Anders als in vielen anderen Ländern weltweit ist in Taiwan – einem Land mit 23 Millionen Einwohnern – die Zahl der Coronavirus-Fälle überschaubar. Bis jetzt gibt es nur einen Todesfall. Dabei gibt es zwischen Taiwan und Festlandchina regen Personenverkehr.
Warum ist also Taiwan so erfolgreich bei der Bekämpfung der Pandemie? In einem Interview der Epoch Times mit Prof. Dr. Jhy Why Shieh, Botschafter von Taiwan in Deutschland, gingen wir dieser Frage nach.
Epoch Times: Herr Professor Shieh, Sie sind der Repräsentant von Taiwan in Deutschland. Taiwan fällt international auf. Taiwan liegt nur 130 Kilometer entfernt von Festlandchina, und es gibt viele Taiwaner, die zwischen Taiwan und Festlandchina pendeln. Trotzdem gibt es in Taiwan am 13. März 49 Infizierte und nur einen Toten. Das ist, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht, wenig.
Besonders Italien, Südkorea oder auch Iran, die viel weiter weg liegen, haben viel mehr Tote und viel mehr Infizierte. Was war Ihrer Meinung nach das Entscheidende für Taiwan, dass es so wenig Coronavirus-Fälle gibt und so wenig Todesfälle?
Prof. Shieh: Taiwan ist aus allen internationalen Organisationen, aus der Interpol, aus der WHO und aus den Finanzgesellschaften ausgeschlossen. Dieses Ausgeschlossensein hat uns gelehrt: Wichtig ist – und das rettet unser Leben – dass wir hinschauen müssen. Und dass wir in erster Linie auf uns selbst angewiesen sind und daher selbst zurecht kommen müssen.
Ein konkretes Beispiel dafür ist die SARS-Epidemie 2003. Da haben wir stark darunter gelitten, dass wir entweder zu spät oder nicht ganz korrekte oder unvollständige Informationen aus China - dem Ausbruchsort - bekommen haben. Wir bekamen auch zu spät von der WHO Informationen oder Unterstützung in Form von Fachleuten.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Wir haben uns dann gesagt: Dann machen wir uns in der Zukunft darauf gefasst. Und diese bittere Erfahrung, die damals 79 Menschenleben forderte, die hat uns verdeutlicht: Wenn irgendeine Epidemie kommt, dann müssen wir immer vorher und frühzeitig darauf vorbereitet sein.
Die zweite Lehre, die wir daraus gezogen haben, ist: Vertraue nicht dem kommunistischen Regime und dem, was sie an Daten bekannt gegeben haben. Dies ist ein autoritäres, wenn nicht sogar diktatorisches System und es ist charakteristisch für so ein Regime, dass Stabilität vor Wahrheit geht. Stabilität bedeutet, das Regime – die Macht – darf keinen Schaden durch die Bekanntgabe von Informationen erleiden.
Die Wahrheit kann man manipulieren und das beziehe ich auf das chinesische Regime – nicht auf die Chinesen als Volk. Die Chinesen leiden auch stark darunter. Daher: als wir am 31. Dezember 2019 davon erfuhren, haben wir schon damit angefangen, die Flüge, Direktflüge aus China, aus Wuhan, zu kontrollieren.
Wir haben unsere Leute frühzeitig informiert und wir haben frühzeitig mit Temperaturmessungen angefangen. Wir haben die Reisenden gefragt, wo sie herkommen. Danach wurden die Reisenden von Direktflügen aus Wuhan auf Symptome getestet. Da haben wir gemerkt, es gibt Anzeichen für eine Epidemie.
Natürlich haben wir aufgepasst, dass die Bevölkerung nicht in Panik gerät. Medizinisch – und auch was Schutzmasken anbelangt – haben wir frühzeitig Ausrüstung importiert und selbst einen Exportstopp für dieses Material verhängt.
Denn wenn man nicht genügend hat, dann gerät man in Panik. Das ist der Unterschied zwischen Asien und Europa. Bis heute habe ich persönlich hier in Deutschland noch keinen einzigen Menschen auf der Straße mit Schutzmaske oder Mundschutz gesehen. Bei uns ist das anders. Wenn man sich in die Öffentlichkeit begibt, per U-Bahn oder Bus, da hat man immer eine Schutzmaske auf. Und das war der Hintergrund für diesen Exportstopp.
