G7-Gipfel: Maas will globale Antworten in Corona-Krise – spricht von „Spirale nationaler Egoismen“
Grenzen werden geschlossen, nationale Krisenpläne aufgestellt: Kann eine Staatengruppe wie die G7 für mehr internationale Koordination sorgen?

Bundesaußenminister Heiko Maas.
Foto: Kay Nietfeld/dpa/dpa
Bundesaußenminister Heiko Maas fordert mehr globale Lösungen im Kampf gegen die Corona-Krise.
„Das Resultat der nationalen Kraftanstrengungen, die jetzt bei uns allen gefordert sind, darf nicht eine Spirale nationaler Egoismen sein“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur vor den für heute geplanten Beratungen der G7-Außenminister. „Im Vordergrund steht für die Bundesregierung, unser Handeln weltweit mit Partnern zu koordinieren und dort solidarisch zu sein, wo auch immer wir Spielräume dafür haben.“
Videokonferenz der G7 am Nachmittag
Die Außenminister sieben führender westlicher Industriestaaten schalten sich am Nachmittag zu einer vierstündigen Videokonferenz zusammen. Die rasante Ausbreitung des KPCh-Virus wird zu den Hauptthemen zählen. Mit Italien zählt das derzeit am stärksten betroffene Land zur G7. Von den USA sagt die Weltgesundheitsorganisation, dass sie das neue Epizentrum werden könnten.
„Nur wenige Staaten wurden bislang so wie die G7-Staaten ins Mark getroffen vom Ausbruch des Coronavirus“, sagte Maas der dpa. „Wer jetzt sieht, vor welche Herausforderung diese Krise die Staaten der G7 trotz all der Wirtschaftskraft und dem geballten medizinischen Know-how stellt, der kann sich ausrechnen, wie schwerwiegend die Folgen andernorts ausfallen können.“
Uneinigkeit über Ausrichtung und Formulierungen
Eine gemeinsame Erklärung der G7 zur Corona-Krise werden die Außenminister aber voraussichtlich nicht beschließen. Nach dpa-Informationen konnte sich die Gruppe, der neben den USA, Italien und Deutschland auch Kanada, Japan, Großbritannien und Frankreich angehören, in Vorgesprächen nicht auf einen gemeinsamen Text einigen.
Zu den Differenzen zählte der Begriff „Wuhan-Virus“, der in dem von den Amerikanern vorgelegten Entwurf auftauchte. US-Außenminister Mike Pompeo hatte ihn auch öffentlich schon verwendet, während Präsident Donald Trump länger vom „chinesischen Virus“ sprach. Das brachte ihm von der amerikanischen Linken den Vorwurf ein, er stigmatisiere China in der Krise und trage zur Ausgrenzung von Chinesen bei. Inzwischen ist Trump von dem Ausdruck abgerückt und ruft nun dazu auf, nicht asiatischstämmige Menschen für die Corona-Krise verantwortlich zu machen, sondern die kommunistische Partei Chinas.
Unterschiedliche Herangehensweisen
Das Krisenmanagement des US-Präsidenten weicht bisher deutlich von dem der europäischen Partner ab. Sperren und Beschränkungen wurden nicht im gleichen Maß wie in vielen europäischen Staaten eingeführt. Als die Börsen in den USA angesichts der Corona-Panik kollabierten, kündigte Trump teils drastische Maßnahmen als Antwort auf die Krise an. Zuletzt kündigte er an, er wolle die USA wegen der Corona-Krise nicht über lange Zeit stilllegen – um die USA wirtschaftlich nicht zu ruinieren, was mehr Leben kosten könnte als das Virus.
Die Corona-Krise ist bei weitem nicht das einzige Thema der G7-Beratungen. Die Außenminister befassen sich auch mit den Konflikten in Syrien, Libyen, Afghanistan und in der Sahelzone. Maas mahnte, diese Krisen benötigten trotz Corona weiter die internationale Aufmerksamkeit. „In all unserem Handeln ist dabei eines ganz klar: Je vernetzter und koordinierter wir agieren, desto besser können wir die vielen Probleme angehen, wenn die aktuelle Krise einmal ausgestanden ist“, sagte er. (dpa/al)
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