem Chefkoch des nahegelegenen Hotelressorts pflegt er regen Kontakt. Nun kann er schon einen Teil seines Fischfangs dem Hotel verkaufen.

Muscat wie zu Sindbads Zeiten. (Manu Huwyler/ETD)
Muscat wie zu Sindbads Zeiten. (Manu Huwyler/ETD)

Vielfältige Landschaft

Dank des uralten Bewässerungssystems gedeihen in den Oasen Aprikosen-, Feigen-, Pfirsich- und Granatapfelbäume.

Im südlichen Teil Omans trifft man auf lange Strände, Bananenplantagen und Dattelpalmen. Die Datteln schmecken äußerst süß. Aufgrund des Monsunregens gibt die sattgrüne Vegetation um Salala der Stadt ein beinahe tropisches Ambiente. Das Grab der Königin von Saba befindet sich hier. Die Architektur und die Verzierungen zeigen die kulturelle Nähe zum Jemen, dessen Grenze in der Nähe von Salala liegt.

Wanderdünen und Dornenbüsche herrschen in den zentralen und westlichen Landesteilen vor. Die teilweise schneebedeckten Hajaberge türmen sich bis zu 3.000 Metern auf. Verlockende Strände sind zwischen hohen Bergen eingebettet, ideal für Schnorchler und Taucher, um die noch intakte Meereswelt zu ergründen.

Oman befindet sich im Aufbau. Viele Küstenstreifen sind noch unberührt vom Tourismus, da nicht zuletzt auch der Straßenbau durch die gebirgige Landschaft beschwerlich ist. Auf den Straßen sieht man ausschließlich saubere Autos. Der Fahrer erklärt uns, dass es eine Vorschrift gibt, ein sauberes Auto zu fahren, sonst wird ein Bußgeld verhängt.

Mitbringsel

Es lohnt sich in Oman Silberschmuck zu kaufen. Das Angebot in den Sucks reicht von Schminkdosen bis zu Halsketten, die in traditionellen Mustern verarbeitet werden. Attraktiv sind auch Messing- und Kupfergegenstände. Der freundliche libanesische Hotelmanager schenkt uns zum Abschied Dattelmarmelade und erzählt, dass man sich eigentlich mit Datteln ganz gut ernähren könne. Milch dazu wäre die ideale Ergänzung. Datteln gibt es gefüllt mit Mandeln oder Orangenschalen, ein gesunder Leckerbissen für die Daheimgebliebenen.

Ein neu erbautes Gebäude spiegelt den Charme von Tausend und einer Nacht wider. (Manu Huwyler/ETD)Ein neu erbautes Gebäude spiegelt den Charme von Tausend und einer Nacht wider. (Manu Huwyler/ETD)

Geschickte Eingliederung alter und neuer Architektur

Oman hat viel zu bieten und wurde durch den Ölreichtum nicht negativ beeinflusst. Städte und Dörfer konnten ihren Charme erhalten. Man spürt, dass ein kluger Mann das Land regiert.

Die erwirtschafteten Gewinne wurden nicht in moderne Architektur, sondern in die Restaurierung historischer Gebäude und Eingliederung neuer Bauten in die alte Kultur investiert. Wenn wir von den Einheimischen etwas über den Sultan wissen wollten, wurde er stets gelobt.

Die beste Reisezeit in Oman ist zwischen Oktober und April, da zu dieser Zeit mit sonnigen Tagen bis zu 30 Grad zu rechnen ist.

Zu diesem wunderbaren Flecken Erde in Arabien passt wunderbar dieses arabische Sprichwort: „Sei gegen niemanden hart, auf dass das Schicksal nicht hart gegen dich sei; denn das Geschick ist einen Tag für dich und den anderen Tag gegen dich. Die irdische Welt ist nur ein Darlehen, das man zurückzahlen muss.“



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