Junge Menschen verzichten auf ihre Schutzmasken, damit die älteren Menschen genügend haben
Es waren kritische Stimmen gegenüber dem taiwanischen Premierminister zu hören. Bevor er allerdings den Exportstopp aussprach, hat er genügend Informationen gesammelt. Wir wussten, Taiwan importiert viele Schutzmasken, um seinen Bedarf zu decken. Dann haben wir gemerkt, dass es immer noch nicht ausreicht. Damit sich dann nicht das Gefühl, „wir sind schlecht geschützt“, entwickelt und keine Panik zum Ausbruch kommt, haben wir den Exportstopp verhängt.
Tagelang war es so, dass viele Leute früh aufgestanden sind und in Reihen vor der Apotheke standen, um Atemschutzmasken zu kaufen. Dann hat der Premierminister ein Treffen mit mehreren taiwanischen Unternehmen organisiert. Normalerweise sind sie Konkurrenten. Doch in dem Bewusstsein, das es um Taiwan geht, um die Sicherheit von Taiwan, haben sie Hand in Hand zusammengearbeitet.
Dies hängt eng mit dem Unsicherheitsgefühl zusammen, das sich in den letzten Jahren uns eingeprägt hat – durch dieses Ausgeschlossen-sein. Dadurch wussten wir, dass wir in Notfällen auf uns selber angewiesen sind. Es kommt nun darauf an, dass wir eng zusammen arbeiten und nicht gegeneinander. Das war sozusagen ein nationales Team. Man hat sich zusammen getroffen und schnellstens untereinander die Aufgaben aufgeteilt.
Und jetzt produzieren wir zehn Millionen Schutzmasken täglich. Wir überlegen nun auch, ob wir an andere Länder Atemschutzmasken exportieren könnten, die das brauchen. Nach dem Motto: „Wir müssen uns selber retten können, damit wir in der Lage sind, die anderen zu retten“. In den sozialen Medien gibt es auch diese Solidarität in der Bevölkerung untereinander. Junge Menschen verzichten auf ihre Schutzmasken, damit die älteren Menschen genügend Schutzmasken haben.
Prof. Shieh: „Auf die WHO ist kein Verlass“
ET: Sie sprachen über die Erfahrungen 2003 im Rahmen der SARS-Epidemie, die Sie gemacht haben, und dass Sie daraus gelernt haben. Zuvor sprachen Sie auch von einer Erfahrung, die Sie mit Festlandchina gemacht haben, in dem Sinne, dass Sie gern ein WHO-Expertenteam damals nach Taiwan holen wollten.
Prof. Shieh: Als die Sars-Epidemie (2002/2003) bei uns ausgebrochen war und etliche Menschen bereits ums Leben gekommen waren, baten wir die WHO, obwohl wir schon seit Jahrzehnten kein Mitglied waren, um Hilfe. 'Viren kennen keine Grenzen' haben wir gedacht, und wir brauchen die Expertise der WHO.
Wir baten sie, ein Team mit Fachleuten, mit Daten und so weiter nach Taiwan zu schicken. Und die WHO hat zugesagt. Als das Vorhaben bekannt wurde, hat sich Peking dazwischen gestellt: „Wir kümmern uns schon darum“, sagten sie. Peking sagte, alles, was von der internationalen Gesellschaft nach Taiwan geschickt werden soll, geht nicht ohne unsere Einwilligung.
Die WHO hat daraufhin gezögert. Diese Rettungsaktion ist dadurch in Verzug geraten, es hat dann eine Woche oder länger gedauert. Und dadurch sind mehr als zehn Menschen bei uns gestorben. Diese bittere Erfahrung zeigte, dass selbst auf solch eine globale Organisation wie die WHO – die eigentlich, ohne auf den Status der Mitglieder zu achten, gemeinsamen eine Epidemie bekämpfen sollte – kein Verlass ist.
China zwang die WHO, die Corona-Zahlen von Taiwan nicht zu erwähnen
Das liegt weniger an der WHO oder den Chinesen an sich, sondern an dem chinesischen kommunistischen Regime. In den letzten Tagen ist genau das gleiche passiert. China hat die WHO gezwungen, bei allen Daten und Statistiken, wo es um die Anzahl der bestätigten Corona-Fälle geht, Taiwan nicht getrennt aufzuführen, wie es bei Japan, Korea, Deutschland und andere Staaten normal ist.
Die Zahlen von Taiwan wurden statt dessen einfach in die Zahlen von China eingerechnet. Dadurch kann man nicht erkennen, wie viele bestätigte Corona-Fälle es in Taiwan gibt. Taiwan steht nämlich durch seine früh eingeleiteten Maßnahmen mit 49 Corona-Infizierten und einem Todesfall (Stand 13. März 2020) relativ gut da.
