„Ich werde mein Auge verlieren“ – Gelbwesten-Vertreter Rodriguez von Gummigeschoss der Polizei getroffen
In den letzten Wochen geriet die französische Polizei wegen des Einsatzes von Gummigeschossen immer mehr in die Kritik. Nun kam es wieder zu einer schweren Augenverletzung.

Jerome Rodrigues, einer der Anführer der gelben Westenbewegung, gab am 27. Januar 2019 im Krankenhaus von Cochin in Paris eine Pressekonferenz, einen Tag nachdem er im Auge verletzt wurde.
Foto: CHRISTOPHE ARCHAMBAULT/AFP/Getty Images
Jerome Rodriguez, ein prominenter Vertreter der „Gelbwesten“ in Frankreich, erlitt bei den jüngsten Protesten eine schwere Augenverletzung.
Die Polizei hatte während der Gelbwesten-Proteste am Samstag erneut Gummigeschosse abgefeuert. Als ihn das Projektil traf, filmte er gerade vor Ort mit seiner Handykamera. Er fiel blutend zu Boden. Rodriguez selbst postete ein Selfie, das ihn mit zugeschwollenem Auge auf Facebook zeigt. Er schrieb:
„Ich werde mein Auge verlieren.“
Sein Anwalt Philippe de Veulle äußerte laut „Kronenzeitung“ gegenüber dem Fernsehsender BFM:
„Er wird sein Leben lang behindert sein.“
Rodrigues‘ Anwalt sagte, dass er mit einem „Flashball“ getroffen wurde, was sich auf die 40 mm (1,6 Zoll) Gummigeschosse der französischen Bereitschaftspolizei bezog. Die Geräte – die in den meisten europäischen Ländern nicht verwendet werden – sind in Frankreich seit Beginn der Proteste im November sehr umstritten und für Dutzende von schweren Verletzungen verantwortlich gemacht worden.
In den letzten Wochen geriet die Polizei wegen des Einsatzes der Waffen immer mehr in die Kritik, nachdem Fotos von Demonstranten mit schweren Kopfverletzungen in den sozialen Medien verbreitet wurden. Die Polizei setzte auch Wasserwerfer und Tränengas ein.
Der französische Innenminister Christophe Castaner kündigte bereits am Dienstag an, dass die Bereitschaftspolizei bei der Verwendung von Projektilen Körperkameras tragen müsse. Gleichzeitig verteidigte er die Verwendung von Gummigeschossen durch die Polizei. Das Projektil, das Rodriguez getroffen hatte, wurde von Demonstranten als Beweisstück sichergestellt. Die Polizei ermittelt.

„Rote Schals“ (Foulardsrouges) und „Gelbwesten“ (Gilets Jaunes) protestierten am 27. Januar 2019 in Paris.
Foto: ALAIN JOCARD/AFP/Getty Images
69.000 „Gelbwesten“ gegen einige Tausende „Rote Schals“
An diesem Wochenende demonstrierten 69.000 „Gelbwesten“ landesweit, 4.000 davon in Paris. Der 43-jährige Demonstrant Hafid Marrouch sagte auf dem Platz der Republik:
„Ich verstehe es nicht. Wenn wir unsere Proteste erklären, werden wir mit Tränengas bekämpft. Wenn wir unsere Proteste nicht erklären, werden wir auch mit Tränengas bekämpft.“
Am Sonntag demonstrierte gleichzeitig eine Gruppe namens „Rote Schals“ gegen die „Gelbwesten-Demos“, die seit elf Wochen andauern. Organisatoren gingen für ihren „Marsch der großen Freiheiten“ von mindestens 10.000 Teilnehmern aus, tatsächlich kamen nur einige Tausende.
Der Initiator der „Roten Schals“ ist Laurent Soulié. Er steht der Partei von Präsident Macron nahe und wirbt mit den Demonstranten für ein „friedliches und respektvolles Frankreich ohne Hass“, so die Kronezeitung.
Die Proteste begannen Mitte November wegen der Pläne zur Erhöhung der Kraftstoffsteuern. Sie entwickelten sich zu einer breiteren Auflehnung gegen die Regierung und mobilisiert jedes Wochenende zehntausende Menschen. (reuters/sua)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.