Experte: Ziehen die USA aus Afghanistan ab, ist auch der Nato-Einsatz dort vorbei
Afghanistan-Experte Thomas Ruttig bezeichnet den gesamten Einsatz der Nato-Truppen in Afghanistan als abhängig von den USA. Ohne deren Logistik und Unterstützung könnten die anderen Truppen nicht agieren.

Das Schulterpatch der Nato-Mission "Resolute Support" auf der Uniform eines Bundeswehrsoldaten in Afghanistan.
Foto: Michael Kappeler/dpa
Der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig hält einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan für stark von den Plänen der USA abhängig. „Die NATO-Truppen und darunter auch die Bundeswehr hängen sehr stark logistisch von den Amerikanern ab“, sagte der Vizedirektor der Nichtregierungsorganisation Afghanistan Analysts Network am Donnerstag im Deutschlandfunk. „Wenn die Amerikaner wichtige Komponenten ihrer Truppen abziehen, dann sind auch die Handlungsmöglichkeiten der anderen Truppen davon betroffen.“
Die NATO sei „zumindest teilweise einbezogen worden in die Gespräche mit den Taliban und darüber informiert worden“. Die Formel sei wohl, „dass reziprok zu dem Abzug, der stufenweise erfolgen soll auf amerikanischer Seite, dann auch die anderen Truppen abgezogen werden“. Man wisse bisher nicht, „wie das technisch und zeitlich alles laufen soll“, so der Analyst. Da werde es noch Gespräche geben. „Die Amerikaner sind in diesen Gesprächen nie sehr offen gewesen, auch nicht zu den eigenen Verbündeten.“
Schwerer Weg zum Frieden – Nach 40 Jahren Krieg
Verhandlungen mit den Taliban seien notwendig, so Ruttig. „Wenn man einen Krieg beenden will, und der Krieg in Afghanistan läuft schon seit 40 Jahren, dann muss man sich mit diesen Leuten zusammensetzen. Friedensverhandlungen in solchen Bürgerkriegen werden ja nie zwischen Freunden gehalten“, sagte er. Aber man dürfe sich auch keine Illusionen machen, „dass das alles in ein paar Wochen gehen kann, und das scheint auch eines der Probleme zu sein vor allen Dingen von Seiten der USA, die da sehr viel Druck und sehr viel Tempo machen wollen“. Es sei bekannt, dass US-Präsident Donald Trump häufig zu schnellen Entscheidungen neige. Deswegen werde befürchtet, „dass er die Truppen aus Afghanistan abziehen wird, ohne dass es ein Abkommen gibt“. Dann könne alles zusammenbrechen, was dort seit 2001 erreicht worden sei, so Ruttig. (dts)
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