Grundwasser in Gefahr? Bauern machen Front gegen geplante neue Düngeverordnung
In der Diskussion um den hohen Nitratgehalt im Grundwasser wehren sich die Bauern energisch gegen die geplante Verschärfung der Düngeverordnung. Der Bauernverband sieht damit gar die Zukunft der deutschen Landwirte gefährdet – und auch für die Verbraucher hätten die Pläne weitreichende Folgen, warnt er. Die neuen Regelungen könnten auf Druck der EU-Kommission schon 2020 in Kraft treten – dann sollen die Bauern 20 Prozent weniger düngen dürfen.
Dies würde „zu einer Unterversorgung der Kulturpflanzen“ führen, kritisiert Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied. Er nennt die Pläne gar „fachlichen Unsinn“. Es wäre nach der Neuregelung nicht mehr gesichert möglich, Qualitätsweizen zu erzeugen. Der Importanteil von Lebensmitteln auf dem deutschen Markt würde so zunehmen. Dänemark leide schon unter einer vergleichbaren Verschärfung, dort könne kein Brotgetreide mehr angebaut werden.
Deutschland hatte seine Düngeverordnung erst 2017 novelliert – jetzt steht das Landwirtschaftsministerium erneut unter Druck, die Nitratbelastung im Grundwasser zu senken. Der Bundesregierung drohen nach einer Klage der Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) Strafzahlungen von 860.000 Euro pro Tag.
Anders als in unseren europäischen Nachbarländern gibt es in Deutschland noch immer keine flächendeckende Ausweisung nitratgefährdeter Gebiete“, bemängelt Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Auch fehlten konkrete Aktionsprogramme und Abhilfemaßnahmen.
Rukwied kontert, seit 2017 habe sich durchaus etwas getan: So hätten die Landwirte immerhin zehn Prozent weniger stickstoffhaltige Handelsdünger und sogar 27 Prozent weniger Klärschlamm eingesetzt.
Doch laut der Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) gibt es gerade im Nordwesten Deutschlands große Flächen, die aufgrund der Nitratbelastung in schlechtem chemischen Zustand sind – insbesondere in Regionen mit intensiver Viehhaltung. Der Bauernverband fürchtet, dass dort mit der neuen Düngeverordnung viele Tierhalter ihre Viehbestände reduzieren müssten. Die Zukunft dieser Betriebe sei bedroht.
Damit es für Landwirte attraktiver wird, sich an die Vorgaben des Gewässerschutzes zu halten, sind vor allem finanzielle Anreize notwendig. Der DWA erklärt, hier gebe es schon viele Möglichkeiten. Dafür müssten Landwirte aber etwa darauf verzichten, den Boden im Herbst zu bearbeiten. So sickere über den Winter weniger Stickstoff ins Grundwasser durch.
Besonders wirksam ist demnach der sogenannte Zwischenfruchtanbau. Klee- oder Rapssorten binden den Stickstoff, wodurch weniger ins Grundwasser ausgewaschen wird. Landwirte könnten sich kostenfrei von Experten beraten lassen, wie sie Gewässer am besten schützen, rät der DWA.
Die massive Nitratverschmutzung ist ein großes Problem für unsere Trinkwasserressourcen“, warnt Weyand vom BDEW.
Das Wasser müsse wegen der hohen Belastung aufwendig aufbereitet werden – bislang auf Kosten der Versorger und ihrer Kunden. Nach einer Analyse der Beratungsfirma Mocons könnten die Jahreswasserrechnungen für Verbraucher in einigen Regionen deshalb um 62 Prozent steigen.
Rukwied hält dagegen:
Treiber von Trinkwasserpreisen ist sicherlich nicht die Landwirtschaft, sondern die Kosten für Infrastruktur und der rückläufige Wasserverbrauch der Bürger.“
Die Chancen auf einen Kompromiss im Dünge-Konflikt scheinen gering. Es brauche „auch im Hinblick auf die Gemeinsame Agrarpolitik der EU ein grundsätzliches Umdenken“, findet DWA-Präsident Uli Paetzel. (afp)
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