Fast abgehängt: Schwierige Mission für Schaaf und Stevens

Thomas Schaaf steht mit Hannover 96 bereits unter Erfolgsdruck.
Foto: Maja Hitij/dpa
1899 Hoffenheim und Hannover 96 hängen ganz unten drin in der Tabelle der Fußball-Bundesliga. Die Not bei beiden Clubs ist groß im Kampf gegen den Abstieg.
Die Kraichgauer müssen gegen Darmstadt 98 unbedingt punkten, die Niedersachsen gegen Mainz 05. Vieles spricht derzeit dafür, dass beide Krisenclubs bis zum Schluss gegen den Absturz in die 2. Liga kämpfen. Die Deutsche Presse-Agentur stellt die beiden Teams gegenüber:
AUSGANGSLAGE:
1899 Hoffenheim: Nur zwei Siege in 19 Spielen und fünf Punkte Rückstand zum Relegationsplatz machen wenig Hoffnung. Der Kader hat eigentlich die Qualität für den Klassenverbleib – den Beweis sind die Spieler um Kapitän Pirmin Schwegler bisher schuldig geblieben.
Hannover 96: Durch fünf Niederlagen in Serie ist die Mannschaft auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt. In der Winterpause kamen Trainer Thomas Schaaf und sechs neue Spieler. Die Zweifel an der Bundesliga-Tauglichkeit des Kaders bleiben.
STIMMUNG:
1899 Hoffenheim: Sportchef Alexander Rosen will „Ruhe, Zuversicht und Vertrauen“ ausstrahlen. Aktionismus ist nicht angesagt: „Der Druck ist groß genug.“ Die Fans, ohnehin nicht für überschäumende Emotionen bekannt, schauen dem oft hilflosen Treiben eher fassungslos zu. Mäzen Dietmar Hopp hält sich in der Öffentlichkeit zurück.
Hannover 96: Das Stimmungshoch, das die Verpflichtung von Schaaf auslöste, hat sich schon wieder verzogen. Auch unter Schaaf setzte es zwei Niederlagen. Gegen Mainz werden wohl nur 35 000 Fans kommen, auch wenn sich der Coach ein ausverkauftes Stadion wünscht.
TRAINER:
1899 Hoffenheim: Huub Stevens wurde mit der Empfehlung von zwei erfolgreichen Rettungsaktionen beim VfB Stuttgart als „Feuerwehrmann“ geholt. Inzwischen hat der Niederländer eingestanden, dass er sich die Aufgabe leichter vorgestellt hat. Er kann nur einen einzigen Sieg (1:0 gegen Hannover) verwiesen. Eine Niederlage gegen Darmstadt würde seine Mission infrage stellen.
Hannover 96: Für Schaaf ist die dritte Trainerstation seine schwierigste Aufgabe. Er muss eine verunsicherte Mannschaft aufrichten und ihr Selbstvertrauen stärken. „Wir werden überhaupt nicht aufgeben“, kündigte Schaaf an. So „ganz richtig reingehauen“ hat er auf seine Spieler nach eigener Aussage bisher noch nicht.
STÄRKEN:
1899 Hoffenheim: Stevens hat die Defensive gestärkt, das Pressing weiter nach hinten verlegt. Beim 1:1 gegen Leverkusen und 0:2 in München stand die Abwehr einigermaßen. Torwart Oliver Baumann gehört ebenso wie Innenverteidiger Niklas Süle zu den Stärksten im Team.
Hannover 96: Der Angriff ist durch die Wintereinkäufe Hugo Almeida und Adam Szalai robuster geworden. Die Routiniers können sich auch mal im Strafraum durchsetzen. Ohne Nationalkeeper Ron-Robert Zieler wäre die Zahl der Gegentore noch deutlich höher.
SCHWÄCHEN:
1899 Hoffenheim: In der Offensive hapert es gewaltig: nur 18 Tore – lediglich Ingolstadt (12) hat weniger geschossen. Kevin Kuranyi und Mark Uth spielen keine Rolle, der Chilene Eduardo Vargas hat nur einmal getroffen. Und Nationalspieler Kevin Volland steckt in der Krise. Zudem ist die Heimschwäche (nur ein Sieg gegen Hannover) eklatant.
Hannover 96: Im Mittelfeld fehlt es an spielerischer Klasse und an Torgefahr. Der Japaner Hiroshi Kiyotake, der diese Lücke am ehesten schließen könnte, fällt seit Wochen mit einem Mittelfußbruch aus. Manuel Schmiedebach wirkt als offensiver Mittelfeldmann in der Raute, die Schaaf spielen lässt, überfordert. Das Team hat die schwächste Tordifferenz (-15) in der Liga.
NEUZUGÄNGE:
1899 Hoffenheim: Andrej Kramaric (Leicester City) kam als einziger in der Winterpause. Der kroatische Angreifer zeigte in München gute Ansätze, auch wenn er die Chance zum Ausgleich vergab. Er könnte der TSG helfen – wenn sich die gesamte Offensivabteilung steigert.
Hannover 96: Gleich sechs Profis kamen in der Winterpause. Die Stürmer Hugo Almeida und Adam Szalai schafften auf Anhieb den Sprung in die Startelf. Innenverteidiger Alexander Milosevic feiert gegen Mainz sein Bundesliga-Debüt. Der schwedische Nationalspieler ersetzt den Brasilianer Marcelo, der für viele Beobachter die Schwachstelle in der Defensive war.
PERSPEKTIVE:
1899 Hoffenheim: Im Sommer übernimmt der bisherige A-Jugend-Coach Julian Nagelsmann den Chefcoach-Posten – mit dann 29 Jahren ein gewagtes Experiment. Mäzen Dietmar Hopp würde seinen Club auch in der 2. Liga unterstützen. Die Frage ist, mit welchem Aufwand. Stars wie die Nationalspieler Sebastian Rudy und Volland werden wohl von anderen Clubs weggeholt.
Hannover 96: Der Vertrag von Schaaf gilt nur für die Bundesliga. Bei einem Abstieg wäre er ebenso weg wie Weltmeister Ron-Robert Zieler und andere Profis. Der mächtige 96-Präsident Martin Kind will sich nicht aus der Verantwortung stehlen und sein Amt auch in der 2. Liga ausüben.
(dpa)
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