Peking behauptet immer, das sie sich medizinisch um uns kümmern. Wir würden uns freuen, wenn sie sich genügend um ihre eigenen Leute kümmern. Aufgrund unserer medizinischen Erfahrungen könnten wir ihnen helfen. Die Chinesen haben die WHO davon überzeugt, dass Taiwan politisch zu China gehört. Und China blockiert Taiwan, sodass wir nicht in die WHO aufgenommen werden.
Vor ein paar Tagen ist China sogar noch mit Kampfflugzeugen über Taiwan geflogen – um Taiwan wieder zu drohen.
Prof. Shieh: „China ist gut in dem Spiel mit den Zahlen“
ET: Ein taiwanisches Ärzteteam war ziemlich zeitig nach Ausbruch des Coronavirus in Wuhan und hat sich konkrete Fälle dort angeschaut [am 10. Januar]. Dort hätte man auf die Frage von taiwanischen Ärzten von chinesischer Seite aus gesagt, dass die Übertragungsfähigkeit des neuartigen Coronavirus von Mensch zu Mensch begrenzt wäre. Als das Ärzteteam nach Taiwan zurückkam, hat man sofort die Epidemie-Maßnahmepläne, die man vorbereitet hatte, herausgeholt und alles eingeleitet.
Warum hat man den Aussagen der chinesischen Ärzte nicht getraut?
Prof. Shieh: Ich wünsche mir wirklich, dass die chinesische Regierung alles tut, um ihr eigenes Volk zu schützen. Das bedeutet, alle Taten, alle Fehler, sollen transparent gemacht werden. Es darf keine Manipulation geben mit solchen Daten. Aber unsere Erfahrungen mit China besagten: sie sind gut in diesem Spiel mit Zahlen, mit Daten und so weiter.
Auch wenn Peking chinesische Touristen blockiert, die nach Taiwan reisen wollen, gibt es einen engen Kontakt zwischen Taiwan und Festlandschina. Es gibt Geschäftsleute, Touristen und auch Familienangehörige, die zwischen beiden Ländern pendeln. Das heißt, was sich dort abspielt und was in China passiert, geht uns unmittelbar an.
Im Internet gab es Anfang Dezember erste Hinweise darauf, dass eine Epidemie ausgebrochen ist. Da geht es um Zweierlei. Zum einen wollten wir sehen, wie schlimm die Lage dort ist. Und zum anderen, ob das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, also wie ernsthaft die Sache ist.
Taiwan war eines der ersten Länder, das Wuhan-Flüge kontrollierte
Und ich glaube, wir haben die Gefahr erkannt. Wir waren das erste Land, das von China verlangte, dass die Menschen, die von Wuhan aus Taipeh anflogen, strengstens auf ihre Körpertemperatur und das Virus getestet werden. Ich glaube, das hat sich ausgezahlt.
Als wir merkten, dass die Ausbreitung immer schlimmer wurde, haben wir weitere Kontrollen durchgeführt und die Maßnahmen auch im Inland ausgeweitet. Dazu gehört das Tragen von Schutzmasken. Es wird so gehandhabt von den Schulen und Familien. Man hat das auch von Regierungsseite gesagt. Wenn man sich in der Öffentlichkeit aufhält, dann nach Möglichkeit mit Schutzmaske. Das ist ein Unterschied, auch zu Deutschland.
Dabei geht es nicht nur um den Schutz durch die Maske. Die Schutzmaske ist auch eine Erinnerung, die das Bewusstsein dafür schärft, vorsichtiger zu sein und aufzupassen. Das heißt man überlegt, was man anfasst und ob man sich dann auch ins Gesicht fässt. Vielerorts werden beispielsweise die Läden oder Restaurants täglich desinfiziert, bevor man die ersten Kunden hereinlässt. In Taiwan tragen neun von zehn Bürger einen Mund-Nasen-Schutz. Das Tragen der Maske ist auch für uns unangenehm. Aber man macht es.
Prof. Shieh: „Unsere Auflagen waren für Peking ein Problem“
ET: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Festlandchina aus? Sie haben mir berichtet von Flügen, die Taiwan organisieren wollte um Taiwaner zurückzuholen. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden in China?
Prof. Shieh: Leider nicht ganz so reibungslos. Die Amerikaner oder die Europäer hatten schon ihre Leute evakuiert, also aus China zurückgeholt. Das erste Mal haben wir am dritten Februar eigentlich 244, aber dann doch 247 Taiwaner evakuiert.
