„Quincy Institute“: US-Senator beschuldigt neuen Think-Tank von Soros des Antisemitismus

Ausgerechnet der linksliberale US-Milliardär George Soros hat sich mit den konservativen und klimaskeptischen Koch-Brüdern zusammengetan, um einen Think-Tank für ein „Ende der endlosen Kriege“ zu gründen. Nun wirft man ihm Antisemitismus vor.
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Der US-Milliardär George Soros spricht am 10. September 2012 in Berlin im Rahmen der vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik organisierten Konferenz "Die Tragödie der Europäischen Union". In einem Essay schlug Soros vor, dass Deutschland entweder seine Rolle als De-facto-Führer der Eurozone akzeptieren oder den Block ganz verlassen sollte.Foto: ODD ANDERSEN/AFP/GettyImages
Von 9. Januar 2020

Eine ungewöhnliche Koalition hat sich 2019 in Washington, D.C. gebildet, um einen neuen Think-Tank zu gründen. Je eine halbe Million US-Dollar an Startkapital für das „Quincy Institute for Responsible Statescraft“ haben die liberal-konservative, klimaskeptische und marktwirtschaftliche Koch Foundation von Charles Koch und die Open Society Foundation des bekannten Milliardärs George Soros beigesteuert – der bis dato eigentlich nicht für eine derartige Ausrichtung bekannt war.

Das Institut ist nach dem früheren Außenminister und sechsten Präsidenten (1825-1829) der USA, John Quincy Adams, benannt. Dieser war für den Ausspruch bekannt: „Amerika geht nicht ins Ausland, um nach Monstern zum Zerstören zu suchen“. Der Satz gilt als programmatische Aussage in Richtung einer zurückhaltenden Außenpolitik – und bereits auf der Startseite des Think-Tanks findet sich ein kritischer Artikel über die Ausschaltung des Kommandanten der iranischen Al-Quds-Brigaden, Qassem Soleimani.

„Diplomatisches Engagement und militärische Zurückhaltung“

Chef der Einrichtung ist der Historiker Andrew Bacevich, der gleichzeitig der „Koalition für eine realistische Außenpolitik“ angehört. Diese klagt über einen angeblich immer noch zu großen Einfluss neokonservativer Kräfte auf die US-amerikanische Außenpolitik und will stattdessen einen realistischen Ansatz verfechten.

Nach eigenen Angaben will das Institut „den Grundstein legen für eine neue Außenpolitik, die sich auf diplomatisches Engagement fokussiert und militärische Zurückhaltung übt“. Ein solcher Ansatz prägt jedoch auch seit seinem Amtsantritt die Politik von US-Präsident Donald Trump, der als Ziel ausgegeben hatte, die USA aus weltweiten Konfliktzonen herauszuholen. Sowohl Soros als auch Koch gelten jedoch als Trump-Kritiker. Im Fall der konservativen Koch-Brüder liegt dies an deren Vorbehalten gegenüber Trumps restriktiver Einwanderungspolitik.

Im Senat hat nun, wie die „Jerusalem Post“ berichtet, der republikanische Senator für Arkansas, Tom Cotton, das Quincy-Institut am Mittwoch (8.1.) beschuldigt, Antisemitismus zu schüren. Dabei hat er auch auf jüngste Übergriffe gegen die jüdischen Gemeinschaften in Brooklyn und Monsey angespielt.

Kritik an Buch über „Israel-Lobby und US-Außenpolitik“

Grund für die Anschuldigungen ist unter anderem, dass auf der Liste der Experten, die von der Quincy Foundation als Partner angeführt werden, auch solche seien, die sich mit Inhalten ihrer Publikationstätigkeit den Vorwurf des verschwörungsideologischen bzw. des antizionistischen Antisemitismus eingehandelt hatten.

Unter anderem wird der in Chicago lehrende Politikwissenschaftler John Mearsheimer angeführt. Dieser gilt als einer der führenden Vertreter der „neorealistischen“ Schule der Außenpolitik. Allerdings ist er unter anderem infolge der Veröffentlichung eines Buches mit dem Titel „Die Israel-Lobby und die US-Außenpolitik“ in die Kritik geraten. Senator Cotton erklärte in diesem Zusammenhang gegenüber dem „Jewish Insider“:

„Antisemitismus blüht auch in Washingtoner Think-Tanks wie dem Quincy-Institut, einer isolationistischen ‚Blame America First‘-Geldmaschine für sogenannte Gelehrte, die schrieben, Amerikas Außenpolitik könne nur gesunden, wenn sie den bösartigen Einfluss jüdischen Geldes loswürde.“

Cotton kritisierte in weiterer Folge auch Universitäten, die antisemitischen Boykottkampagnen wie BDS ein Forum böten.

Das Quincy-Institut selbst sprach in einer Reaktion auf Twitter von einer „Schmierenkampagne“. Die Einrichtung mit jüngsten antisemitischen Gewaltakten in Verbindung zu bringen zeige „eine tiefe Missachtung der Opfer von Antisemitismus und unterminiert Bemühungen zur Bekämpfung von Fanatikern“. 



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