Seit Jahren finanziert, bewaffnet und trainiert der Iran verschiedene Milizen im Irak. Diese schlossen sich 2014 unter dem Dach der Hasched-al-Schaabi zusammen, um gegen die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu kämpfen.
Sie sind inzwischen offiziell in den irakischen Sicherheitsapparat integriert. Doch viele der vornehmlich schiitischen Einheiten, über die der Iran Einfluss auf sein Nachbarland ausübt, haben ihre Eigenständigkeit bewahrt.
Hisbollah-Brigaden
Gegen sie richteten sich die US-Vergeltungsangriffe am vergangenen Sonntag nach dem Tod eines US-Zivilisten auf einem US-Militärstützpunkt im Irak. Die Hisbollah-Brigaden gehen ihrerseits seit dem Einmarsch der US-Truppen im Irak im Jahr 2003 gegen US-Soldaten vor. Drei Jahre nach deren Abzug im Jahr 2011 schlossen sich die Hisbollah-Brigaden, die mit der libanesischen Hisbollah organisatorisch nicht verbunden sind, im Kampf gegen den IS den Hasched-al-Schaabi-Milizen an.
Ein Teil der Kämpfer agiert weiterhin unabhängig von den irakischen Behörden. In Syrien sind Ableger der libanesischen Hisbollah aktiv, die dort die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad unterstützen.
Die Hisbollah-Brigaden im Irak machen keine Angaben dazu, wie viele Kämpfer zu ihnen gehören. Einem Sprecher zufolge verfügen sie über Drohnen, ferngesteuerte Raketen und diverse tragbare Geschosse. Ihr Chef ist Abu Ahmed al-Basri – wobei dies nur sein Kampfname ist. Seine wahre Identität wird nicht preisgegeben.
Nudschaba, Imam Ali und andere Gruppierungen
Zu den Hasched-al-Schaabi-Milizen gehören unzählige weitere pro-iranische Gruppierungen mit jeweils mehreren tausend Kämpfern. Darunter ist die Miliz al-Nudschaba. Sie wird vom Iraker Akram Kaabi angeführt, der auf der Schwarzen Liste der USA steht. Auch die Imam-Ali-Brigaden werden von Washington als „terroristisch“ eingestuft – genau wie die Brigaden Dschund al Imam oder Charassani.
Zusammen mit den Hisbollah-Brigaden bilden sie den harten Kern der pro-iranischen Hasched-al-Schaabi-Milizen. Sie sind weniger in der Politik aktiv und überlassen dieses Feld zahlenmäßig größeren Gruppierungen, bei denen einige Mitglieder schon Ministerposten oder Abgeordnetenmandate angetreten haben.
Assaib Ahl al-Hak
Die Gruppierung Assaib Ahl al-Hak – zu Deutsch: „Liga der Tugendhaften“ – ist eine Abspaltung der Mehdi-Armee des mächtigen Schiitenführers Moktada Sadr. Diese war zwischen 2003 und 2011 gegen die US-Truppen im Irak vorgegangen, bevor sie selbst unterdrückt und schließlich offiziell aufgelöst wurde. Assaib Ahl al-Hak ist im irakischen Parlament über die Partei Sadikun vertreten, die mehrere Abgeordnete stellt.
Die USA machen die Miliz für mehrere Raketenangriffe im Irak verantwortlich. Washington setzte ihren Chef Kais al-Chasali erst vor Kurzem wegen „Entführungen, Morden und Folter“ im Zusammenhang mit dem brutalen Vorgehen gegen die Protestbewegung im Irak auf die Sanktionsliste. Er darf nicht in die USA reisen, mögliches Vermögen wurde eingefroren.
Badr-Organisation
Die Badr-Organisation gilt als wichtigste und älteste paramilitärische Gruppierung im Irak. Sie wurde 1982 gegründet, um an der Seite iranischer Truppen im Irak-Krieg (1980-1988) zu kämpfen. Sie verfügt über mehrere zehntausend Kämpfer und ist die Miliz, die am besten in die regulären irakischen Streitkräfte integriert ist. Seit vielen Jahren bekleiden Mitglieder aus ihren Reihen auch Regierungsposten.
Angeführt wird die Badr-Organisation von Hadi al-Ameri. Er führt auch die Liste der Hasched-al-Schaabi-Milizen im Parlament an. Al-Ameri gilt als Vertrauter des iranischen Generals Ghassem Soleimani, dem einflussreichen Kommandeur der Al-Kuds-Brigade für Auslandseinsätze der iranischen Revolutionsgarden. Die beiden sind seit Langem befreundet.
Sowohl Badr-Chef al-Ameri als auch der Milizenführer al-Chasali und Hasched-Chef Faleh al-Fajjadh waren am Dienstag beim Trauermarsch vor der Erstürmung des US-Botschaftsgeländes in Bagdad zugegen. US-Außenminister Mike Pompeo bezeichnete sie daraufhin im Kurzbotschaftendienst Twitter als „Terroristen“ und „iranische Handlanger“. (afp)