Die Auflagen, die wir hatten, waren für Peking ein Problem. Rein aus hygienischen Überlegungen wollten wir unsere eigenen Flugzeuge nutzen. Warum? Dann können wir, bevor die Maschine startet dafür sorgen, dass alles hygienisch sauber ist.
Wir hatten noch andere Auflagen. Eine war, dass unsere eigenen Mediziner mitfliegen. Bevor die Fluggäste in die Maschine einsteigen, sollen sie getestet werden. Die Mediziner würden die Fluggäste auch beobachten, sodass man davon ausgehen könnte, der oder die ist nicht infiziert, ist nicht positiv bestätigt.
Und die dritte Bedingung war: Auf der Prioritätenliste sollen Kinder, ältere Menschen, Geschäftsleute, die sich nur kurzzeitig auf dem Festland aufhielten und Touristen, die keinen Wohnsitz dort haben, ganz oben stehen.
800.000 Taiwaner pendeln zwischen Taiwan und Festland-China
Auf dem Festland wohnen durchgängig circa eine Million bis 1,2 Millionen Taiwaner zwischen Taiwan und China pendeln monatlich regelmäßig 800.000 Taiwaner, die einen einmal wöchentlich, manche einmal im Monat.
Die chinesische Seite hat diese Auflagen abgelehnt. „Nein, keine taiwanische Maschine“, sagten sie. Denn man könnte ja, wenn Taiwan mit seinen eigenen Flugzeugen fliegt, denken, dass es Flugzeuge aus dem Ausland sind, die da ankommen. Das ging für Peking nicht. Okay, da haben wir bei dem Flugzeug einen Kompromiss gemacht.
Aber sie wollten auch nicht unsere Mediziner. Sie haben gesagt: „Wir können das selber“. Aber wir sagten, die müssen mit. Denn am Boden vor dem Einsteigen der Fluggäste können unsere Mediziner dann entscheiden, wer mit kann und wer noch abwarten muss. Wir haben wenig Vertrauen zu den chinesischen Kommunisten. Aber sie haben darauf bestanden. Um unsere Leute möglichst schnell nach Hause holen zu können haben wir dann bei den Auflagen eingelenkt.
Auf der Liste standen 244 Fluggäste. Kurz bevor die Machine startete, sagten sie uns, das noch drei weitere Passagiere dabei sind – alles Taiwaner. Kurz bevor die Maschine landete, haben sie uns dann mitgeteilt, dass einer dieser drei zusätzlichen Passagiere positiv auf den Coronavirus getestet wurde.
Jede Information aus China sollte verifiziert werden
Das hat man uns vor dem Flug nicht gesagt. Das war ja ein Grund, warum wir unsere eigenen Mediziner hinschicken wollten.
Das wussten wir nicht. Das war sehr unfreundlich und sehr unvorsichtig. Es gibt einige Menschen, die dahinter eine Intrige vermuten, doch das würde ich jetzt nicht so sagen. Auch die Fluggastliste war nicht identisch mit den Namen der tatsächlichen Fluggäste.
Der nächste Rettungsflug sollte eigentlich am 3. Februar stattfinden. Doch der zweite Rückflug fand erst am 10. März statt. Es hat so lange gedauert, weil wir diesmal darauf bestanden, dass alle unsere Auflagen eingehalten werden. Aber auch dort mussten wir einen Kompromiss eingehen.
Letztendlich wurden bei der zweiten Rückholaktion zwei Flugzeuge eingesetzt, ein taiwanisches und ein chinesisches. 18 Leute die ausgeflogen werden sollten, fehlten. Einige der Fluggäste konnten nicht wie vorher vereinbart ein Coronavirus-Testergebnis vorweisen. Insgesamt haben wir 361 Taiwaner zurückgeholt.
In den letzten Jahren haben wir leider immer wieder nicht gerade freundliche Erfahrungen gemacht. Ich würde nicht sagen, sie lügen glatt. Aber jede Information, die man von Peking bekommt, muss verifiziert werden, bevor man sagen kann, dass es wahr ist oder nicht wahr. Ich wünsche mir, dass das chinesische Volk selbst auch nicht mehr aufgrund der falschen Aussagen der chinesischen Führung leiden muss.
Da wir ja auch Chinesisch lesen und schreiben, lese ich die sozialen Medien wie Facebook oder spreche mit anderen Firmen. Dort hört man vieles aus China, was nicht nach Lob klingt. Es wäre gut, wenn China sich lobenswert benimmt. Doch Vorsicht ist angebracht.
