Keine Corona-Fälle nach Megaparty: Tausende feierten ohne Masken und Abstand den FC Hansa Rostock

Ein Fußballspiel, eine Megaparty, keine Masken, keine Abstände. Mecklenburg-Vorpommerns Chef-Infektiologe und Regierungsberater warnte. Doch ein Schreckensszenario blieb aus.
Von 6. Juni 2021

Der Aufstieg in die 2. Bundesliga war geschafft. Die Menschen jubelten, feierten, grölten und sangen. Kein Abstand, Masken nur in Ausnahmefällen. „Solche Bilder kennt man in Deutschland eigentlich nur aus der Zeit vor Corona“, schreibt der „Merkur“ und die „Bild“ berichtet: „Man lag sich in den Armen“ bei Bier, Böllern und in bester Stimmung.

Am nächsten Tag schon warnten die Virologen. Nun gab Rostock die dazugehörigen Infektionszahlen bekannt.

Nur mit Negativtest ins Stadion

Schon im Vorfeld machte die Rostocker Polizei für das Fußballspiel zwischen dem FC Hansa Rostock und dem VfB Lübeck am 22. Mai im Rostocker Ostseestadion klar: „Nur Personen mit Eintrittskarte und einem schriftlichen negativen Corona-Testergebnis erhalten Zutritt“, was auch für Geimpfte und Genesene gelte.

Vor dem Spiel gab es noch einen Fan-Marsch durch die Stadt, an dem den Angaben nach 2.000 bis 3.000 angereiste Personen teilnahmen. Auch nach dem Spiel – Rostock stieg vor 7.500 registrierten und getesteten Zuschauern nach einem 1:1 Unentschieden in die 2. Bundesliga auf – wurde ausgiebig gefeiert.

6.000 feierten ausgelassen am Rathaus

Laut Polizei versammelten sich nach dem Schlusspfiff bis zu 3.000 Fans auf dem Vorplatz und setzten sich Richtung Rathaus am Neuen Markt in Bewegung, wo die Zahl auf rund 6.000 Personen angestiegen sei. Hier feierte man bis gegen 21 Uhr „mit Fangesängen und unter massiver Verwendung von Pyrotechnik den Aufstieg“.

Nach Angaben der „Bild“ erklärte der Rostocker Polizeichef Achim Segebarth, dass beim Fan-Marsch und dem Aufstiegsfest am Rathaus jegliche Corona-Regeln missachtet worden seien. Doch die Polizei griff aufgrund der vorher festgelegten Deeskalationstaktik nicht ein.

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Die Mahnungen des Infektiologen

Gleich am nächsten Tag folgte die Warnung vor dem Schrecklichen: „Ich rechne mit einer steigenden Zahl von Neuinfektionen“, sagte Emil Reisinger, der Corona-Berater der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern, gegenüber der Nachrichtenagentur „DPA“.

Der 62-jährige Infektiologe von der Universität Rostock merkte noch an, dass die meisten der Fans noch nicht geimpft gewesen seien. Zudem habe enger Körperkontakt bestanden, so der Experte.

Die „Bild“ rechnete nach: „Also müsste zwei Wochen später das böse Erwachen folgen und die Corona-Zahlen in der Hansa-Stadt ansteigen?“

Die Stadt Rostock gibt bekannt

Als die zwei Wochen abgelaufen waren, gab die Stadt Rostock das Ergebnis ihrer Ermittlungen in Sachen Infektionszahlen beim Fußball-Festgeschehen vom 22. Mai auf Nachfrage der „Bild“ bekannt.

Die Stadtsprecherin Kerstin Kanaa löste das Geheimnis auf: „Dem Gesundheitsamt sind keinerlei Fälle, die mit dem Heimspiel des FC Hansa am 22. Mai in Verbindung gebracht werden könnten, bekannt.“

Und die Rostocker Inzidenzwerte? Rostock verzeichnete am Tag vor dem Fußballspiel eine Sieben-Tage-Inzidenz von 42,5 und 14 Tage später am 4. Juni von 6,7. Dass Fußball-Partys die Inzidenzwerte allgemein senken, dürfte aber dennoch weit hergeholt sein.



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