Gute und böse Militärparaden: Wie das ZDF bei Macron und Trump mit zweierlei Maß misst
Ungeachtet anderslautender Krisenszenarien progressiver Twitter-Nutzer hat die Militärparade anlässlich des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages am 4. Juli in Washington, D.C. weder den Auftakt zu einem Militärputsch markiert noch Massenverhaftungen von Gegnern des amtierenden Präsidenten Donald J. Trump nach sich gezogen.
Stattdessen hat die Hauptstadt ein farbenfrohes Fest erlebt, im Zuge dessen der Präsident an die Leistungen und Errungenschaften der Gründerväter erinnerte und dazu mahnte, diese auch für kommende Generationen zu bewahren.
Die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland zeichneten dennoch ein anderes Bild von den Feierlichkeiten. Neben den Protesten von Trump-Gegnern stand hier der Narrativ im Vordergrund, Trump habe ein eigentlich unpolitisches Familienfest, als welches der Nationalfeiertag in den USA traditionell begangen werde, politisiert und zur Selbstinszenierung missbraucht.
Kann ein Nationalfeiertag überhaupt unpolitisch sein?
Entsprechend hieß es auf Twitter vonseiten des ZDF-Morgenmagazins:
„Eigentlich ist der 4. Juli, der Unabhängigkeitstag der USA, ein friedlicher, unpolitischer Feiertag. Doch Präsident Trump wollte es anders: eine Militärparade mit Tarnkappenjets in der Luft und Panzern auf den Straßen. Seine Anhänger waren begeistert.“
Inwieweit ein Feiertag, der auf die hoch politische Entscheidung von 13 Provinzen der Britischen Krone zurückgeht, sich vom Mutterland zu lösen, überhaupt gänzlich unpolitisch sein kann, bleibt dabei ebenso ein Geheimnis des ZDF wie die Frage, seit wann – weit über die Landesgrenzen hinaus als besonders progressiv ausgerichtet bekannten – deutschen Leitmedien-Journalisten Traditionen so stark am Herzen liegen.
Da einer Studie des Shorenstein Centers der Harvard Kennedy School zufolge aber bereits in den ersten 100 Tagen seiner Präsidentschaft die ARD zu 98 Prozent negativ über Trump berichtet hatte – und damit nahe an den Verhältnissen staatlicher Medien antiamerikanischer Schurkenstaaten gelegen haben dürfte –, war möglicherweise keine wesentlich andere Modulation im Unterton der Berichterstattung des anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erwarten.
Umso überraschender war es hingegen für viele, nur zehn Tage später im gleichen öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Berichterstattung über den Nationalfeiertag in Frankreich zu erleben, die sich überaus deutlich von jener zum US-Unabhängigkeitstag unterschied.
Weltraumkommando: Eine vernünftige Idee, sobald sie von Macron kommt
Obwohl Donald Trump selbst bekannte, von der Militärparade 2017 in Paris, der er als Gast beiwohnte, zu der Idee inspiriert worden zu sein, auch in Washington, D.C. eine abzuhalten, fand die militärische Note bei der Begehung des Nationalfeiertags in Paris beim ZDF ein sehr waches Interesse. In diesem Fall hieß es vonseiten der „ZDF heute“-Redaktion auf Twitter:
„Frankreich feiert seine Nation mit der traditionellen Militärparade. Neueste Innovationen und europäische Gemeinschaftsprojekte wurden präsentiert. Darunter auch das vielbestaunte ‚Flyboard‘.“
Andere Medien zeigten sich von Macron und dessen Inszenierung noch begeisterter: „Er macht Deutschland vor, wie man führt“, schwärmt T-Online, selbst die Idee des Aufbaus eines militärischen Weltraumkommandos, vor wenigen Jahren noch harsch kritisiert, als Trump sie für die USA formulierte, stößt auf keinerlei Beanstandung. Der alte lateinische Grundsatz „Quod licet Iovi non licet bovi“ scheint demnach in deutschen Leitmedien-Redaktionen eine gewichtige Rolle zu spielen.
Dass US-Präsidenten Militärparaden in Washington, D.C. durchführen lassen, ist übrigens bereits mehrfach in der Geschichte des Landes vorgekommen: Die Präsidenten Roosevelt (1941), Eisenhower (1953 und 1957) sowie Kennedy (1961) integrierten sie in Paraden anlässlich ihrer Vereidigung. Zudem wurden Panzer in mehreren Paraden anlässlich des Army Day präsentiert, der 1949 in den Armed Forces Day umgewandelt wurde und heute in kleinerem Rahmen begangen wird. Zuletzt rollten Panzer in der US-Hauptstadt anlässlich der Siegesparade zum Golfkrieg 1991.
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