Millionen Tests aus China alle wirkungslos – Großbritanniens Exitplan gefährdet
Amerika und Deutschland haben bereits angefangen, massenhaft auf SARS-CoV-2 zu testen. England ist bei Einführung von Maßnahmen insgesamt etwas hinterher. Mangelhafte Corona-Tests machen die Situation noch schlimmer.

Frau mit Schutzmaske vor der Tower Bridge.
Foto: Getty Images | Alex Davidson
Vor rund zwei Wochen bestellte die britische Regierung 3,5 Millionen Corona-Test-Kits aus China als Teil der Exit-Strategie der Regierung. Doch dieser Plan geht nicht mehr auf.
Wie Professor John Newton, der Testleiter gegenüber „The Times“ bestätigte, sind die Tests für eine frühe Erkennung einer Corona-Infektion nicht geeignet. Der Test schlägt nur bei schwer Erkrankten an, die stark infiziert seien und bereits viele Antikörper im Körper gebildet haben.
„Wir wollten die Tests in größeren Rahmen anwenden, darunter auch bei Menschen, die nur leicht infiziert sind“, sagte der Wissenschaftler gegenüber der Zeitung. Die aus China gelieferten Tests „sind nicht gut genug, um sie im großen Maßstab einzuführen“.
Newton hat eine weitere Bestellung von dem chinesischen Anbieter zurückgezogen. Auch andere Länder haben die Ware bereits beanstandet und zurückgeschickt. Der Professor ist aber optimistisch, dass spätestens in einigen Monaten passende Tests aufgetan werden könnten.
Rückschlag für die britische Regierung
Wie inews.co.uk kommentiert, bedeutet die Fehllieferung aus China einen großen Rückschlag für die britische Regierung. Ohne Massentests sei an einen Exitplan und eine Aufhebung der Maßnahmen nicht zu denken.
Großbritannien habe demnach geplant, die derzeit 14.000 Tests pro Tag auf rund 100.000 Tests anzuheben, um die Pandemie einzudämmen und schrittweise die Corona-Maßnahmen zu lockern.
Konkret sollten Antigentests mit Antikörpertests im Rahmen der Exit-Strategie kombiniert werden. Bei Antigentest wird ein Nasen- und Rachenabstrich durchgeführt, um zu sehen, ob jemand den Virus in sich trägt. Mit Antikörpertests kann man nachweisen, ob jemand bereits infiziert war und immun ist.
Doppeltest-Strategie für Exit-Plan
Mit dieser Doppeltest-Strategie wollte England Infizierte ausfindig machen, um sie unter Quarantäne zu stellen und die Übertragungskette zu stoppen. Immunisierte sollten hingegen wieder normal arbeiten können.
Doch auch die Durchführung von Antikörpertest sei nicht so einfach und schnell realisierbar. Wie die Onlinezeitung berichtet, ist England erst jetzt nach einem Monat bereit, die Antikörpertests von den rund hundert Anbietern auf dem Markt auf die Genauigkeit zu testen. Es dauerte einige Zeit, die notwendigen Materialien wie Blut und Serum von Infizierten und Erkrankten für die Prüfung geeigneter Antikörpertests zusammenzustellen.
Zu wissen, wer das Virus schon einmal gehabt hat, soll dabei helfen, dass Menschen, die bereits immun sind, so schnell wie möglich zur Arbeit oder ins öffentliche Leben zurückkehren können. So wolle England zu einer gewissen Normalität zurückkehren. Doch wie die derzeitige Gesamtlage ist, sei das auch nicht in absehbarer Zeit möglich.
Lockerungen auf unbestimmte Zeit verschoben
Auch der Epidemiologe Professor Neil Ferguson, der für die Umsetzung der britischen Strategie zu COVID-19 zuständig ist, sieht vorerst keine Lockerung der Maßnahmen. In einer BBC-Sendung sagte er. „Die Maßnahmen waren umsonst, wenn wir den Lockdown aufheben, solange die Fallzahlen hoch sind. Das würde nur zu einer noch schnelleren Ausbreitung führen.“
Wenn die Fallzahlen zurückgingen, sei geplant, die wirtschaftlich kostspieligsten Maßnahmen langsam zu lockern und durch andere Maßnahmen wie Massentests und Unterbrechung der Übertragungskette zu stoppen, so Ferguson. Solange es keine großangelegten Tests gibt, scheint eine Aufhebung der Maßnahmen allerdings nicht in Sicht. (nh)
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