Frankreich: Militär fliegt Intensivpatienten aus dem Elsass aus
Am Mittwoch flog das Militär erste Coronavirus-Intensivpatienten aus überlasteten Kliniken im Elsass aus. Es handelt es sich um eine Notfallmaßnahme, wie es sie in Frankreich bislang nicht gab.

Militärhubschrauber.
Foto: istock
Den „Gesundheitskrieg“ hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gegen das Coronavirus ausgerufen. In den Kampf schickt der Staatschef als Oberbefehlshaber der Streitkräfte nun auch die Soldaten des Landes.
Am Mittwoch flog das Militär erste Intensivpatienten aus überlasteten Kliniken im Elsass aus. Das Grenzgebiet zu Deutschland ist von der Krise besonders stark betroffen.
Operation „Morphée“ (Morpheus) heißt der Einsatz gegen das Virus, den es in dieser Form in Frankreich noch nie gegeben hat.
Militärhubschrauber verlegt Infizierte aus dem Elsass
Die sechs ersten Infizierten wurden aus den elsässischen Städten Mülhausen und Colmar mit einem Militärflugzeug in die Mittelmeerstädte Toulon und Marseille gebracht, wie aus Armeekreisen verlautete. In Südfrankreich werden die Intensiv-Patienten in Militärkrankenhäusern aufgenommen.
Von einer „Notfallmaßnahme“ spricht der Arzt Marc Noizet, der den Rettungsdienst im Krankenhaus von Mülhausen leitet. „Das ist eine Premiere in Frankreich“, sagt der Mediziner. „Ich habe bisher keine Situation erlebt, in der so viele Kranke aus einer Intensivstation von einer Region Frankreichs in eine andere verlegt werden mussten.“
Neun erste Patienten wurden aus seiner Klinik bereits am Dienstag mit Zivilhubschraubern in weniger überfüllte Krankenhäuser im Elsass gebracht, vor allem nach Straßburg.
Ärztemangel im Elsass
Die Hilfe der Armee sei „wertvoll“, sagte auch Premierminister Edouard Philippe. Denn im Elsass mangelt es an Ärzten, an Schutzmasken, an Beatmungsgeräten und Medikamenten. Das Militär soll in der Nähe von Mülhausen auch ein Feldlazarett mit 30 Intensiv-Betten bereitstellen.
Die Operation „Morpheus“ hatte die Armee nach einem Anschlag in der pakistanischen Stadt Karachi im Jahr 2002 ins Leben gerufen, bei dem elf Franzosen getötet und zwölf verletzt worden waren.
Damals half Deutschland bei der Evakuierung mit einem Flugzeug aus. Nun hat die französische Armee selbst einen Airbus A330 im Einsatz, in dem Militärärzte die Schwerkranken begleiten.
Die französische Region Grand-Est hatte zuvor Alarm geschlagen, weil die Krankenhäuser in Mülhausen und anderen Städten überlastet sind.
Bereits 61 Todesfälle im Elsass
Das deutsche Robert-Koch-Institut stuft die gesamte Region Grand-Est als Risikogebiet ein. Dort wurden zuletzt mehr als 1800 Infizierte und 61 Todesfälle gezählt. Sie ist damit eine der am stärksten betroffenen Regionen in Frankreich.
Es handele sich um „Katastrophenmedizin“, sagt auch die Chefin der Notfaufnahme der französischen Stadt Saargemünd südlich von Saarbrücken, Emmanuelle Seris. Sie ist wie hunderte andere Ärzte und Pfleger im französisch-deutschen Grenzgebiet in Quarantäne, da sie selbst infiziert ist. Allein in ihrer Klinik seien 111 Mitarbeiter betroffen, sagt Seris.
Ihren Ausgang nahm die Epidemie im Elsass ausgerechnet bei einem religiösen Treffen. Zahlreiche Infektionsfälle lassen sich auf eine Versammlung von rund 2000 Evangelikalen in Mülhausen vom 17. bis 24. Februar zurückverfolgen. Sogar Fälle auf Korsika und im südamerikanischen Französisch-Guayana wurden nachgewiesen. (afp)
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