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41 Kinder unter den Toten der Brandkatastrophe in Russland – Putin: „Ich will brüllen, nicht weinen!“

Unter den 64 Todesopfern des Feuers in einem russischen Einkaufszentrum sind laut einem Medienbericht 41 Kinder. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach von "krimineller Nachlässigkeit".

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Wladimir Putin gedenkt der Opfer, die durch ein Feuer in einem Einkaufszentrum in der sibirischen Stadt Kemerowo ums Leben kamen.

Foto: Alexei Druzhinin/POOL SPUTNIK KREMLIN/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Bei der Brandtragödie in einem russischen Einkaufszentrum sind dutzende Kinder ums Leben gekommen.
Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete am Dienstag, auf der Liste der Todesopfer stünden die Namen von 41 Kindern. Die bislang mit 64 angegebene Gesamtzahl der Opfer könnte indes deutlich steigen: Laut der Agentur Interfax galten 85 Menschen als vermisst.
Russlands Präsident Wladimir Putin führte die Tragödie bei einem Besuch des Unglücksortes auf „kriminelle Nachlässigkeit“ zurück.
Nachdem zunächst von mindestens neun getöteten Kindern die Rede war, berichtete RIA Nowosti unter Berufung auf einen Vertreter der regionalen Rettungsdienste, die Namen von 41 Kindern stünden auf der Liste der Toten.
In Kemerowo machten zudem Gerüchte die Runde, dass die tatsächliche Opferzahl noch höher sei als die von den Behörden genannte Zahl von 64 Toten. Bürgermeister Ilja Seredjuk öffnete daraufhin einer Gruppe von Demonstranten die Türen zu den Leichenhallen der Stadt. Interfax meldete jedoch später, die Bewohner von Kemerowo hätten eine Liste mit 85 Vermissten zusammengestellt.

Putin fragte nach

Putin legte in Kemerowo an einem improvisierten Mahnmal Blumen nieder, traf sich mit Vertretern örtlicher und nationaler Behörden und besuchte Verletzte im Krankenhaus. „So viele Menschen sterben. Warum? Wegen krimineller Nachlässigkeit, Schlampigkeit“, sagte er. Angesichts der Zahl der Todesopfer und der vielen toten Kinder „ist einem zum Brüllen zumute, nicht zum Weinen“. „Was passiert hier?“, fragte er. Der russische Staatschef versprach die vollständige Aufklärung des Unglücks. Hundert Ermittler seien vor Ort im Einsatz.
Während Putins Besuch im Krankenhaus sagte der 18-jährige Iwan Sawarsin, der sich beim Sprung aus dem vierten Stock des Einkaufszentrums verletzt hatte, viele Menschen hätten in den ersten Minuten des Feuers die Gefahr unterschätzt. „Sie dachten, es sei eine Übung“, sagte er laut der Website des Kreml.
In der Region Kemerowo begann am Dienstag eine dreitägige Trauerzeit. Ein nationaler Trauertag in Russland soll am Mittwoch gelten.
Das Feuer war am Sonntagnachmittag in einem Kinosaal in der obersten Etage des Einkaufszentrums ausgebrochen. In dem Multiplexkino liefen Kinderfilme. Das Feuer erfasste mehr als tausend Quadratmeter des Gebäudes. Nach Angaben der Ermittler verbrannten die Menschen bei lebendigem Leib, weil Notausgänge blockiert waren. Zudem gab es keinen Feueralarm.
Nach dem Treffen mit Putin sagte der Leiter des russischen Ermittlungskomitees, die automatische Alarmanlage sei bereits seit dem 19. März defekt gewesen – also sechs Tage vor dem Unglück. Es sei nichts unternommen worden, um sie zu reparieren.
Das Ermittlungskomitee hatte am Montag „schwerwiegende Verstöße“ gegen Bau- und Nutzungsvorschriften festgestellt. Fünf Menschen wurden inzwischen festgenommen, darunter ein Vertreter der Sicherheitsfirma, welche die Alarmsirene der Shoppingmall abgeschaltet haben soll.
Im Zentrum von Kemerowo versammelten sich am Dienstag hunderte Menschen zu einer Demonstration. „Meine Meinung ist, dass die Regierung, die dieses Land führt, verantwortlich ist“, sagte ein Demonstrant in einem auf Twitter verbreiteten Video. „Die Zahl der Feuerwehrleute war nicht ausreichend. Das reichste Land hat nicht genügend Hubschrauber“, kritisierte er.
In Russland gibt es immer wieder größere Brandkatastrophen. Oftmals wird die laxe Einhaltung der Sicherheitsvorschriften verantwortlich gemacht. Im Dezember 2015 waren 23 Patienten bei einem Feuer in einer Psychiatrie ums Leben gekommen. (afp)

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