China: Totale Überwachung hat die Gesellschaft erreicht

Menschen kann man über vielerlei Muster erkennen, wie etwas das Gesicht, die Sprache oder den Gang. Das kommunistische China hat die Nase in Herstellung und Anwendung dementsprechender Überwachungstechnologien ganz vorn. Werden andere Staaten ihnen folgen?
Epoch Times13. November 2017

Wenn man heute in Chinas Städten die Straße überquert, wird man dabei sehr wahrscheinlich beobachtet. Das Land hat das größte Videoüberwachungsnetz der Welt mit zig Millionen Kameras aufgebaut und ist heute in der Lage, dank technologischer Fortschritte und großer Datenmengen die grundlegenden Informationen der Menschen automatisch zu identifizieren.

Xu Chiheng, 27, ein Mitbegründer von SenseTime, einer Firma, die sich auf Gesichtserkennung spezialisiert hat, ist einer der Menschen, die dies möglich machen. Er gehört zu einer Generation junger Unternehmer, die den technologischen Fortschritt und einen riesigen Markt für Überwachungstechnik in China nutzen. Sobald seine Firma ihre gegenwärtige Runde des Fundraisings abschließt, wird sie 2 Milliarden Dollar wert sein.

SenseTime und andere chinesische Unternehmen haben im globalen Wettbewerb einen Durchbruch geschafft. Beim diesjährigen ImageNet Large Scale Visual Recognition Challenge Wettbewerb der ImageNet haben chinesische Künstliche Intelligenz (AI) Teams laut Medienberichten die Nase eindeutig vorn gehabt.

Einer der größten Kunden für Unternehmen wie SenseTime ist der chinesische Staat. Das kommunistische Regime hat aktiv die Entwicklung der Technologien gefördert, sagte Wang Shengjin, Professor an der Tsinghua University’s Department of Electronic Engineering, ein Experte in Gesichtserkennungstechnologie.

Während die Entwicklung solcher Technologien in anderen Teilen der Welt mit dem Datenschutz zu kämpfen hat, scheint China sehr unproblematisch mit der Sache umzugehen. Laut Aussage von Wang gehe es den Chinesen vorrangig um ihre eigene Sicherheit. „Ich denke im Leben der Menschen gibt es immer die Frage der Sicherheit und die der Privatsphäre. Geraten beide aber miteinander in Konflikt, dann entscheiden sich die Chinesen auf jeden Fall für die Sicherheit“, so Wang.

Auch weil die Bevölkerung die Überwachung offenbar akzeptiert, produzieren Firmen wie Cloudwalk, die viele örtliche Polizeidienststellen zu ihren Kunden zählt, Technologien, die sie als „kriminalprädiktiv“bezeichnen.

Riesige Datenbank zur sekundenschnellen Identifizierung

Das Regime ist derzeit auch dabei, eine riesige Datenbank aufzubauen, die so mächtig ist, dass sie nach ihrer Inbetriebnahme jeden Bürger innerhalb von Sekunden über das landesweite Netz von Überwachungskameras identifizieren kann, wie die South China Morning Post im Oktober berichtete.

Andere Erkennungsverfahren sollen die Lücken schließen, in denen die Gesichtserkennung derzeit nicht in der Lage ist, Personen zu identifizieren.

Das kommunistische Regime baut auch eine Datenbank mit Sprachmustern auf, um Menschen anhand der Art und Weise, wie sie sprechen, identifizieren zu können, berichtet Human Rights Watch. Bis 2015 habe die Polizei 70.000 Stimmproben in der Provinz Anhui gesammelt, einer der Gegenden, in denen Spracherkennungsversuche stattfinden, so der Bericht.

Eine andere Methode ist der Gang eines Menschen. Die Gait-Erkennungstechnologie ist in der Lage, Personen auch über größere Entfernungen zu identifizieren und kann damit auch Personen erkennen, die ihr Gesicht abdecken. Diese Technologie wird von Watrix entwickelt, die behaupten, die fortschrittlichsten kommerziell anwendbaren Erkennungsverfahren der Welt entwickelt zu haben.

Das Unternehmen kooperiert derzeit in kleinem Maßstab mit der lokalen Polizei, um zu sehen, wie die Technologie implementiert werden kann, sagte der CEO des Unternehmens Huang Yongzhen, 34, und fügte hinzu, dass viele andere Polizeikräfte auch schon in Kontakt mit ihnen waren. Ein Angestellter der Firma sagte, dass die Polizei die Technologie an den Gefangenen z. Z. prüft. Wie Xu ging auch Huang nicht darauf ein, was ihre Technologie anrichten könnte, wenn sie missbraucht würde.

„Bevor wir diese Technologien hatten, mussten Menschen diese Sachen zu tun“, sagt Huang. Mit der richtigen Technologie wird das alles effizienter. Wenn man solche Sachen lösen möchte, dann liegt der Schlüssel bei den Tech-Unternehmen,“ sagt er.

(reuters/mcd)

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