Frankreich verzichtet vorerst auf Bau neuer Atomreaktoren – bis zu sechs waren geplant
Frankreich verzichtet vorerst auf den Bau neuer Atomreaktoren: Umweltministerin Elisabeth Borne kündigte am Mittwochabend bei einer Anhörung in der Pariser Nationalversammlung an, die Entscheidung sei auf frühestens Ende 2022 verschoben.
Das ist nach der ersten Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron. Bis dahin soll nach ihren Worten auch ein Umstieg auf erneuerbare Energien geprüft werden.
Die Regierung will nach den Worten der Umweltministerin die Inbetriebnahme des neuen Druckwasserreaktors im nordfranzösischen Flamanville abwarten, die sich wegen Baumängeln und massiver Sicherheitsbedenken der Atomaufsicht immer weiter verzögert hat.
Sie ist laut dem Betreiber EDF frühestens Ende 2022 möglich, zehn Jahre nach dem ursprünglich geplanten Betriebsstart. Ein Expertenbericht hatte das einstige Prestigeprojekt kürzlich als „Misserfolg“ bezeichnet.
Ursprünglich bis zu sechs Reaktoren geplant
Ursprünglich sah die Regierung den Bau von bis zu sechs neuen Atomreaktoren vom Typ Flamanville vor. Nicht ausgeschlossen sei aber auch ein Szenario, das langfristig „Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen“ vorsehe, sagte Borne.
All diese Modelle müssten eingehend geprüft werden, um dann eine „rationale Entscheidung“ fällen zu können, betonte die Umweltministerin.
Frankreich bezieht rund drei Viertel seines Stromverbrauchs aus der Atomenergie, das ist der höchste Anteil weltweit. Am 22. Februar beginnt die Abschaltung des ältesten französischen Atomkraftwerks in Fessenheim unweit von Freiburg im Breisgau, auf die Deutschland wegen Pannen jahrelang gedrungen hatte. Der zweite Reaktor soll Ende Juni endgültig vom Netz gehen. (afp)
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