Prof. Shieh: „Ich weiß, dass sie was die Menschenrechte betrifft, gelogen haben“
Ein anderes Beispiel: Peking hat gesagt, es gäbe keine Uiguren mehr in den Gefangenenlagern. Es gäbe Demokratie in China und keine politischen Gefangenen mehr. Ich glaube das nicht. Ich kenne viele Informationsquellen, ich kenne viele Leute und ich weiß, dass sie da gelogen haben, was die Menschenrechte anbelangt. Da haben sie glatt gelogen. Und warum sollen sie da nicht auch in anderen Bereichen lügen?
Ich erinnere mich an den Begriff, der in den letzten zwei Jahren während unserer Wahlen in Taiwan oft gegenüber China verwendet wurde. Es war die Rede von einer Infiltrationspolitik, einer Infiltrationsstrategie.
Das Taiwan vergleichsweise noch einigermaßen gut aufgestellt ist – bei der Bekämpfung dieses Virus – haben andere teilweise darauf zurückgeführt, dass Taiwan dem, was Peking sagt, kein volles Vertrauen geschenkt hat.
Und es tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber Transparenz ist wichtig. Transparenz heißt, man weiß, wie es ist, und man hat Vertrauen zueinander, zur Regierung, zu den Mitmenschen und zu den Nachbarn. Dahinter steht die Idee, dass man sich nicht nur selber schützt und verteidigt, sondern dass man sich schützt, um die anderen mit zu schützen.
Gefälschte Angaben sollte es da nicht geben. Jetzt heißt es seitens China, dass dieses Virus auf eine amerikanische Intrige zurückzuführen ist. Okay, das mag sein, aber man muss es auch beweisen, nicht nur einfach so sagen. Und die Erfahrung hat uns gezeigt, wir müssen da ganz vorsichtig sein.
Prof. Shieh: „Lektion Nummer eins: Immer auf der Hut sein“
ET: Also kann man zusammenfassend sagen, was Taiwan in so eine gute Situation gebracht hat in Beziehung auf den Coronavirus, ist, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Dass man berücksichtigt hat, dass man in der Vergangenheit oft angelogen worden ist durch das chinesische Regime oder die Kommunistische Partei Chinas. Dass Informationen zurückgehalten worden sind, dass man nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Aber dass man auch geschaut hat: „Was kann man machen, wenn es wirklich zu solch einem Fall kommt?" „Was für Maßnahmen können wir ergreifen?" Gleichzeitig gab es unter den Taiwanern einen starken Zusammenhalt, weil man über viele Jahrzehnte durch den chinesischen Einfluss so isoliert war. Und abgeschnitten von internationalen Gremien. Man hat daraus gelernt und gesagt: „Wir müssen eine schwierige Situation auch alleine meistern können!" Darauf hat man dann seine ganzen Maßnahmen ausgerichtet. Richtig?
Prof. Shieh: Lektion Nummer eins: Immer auf der Hut sein. Einem chinesischen Spruch entsprechend heißt das, dass man die Definition von Gefahr weit fast, ganz weit fast.
Zweitens: Dieser vollständige Ausschluss von Taiwan hatte auch einen Vorteil. Wir sind seit Jahrzehnten angewiesen auf Unterstützung von draußen und stehen so stark unter chinesischem Druck. Dies hat dazu geführt, dass wir uns darum bemühen, immer besser selbst zurecht kommen. Denn erst, wenn man sich selber bemüht, allein zurecht zu kommen, kann man auch um Hilfe bitten.
Taiwan wird Sicherheitsmaßnahmen nicht lockern
ET: Hat Taiwan vor, seine Sicherheitsmaßnahmen gegenüber Festlandchina zu lockern?
Prof. Shieh: Nein. Auch gegenüber anderen Ländern, die als Risikogebiete eingestuft sind, werden wir nichts lockern.
ET: Ist in Taiwan die Situation ähnlich wie in Deutschland?
Prof. Shieh: Ja, es ist vor Ort relativ normal im Vergleich zu Europa, aber es gibt Einschränkungen. Die Regierung hat Verhaltens-Empfehlungen gegeben. In Karaokelokale und in die Kinos geht man momentan nicht und beim Restaurantbesuch schränkt man sich ein.
ET: Aber zur Arbeit gehen Sie alle?
Prof. Shieh: Ja. Ich habe allerdings mitbekommen, dass man beispielsweise in Schichten oder getrennten Räumen arbeitet. Dies macht man für den Fall, dass dann, wenn ein Coronavirus-Fall vorkommt, die andere Hälfte immer noch den Betrieb aufrecht erhalten kann.
ET: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Erik Rusch.
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