„Krankes System“: Österreichs Schülerunion verteilt Punkte für Sex mit Funktionären
Ex-Funktionäre der österreichischen Schülerunion bestätigen die Existenz eines Punktesystems für Küssen und Geschlechtsverkehr mit Funktionären. Die Schülerunion ist die größte Schülerorganisation in der Alpenrepublik.

Bundesweit soll unter den Funktionären der Schülerunion ein Sex-Punktesystem kursieren.
Foto: iStock
Innerhalb der ÖVP-nahen Schülerunion in Wien gibt es offenbar ein Sex-Punktesystem. Das erzählen Ex-Funktionäre der österreichischen Schülervertretung der Zeitung „Standard“.
Je höher die Stellung, desto mehr Punkte werden demnach für das Küssen oder den Geschlechtsverkehr mit dem jeweiligen Funktionär verteilt.
Die Schülerunion ist seit Jahren die mandatsstärkste Organisation für Schülervertreter in Österreich.
Erste Hinweise über Facebook
Hinweise über die Existenz dieses Punktesystems tauchten zunächst auf Facebook auf, nachdem Emil Bannani – ein Bundesschülervertreter – seinen Rücktritt aus der Schülerunion bekannt gab und Missstände ansprach.
In einem Video, das dem „Standard“ vorliegt, äußern sich Sebastian Ratz, Bundesobmann der Schülerunion, und Lena Milacher, Bundesgeschäftsführerin, zu der Punkteliste als „eine Dummheit, die von ehemaligen Altfunktionären ins Leben gerufen wurde“.
Die Bewertungen seien „unangebracht“, heißt es seitens der Schülerunion. In den „letzten paar Jahren“ habe man massiv dagegen gearbeitet. Zum Zeitpunkt „der aktiven Kenntnisnahme“ habe die Schülerunion diese Praktik sofort unterbunden und weiter kommuniziert, heißt es.
Einige Ex-Schülerunion-Funktionäre können allerdings keine Gegenmaßnahmen bestätigen.
Punkteliste wird von „oben“ verbreitet
Ex-Funktionärin Hannah Sonnberger erzählt dem „Standard“: Sie selbst habe die Liste von der damaligen Landesgeschäftsführerin in Wien übermittelt bekommen. Die Aussage verdeutliche, dass die Liste von „ganz oben“ verbreitet werde, schreibt die Zeitung.
„Wenn du länger dabei bist und die richtigen Leute kennst, erfährst du davon“, so Sonnberger.
Keine Punkte gebe es für das Küssen oder den Sex mit „einfachen Schülern“ – weil Schüler bei den Landesschulvertretungswahlen nicht wählen könnten, so der ehemalige Bundesschülervertreter Bannani, der das System als „krank“ bezeichnet.
Insbesondere bei Seminaren übers Wochenende würden sich regelrechte „Ziele“ gesteckt, wie viele Punkte die Schüler sammeln wollen, berichten Bannani und Sonnberger. Die Punkte würden dann zumeist getrennt zwischen Jungs und Mädchen untereinander verglichen.
Punkteliste: Erniedrigendes System und Mobbinginstrument
Ex-Funktionärin Sonnberger spricht von einem „erniedrigenden System“. Außerdem wird laut Bannani das Punktesystem auch als Mobbinginstrument benutzt: „Leute sagen dann über andere, dass niemand was mit ihnen hat, weil diejenigen hässlich seien.“
Andere wären durch das System emotional tief verletzt worden, weil sie erst später von dem Punktesystem erfahren hätten. Zwischenzeitlich, so der „Standard“, sei die Liste gelöscht, später aber wiedereingeführt und aktualisiert worden. (er)
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