Parasitologe warnt: Gefährliche Parasiten aus Dritte-Welt-Ländern breiten sich nach Europa aus

Ein Parasitologe erklärt, dass sich die Wurmkrankheit Bilharziose, die eher typisch für ärmliche Regionen Afrikas, Asiens und Südamerika ist, nach Europa ausbreitet.
Titelbild
Vermehrt treten Bilharziose-Fälle in Europa auf. Der Parasitologe Prof. Karl Hoffman versucht bei seiner Forschung Grundlagen zu schaffen zur Entwicklung neuer Medikamente und neuen Behandlungsmethoden. SymbolFoto: JEAN-PHILIPPE KSIAZEK/AFP/Getty Images
Epoch Times26. Juli 2018

Karl Hoffmann, Professor für Parasitologie an der Aberystwyth Universität in Wales, machte in einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung deutlich, dass sich Wurmkrankheiten die eher typisch für ärmliche Regionen in Afrika, Südamerika und Asien sind, vermehrt nach Europa ausbreiten. Als Gründe nannte er das zunehmende globale Reisen und Klimaveränderungen.

Nach Hoffmann sind etwa 25-30% der Menschen mit mindestens einer parasitären Wurmart infiziert. Die Erkrankungen, die sie auslösen können, können schwerwiegend sein und zeigen sich auf vielfältige Weise.

So zählt Hoffmann Narbenbildung in den Augen, Blindheit, Schwellungen der Extremitäten und Immobilität, Verdauungsstörungen, Unterernährung, Anämie und Müdigkeit als mögliche Folgen auf. Zudem, so erklärt der Parasitologe, können sie das individuelle Risiko an Krebs und Aids zu erkranken, erhöhen.

Fehlende geeignete Wasser- und Abwasserinfrastrukturen begünstigen Wurmerkrankungen

Hauptgrund für ihre Verbreitung ist ein Mangel an geeigneten Wasser- und Abwasserinfrastrukturen in den endemischen Gebieten. „Die langfristigen Folgen der zunehmenden Verbreitung parasitärer Würmer sind schwer vorherzusagen, aber der Schaden, den die Infektion verursacht, zeigt die Notwendigkeit, Bekämpfungsstrategien zu entwickeln“, so Hoffmann. Einer der verbreitetsten und schwerwiegendsten parasitären Wurmkrankheiten stellt dabei die Schistosomiasis, auch bekannt unter dem Namen Bilharziose, dar.

„Diese Wurmkrankheit betrifft derzeit jedes Jahr Hunderte von Millionen Menschen und führt häufig zum Tod von Tausenden bis Hunderttausenden von Menschen“, so Hoffmann. Die weltweiten Auswirkungen von Bilharziose sind so groß, dass einige behaupten, sie sei nach Malaria die zweitgrößte der verheerenden parasitären Krankheiten.

Ausgelöst wird sie von Pärchenegel-Saugwurmlarven. Süßwasserschnecken in warmen Binnengewässern dienen dabei als Zwischenwirte. Zu Zerkarien (Larven) weiterentwickelt, werden sie von den Schnecken ausgeschieden und bewegen sich frei durchs Wasser. Von dort dringen sie schnell in die Haut ein und entwickeln sich zu erwachsenen männlichen und weiblichen Schistosomen in den Blutgefäßen, die den Darm oder die Blase infizierter Personen umgeben.

Dort produzieren die von Larven zu Würmern entwickelten Weibchen täglich Hunderte bis Tausende Eier. In den menschlichen Organen führen diese Eier dann zu Entzündungen, Narbenbildung, Flüssigkeitsungleichgewichten, Anämie und wenn keine medikamentöse Behandlung stattfindet, schließlich zum Tod.

Ein Teil der Eier, die dabei in den Darm oder die Blase wandern, wird in die Umwelt freigesetzt, wenn eine infizierte Person den Darm entleert oder uriniert. Wenn diese Eier dann ins Süßwasser gelangen, können sie schlüpfen, sich Süßwasserschnecken als Zwischenwirt suchen und so ihren Lebenskreislauf schließen.

85 Prozent aller Bilharziose-Erkrankungen treten südlich der Sahara auf

Der Forscher macht deutlich, dass zirka 85 Prozent aller menschlichen Bilharziose-Erkrankungen derzeit in Afrika südlich der Sahara auftreten. Nun wurden auch vermehrt Fälle auf der Mittelmeerinsel Korsika gemeldet.

Die Bilharziose kann effektiv medikamentös behandelt werden, doch hat man in den letzten Jahrzehnten versäumt, die Anti-Schistosomen-Medikamente weiterzuentwickeln. Hoffmann hält dies für gefährlich, denn was ist, wenn die Würmer plötzlich unempfindlich bzw. resistent auf die bisherigen Medikamente reagieren?

Hoffmann hat nach eigenen Aussagen die letzten zwei Jahrzehnte damit verbracht, die Biologie der Schistosomen zu studieren, um die Entwicklung neuer Medikamente oder neuer Therapien zu fördern.

Dabei ist ihm die Bedeutung von Proteinen, die für die Vermehrung des Wurmes und seine Regenerationsfähigkeit bedeutend sind, aufgefallen. Seine Studien deuten darauf hin, dass man möglicherweise mit Medikamenten auf bestimmte Proteine einwirken kann und damit die Vermehrung und Widerstandsfähigkeit der Würmer beeinflussen kann. Damit ließen sich möglicherweise Wurmkrankheiten bekämpfen.

Globales Reisen fördert Verbreitung von Bilharziose

Hoffmann führt das vermehrte Auftreten von Wurmkrankheiten in Europa auf das globale Reisen und den Klimawandel zurück. Korsika, wo vermehrt Fälle von Bilharziose auftraten, ist eine Region mit einem hohen Anteil von Einwanderern aus afrikanischen Ländern.

Bereits 2014 veröffentlichte das Robert-Koch-Institut eine Meldung zu Bilharziose-Fällen in Südkorsika. Die Krankheit sei nach dem Baden im Fluss Cavu/Cavo aufgetreten. Auch am französischen Festland und in Deutschland sind mehrere Fälle von Bilharziose diagnostiziert worden – alle Betroffenen waren im Urlaub auf Korsika und badeten in dem Fluss Cavu. Daher rief das Institut deutsche Touristen, die zwischen 2011 und 2013 dort badeten auf, sich medizinisch untersuchen zu lassen.

Doch auch jetzt findet sich auf den Seiten des Auswärtigen Amtes ein Warnhinweis, der sich ebenfalls auf das Auftreten einzelner Fälle von Bilharziose durch Schistosoma haematobium auf Korsika bezieht. Dabei wird erklärt, dass sämtliche Infektionen im Zusammenhang mit Aufenthalten und Süßwasserkontakten am Unterlauf des Flusses Cavu/Cavo nahe der Stadt Porto Vecchio im Süden der Insel stehen.

Eine grundsätzliche Gefährdung kann dort insbesondere beim Baden im Fluss bzw. Seen oder Teichen derzeit nicht sicher ausgeschlossen werden, informiert das Auswärtige Amt. Der Unterlauf des Cavu ist ein beliebter Ort zum Baden. (er)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion