Abstiegskrimi in Frankfurt: Schaafs besondere Rückkehr

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Thomas Schaaf muss mit den 96ern in Frankfurt antreten.Foto: Peter Steffen/dpa
Epoch Times18. März 2016
Eintracht Frankfurt und Thomas Schaaf: Diese ohnehin schon bizarre Geschichte wird an diesem Samstag noch einmal um ein neues und spannendes Kapitel reicher.

In ihrem wahrscheinlich wichtigsten Spiel seit drei Jahren trifft die Eintracht ausgerechnet auf ihren früheren Trainer und dessen neuen Verein Hannover 96.

Als Schaaf die Frankfurter im Mai 2015 verließ, waren sie in der Fußball-Bundesliga gerade Neunter geworden. Zehn Monate und zwei Trainerwechsel später steht der Club nur noch auf Platz 16 – Tendenz scheinbar unaufhaltsam fallend. In Frankfurt fragt sich deshalb jeder: Gegen wen will diese völlig verunsicherte Mannschaft gewinnen, wenn nicht gegen Hannover, den abgeschlagenen Tabellenletzten?

Für Schaafs neues Team ist dieses Kellerduell die definitiv letzte Chance im Abstiegskampf, für sein altes Team so etwas wie die letzte Hoffnung auf eine sportliche Wende. „Viele halten das für ein Schickssalspiel – ich nicht“, sagte Frankfurts neuer Trainer Niko Kovac am Freitag. „Das ist ein wichtiges Spiel. Wir wollen das auch unbedingt gewinnen. Aber sollten wir das nicht schaffen, was ich nicht hoffe und nicht glaube, haben wir danach immer noch genug Spiele, um den Klassenerhalt zu schaffen.“

Der Druck auf die Eintracht ist ohnehin schon groß genug. Den will Schaafs Nach-Nachfolger in Frankfurt nicht noch zusätzlich erhöhen. Die Eintracht hat keines ihrer vergangenen acht Spiele gewonnen. Und was noch schlimmer ist: Sie wirkte dabei so mut-, und hilf- und ideenlos, dass die „Frankfurter Rundschau“ zuletzt titelte: „Dem Abstieg geweiht“. Außer Kovac glaubt in Frankfurt niemand, dass sich dieses angeschlagene Team von einem weiteren Rückschlag gegen den Tabellenletzten noch einmal erholen könnte.

Hannover hat unter Schaaf sogar acht von neun Spielen verloren. 96 ist damit der einzige Club, der das teilweise erschütternde Frankfurter Niveau der vergangenen Wochen noch unterboten hat.

Als Reaktion darauf strich Schaaf am Freitag gleich fünf Spieler aus seinem Kader: Salif Sané, Andre Hoffmann, Manuel Schmiedebach, Felix Klaus und Marius Wolf. Dies sei keine disziplinarische Maßnahme, bestätigte ein Vereinssprecher am Nachmittag. „Wir befinden uns in einer Situation, in der Maßnahmen entweder funktionieren oder nicht funktionieren“, sagte er. Vielmehr will der Trainer nochmal etwas wagen. „Das ist ein Gegner, der im Moment noch in der Nähe ist – und danach hoffentlich noch näher“, sagte Schaaf.

Seine eigene Situation ist ziemlich paradox: Der 54-Jährige hat in Hannover keinen Erfolg, aber trotzdem das Vertrauen der Vereinsführung. Nach diesem Kellerduell soll Schaaf sich erklären, ob er mit 96 auch in die Zweite Liga gehen würde. Clubchef Martin Kind möchte dem Vernehmen nach gerne mit ihm weiterarbeiten.

In Frankfurt verhielt sich das genau umgekehrt. Platz neun mit einem Team im Umbruch war ein Erfolg, von dem die Eintracht heute nur träumen kann. Trotzdem wollte nach nur einem Jahr im Verein kaum noch jemand mit Schaaf weiterarbeiten. Die meisten Spieler klagten über ihn – und die Clubspitze ließ ihn im Regen stehen. Also warf der erfahrene Coach nach nur elf Monaten in Hessen wieder hin.

„Eintracht Frankfurt kümmert sich jetzt um seine eigene Situation und ich um meine“, sagte Schaaf vor diesem brisanten Spiel. „Aber ich freue mich auf die Rückkehr und auf die Stadt. Das war eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich freue mich, den einen oder anderen wiederzusehen. Die alle namentlich aufzuzählen, würde lange dauern.“

Viele bei der Eintracht kann er damit nicht meinen. Marc Stendera etwa wurde unter ihm zum Stammspieler und Alexander Meier sogar Torschützenkönig der Bundesliga. Trotzdem blieb das Verhältnis unterkühlt. Meier ist an diesem Samstag immer noch am Knie verletzt, der junge Stendera dagegen wieder fit. Das sind die Dinge, die Niko Kovac vor allem beschäftigen. Zur Rückkehr von Thomas Schaaf sagt der neue Frankfurter Trainer nur: „Wissen Sie, die Bundesliga ist wie ein Karussell. Ständig gibt es mit irgendjemandem ein Wiedersehen.“

(dpa)


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