FIFA-WM: Fest ohne Deutschland – Vorrundenaus für DFB-Team
Bis Donnerstag (1.12.) um 20:11 Uhr war die Welt für das DFB-Team noch in Ordnung: Serge Gnabry hatte Deutschland in Al Khor mit 1:0 in Führung geköpft. Eine Minute später traf Álvaro Morata in Doha zum 1:0 für Spanien gegen Japan. Die schlecht in das Turnier gestartete deutsche Elf hätte es zu diesem Zeitpunkt noch ins Achtelfinale geschafft.
In der 48. Minute dann die erste Ernüchterung: Ritsu Dōan gleicht für Japan aus. Deutschland wäre zu diesem Zeitpunkt wegen des 1:2 im direkten Duell bei gleicher Punkteanzahl und Tordifferenz hinter den Asiaten gelandet. Mit dem umstrittenen 2:1 für Japan durch Ao Tanaka fünf Minuten später und Costa Ricas Ausgleich durch Yeltsin Tejeda in der 58. Minute trübte sich das Bild noch weiter ein. Die DFB-Elf hätte sieben Tore schießen müssen, um Spanien noch abzufangen.
Auch ein 4:2 war für DFB-Team zu wenig
Costa Rica ging wenig später sogar kurzzeitig in Führung. Zwar gelang es dem deutschen Team am Ende noch, mit zwei Treffern von Kai Havertz und einem von Niclas Füllkrug das Spiel zu drehen. Da es in Doha jedoch beim 2:1 für Japan blieb, musste sich das DFB-Team trotz eines 4:2-Sieges mit Platz 3 der Gruppe E begnügen. Dies bedeutete jedoch das zweite Vorrundenaus des Weltmeisters von 2014 bei einer FIFA-WM in Folge.
Mittelfeldspieler Joshua Kimmich, der vor sechs Jahren zur Mannschaft gestoßen war, zeigte sich enttäuscht. Er sprach gegenüber Reportern vom „schwierigsten Tag“ seiner Karriere:
Das ist schon für mich persönlich nicht so einfach zu verkraften. Weil ich persönlich mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werde.“
Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger übte Kritik an der Einstellung der Mannschaft. Er habe „das Brennen“ bei den Spielern vermisst, ihm hätten „fünf Prozent Konzentration“ gefehlt. Gegenüber der ARD äußerte er:
Ich bin echt enttäuscht und schockiert, wie das verlief. Das Auftreten der Nationalmannschaft ist zu wenig, das reicht nicht.“
Bitter-ironische Reaktionen auf Aus der DFB-Elf bei FIFA-WM
Die überwiegend von Häme gekennzeichneten Kommentare zum Ausscheiden des DFB-Teams in sozialen Medien sprechen eine ähnliche Sprache. Dort kritisierten Nutzer häufig, dass sich die Mannschaft zu politischen Statements hinreißen ließ und sich respektlos gegenüber dem Gastgeber Katar verhalten habe.
Sich mit nicht fußballerischen Themen wie der „One Love“-Binde zu beschäftigen, habe nach Ansicht vieler Social-Media-Nutzer von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Einige sehen in öffentlicher Parteinahme für woke politische Anliegen sogar eine Gefahr für den Mannschaftsgeist.
Facebook-Nutzer Wolfram Ackner schreibt ironisch mit Blick auf die Hand-auf-den-Mund-Geste beim Mannschaftsfoto vor dem Auftaktspiel:
Sch… drauf! Den Stolz auf die mutige Geste vor dem Anpfiff des Japanspiels wird uns niemand nehmen können. Die Herzen der Welt haben wir damit gestürmt wie einst Prinz Friedrich Karl die Düppeler Schanzen.“
Der Magdeburger AfD-Stadtrat Ronny Kumpf kommentierte:
Regenbogenland fliegt nach Hause. Und das ist gut so. Die ‚Mannschaft‘ ist ein Spiegelbild des deutschen Staates und der deutschen Gesellschaft. Narzisstisch, arrogant, großsprecherisch – aber tatsächlich ist komplett die Luft raus. Wahrscheinlich bedeutet es jetzt, sie können in ‚unmoralischen‘ Ländern gar nicht mehr spielen, weil sie das so triggert.“
Begeisterung für FIFA-WM überall – außer in Deutschland
Die jüngsten Zahlen der FIFA zum Fernsehnutzerverhalten zeigen unterdessen: Die Wahrnehmung der WM in Katar in Deutschland unterscheidet sich deutlich von jener in den meisten anderen Ländern der Welt.
In Deutschland gaben Medien, Politiker und Sportfunktionäre von Beginn an vernichtende Kritik am Turnier und am Gastgeber als Grundtenor der öffentlichen Debatte vor. Aufrufe zum WM-Boykott und der winterliche Termin trugen zu geringeren Einschaltquoten als 2018 bei.
In anderen Ländern ist demgegenüber ein gegenteiliger Trend feststellbar – sowohl auf der Nordhalbkugel als auch im Süden, wo derzeit Frühsommer ist. Die FIFA-WM stößt auf waches Publikumsinteresse. In Japan sahen um 74 Prozent mehr Menschen die Gruppenspiele des eigenen Teams als noch vor vier Jahren. Südkorea erlebt fast eine Verdoppelung der Zuschauerzahl.
In Argentinien kam das Gruppenspiel gegen Mexiko auf einen Marktanteil von 81,3 Prozent. Zuschauerrekorde gab es auch in Portugal, den USA, Kanada und Spanien. Sogar in den Niederlanden verfolgten 76,6 Prozent aller Fernsehzuschauer das 1:1 ihrer Mannschaft gegen Ecuador.
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