Fußballfans wehren sich und boykottieren das Ruhrderby

Titelbild
Foto: Steffen Andritzke/The Epoch Times
Von 14. September 2010

„Fußball ist Allgemeingut”. Dieses Zitat stammt von Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, und wie jeder weiß, ist der Fußball tatsächlich Volkssport Nummer eins in unserem Land. Doch, hält der derzeitige Trend im Fußballgeschäft weiter so an, wird es wohl bald einem nicht geringen Teil unseres Volkes nicht mehr vergönnt sein „ihren” Sport live in den Bundesligastadien sehen zu können.

Der Grund zu dieser Annahme liegt in der stetig steigenden Entwicklung der Eintrittspreise. Langsam werden – wenn im Moment auch noch nicht so prägnant – Parallelen zum Mutterland des Fußballs sichtbar. In England nämlich, was gern schon einmal von so manchem deutschen Manager als leuchtendes Beispiel in der Vermarktung der Ware Fußball dargestellt wird, ist es mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich, für ein Ticket 100 Pfund (ca. 120 Euro) zu bezahlen; die billigste Jahreskarte in der Premierleague ist nun auch nicht mehr unter 760 Pfund (ca. 917 Euro) zu haben und die Eintrittspreise wurden seit 1992 teilweise um 900 Prozent erhöht.

Auch in Deutschland wird diese Tendenz immer mehr sichtbar, doch die Kunden (Fans) der Aktien- und Kapitalgesellschaften (Bundesligavereine) nehmen diese von ihnen als “Preistreiberei” empfundene Preispolitik nun nicht mehr stillschweigend hin.

So rufen die Fans von Borussia Dortmund nun zum ersten Mal in dieser Größenordnung zum Boykott eines Spieles auf. Da der BVB zu den Vereinen gehört, der sehr viele Anhänger in unserem Land hat, könnte man mutmaßen, dass man bei der Gestaltung der Ticketpreise davon ausgeht, die Karten sowieso verkauft zu bekommen, da sich die schwarz-gelben Fans die begehrten Eintrittskarten gegenseitig aus den Händen reißen werden – egal wie hoch die Preise sind. Doch die Dortmunder Anhänger haben die Nase nun gestrichen voll. Nachdem sie bei ihrem Auswärtsspiel in Baku das 30-fache des normalen Eintrittspreises bezahlen mussten und nun auch für das Derby gegen Schalke 04 am kommenden Sonntag die Preise wieder angehoben wurden, ruft die organisierte Fanszene des Ruhrpottvereins öffentlich zu einem Boykott auf. Sie wollen es nicht mehr hinnehmen, das sich die Preise teilweise über 50 Prozent erhöht haben. Im Sitzplatzbereich bedeutet das, dass die durchschnittliche Karte für das Spiel am Sonntag jetzt 54 Euro und im Stehplatzbereich 22 Euro kostet.

Fanprotest “kein Zwanni für nen Steher”.Fanprotest “kein Zwanni für nen Steher”.Foto: Steffen Andritzke/The Epoch Times

Daniel Lörcher, Sprecher der Kampagne „kein Zwanni für nen Steher”: „Das, was wir als am drastischsten empfinden, sind nicht nur die erhöhten Kartenpreise, sondern dass diese innerhalb von nur sechs Monaten derart dreist erhöht wurden. Noch im Februar diesen Jahres hat eine Stehplatzkarte 14,50 Euro gekostet. Damit ist das Maß jetzt voll. Aber das ist keine Aktion, die mal so eben schnell über unsere Fans drübergestülpt wurde, sondern dieser „Ticket-Preis-Frust” ist innerhalb unserer Anhänger allmählich gewachsen. Da dieses Thema ja schon länger, speziell aber seit dem Spiel in Baku, heiß diskutiert wird, war klar, dass man das nun auch nicht mehr so einfach akzeptieren darf.”

Da das Spiel des BVB gegen die Blauen aus Gelsenkrichen aber das Highlight der Saison ist, wird der Boykott dieses Derbys in der organisierten Fanszene Deutschlands allgemein als Paukenschlag aufgenommen. „Klar, jeder hier in Dortmund fiebert dem Derby entgegen und es wird wohl das erste Mal seit Jahren passieren, dass dieses Spiel nicht ausverkauft sein wird. Aber es geht hier keinesfalls um eine Rivalität zu den Schalkern, sondern ausschließlich um die Preispolitik mancher Vereine. Wir haben mittlerweile zwischen 4.000 und 5.000 Unterstützer dieser Kampagne, die nicht in Gelsenkirchen ins Stadion gehen werden. 1.600 BVB-Fans haben ihre Karte bereits schon wieder zurückgegeben und noch mehr Fans haben ihr Ticket erst gar nicht gekauft.“

„Außerdem haben wir noch über 300 Fanclubs, die dahinter stehen und diesen Boykott unterzeichnet haben. Wir haben auch aus ganz Deutschland von anderen Fangruppen Unterstützung und Anerkennung bekommen. Besonders hervorheben möchte ich nur die Ultras aus Gelsenkirchen, die sich in einer Stellungnahme sehr positiv unserer Aktion gegenüber geäußert haben. Die sagen, und das völlig zu Recht, dass sie dieses Thema ja genauso betrifft. Tatsächlich betrifft diese nach oben offene Preisspirale ja alle Fans in ganz Deutschland. Das ist ein stetiger Prozess und das wird immer wieder mitgemacht. Es wurde zwar schon immer ‘gemurrt’, aber nun stehen viele auf und sagen: ‘mit mir nicht mehr’!” „Und”, so Lörcher weiter, „das Feedback aus den Fanszenen aus ganz Deutschland lässt uns darauf schließen, dass aus dieser Aktion eine bundesweite Geschichte werden könnte.”

Aber auch auf internationaler Ebene werden die Dortmunder bei der UEFA Protest einlegen, da beim Auswärtsspiel in Baku beim Play-Off-Rückspiel zur UEFA Europa League die Anhebung der Gebühren- und Toleranzgrenze deutlich überschritten wurde. Dazu noch einmal Daniel Lörcher: „In Baku haben wir als Gästefans 30 Euro Eintritt bezahlen müssen und die Heimfans haben einen Euro bezahlt. Vor Ort haben wir das erst einmal so hingenommen, weil wir keinen Ärger heraufbeschwören wollten. Doch prinzipiell verstößt das gegen die Richtlinie der UEFA, in der fest verankert ist, dass die Tickets für die Gästefans bei allen Spielen der UEFA nicht teurer sein dürfen als die Tickets einer vergleichbaren Kategorie für die Heimfans. Wir werden daher in Kürze auch bei der UEFA diesbezüglich eine Beschwerde vorlegen.”

 

Verlosung von Epoch Times Deutschland: Dortmund-Trikot mit Widmung von Kevin Großkreutz zu gewinnen

Foto: Steffen Andritzke/The Epoch Times


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion