Zu hohe Kosten: Vonovia legt Bau von 60.000 Wohnungen auf Eis

Trotz eines enormen Bedarfs an neuen Wohnungen zieht Deutschlands Immobiliengigant, Vonovia, die Notbremse.
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Vonovia hofft darauf, „dass sich Bauen bald wieder lohnt.“Foto: Mickis-Fotowelt/iStock
Epoch Times20. September 2023

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet nach eigenen Angaben wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen.

„Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade“, sagte Vorstandschef Rolf Buch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen.“

Aus Sicht von Buch fehlen in Deutschland derzeit mehr als eine Million Wohnungen. „Meine Schätzung ist: Wir brauchen 700.000 Wohnungen im Jahr, auch wegen der zunehmenden Zuwanderung.“ Das Problem seien also nicht eine Million Wohnungen, sondern in sehr kurzer Zeit mehrere Millionen Wohnungen, die fehlten.

Wohnungsbau im Sturzflug

Mit Blick auf die einbrechende Auftragslage für die Wohnungsbau-Branche haben Verbände vor einem massiven Wohnungsnotstand gewarnt. Bis 2025 könnten in Deutschland schlimmstenfalls 900.000 bis eine Million Wohnungen fehlen, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), der „Bild“-Zeitung (Dienstag). Als Ursache nannte er den „Abschwung in der Wohnungswirtschaft“.

„2024 könnten etwas über 200.000 Wohnungen gebaut werden. 2025 könnte die Zahl der fertiggestellten Wohnungen sogar unter 200.000 sinken“, wenn die Bundesregierung nicht gegensteuere, sagte Gedaschko.  Von der Bundesregierung forderte er als „einen ersten Schritt“ eine Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für Baustoffe und Dienstleistungen.

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, nannte den Auftragseinbruch „katastrophal“. „Der Wohnungsbau befindet sich im Sturzflug“, betonte er. „Die Zahl der genehmigten Wohnungen deckt den Bedarf bei Weitem nicht mehr.“

Milliarden-Investitionen für Baugewerbe gefordert

Vor diesem Hintergrund forderte der ZDB-Hauptgeschäftsführer ein Investitionspaket der Bundesregierung für das Baugewerbe: „Wenn die Bundesregierung Milliarden für die Automobilindustrie, Chipfabriken und Industriestrom hat, sollte ihr auch der soziale Frieden auf dem Wohnungsmarkt ein paar Milliarden an Investitionen wert sein“, betonte er.

Die Zahl der Baugenehmigungen ging im Juli um 31,5 Prozent oder 9.600 im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Insgesamt wurden im Jahr 2023 bis Juli 156.200 neue Wohnungen genehmigt.

Einer Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts zufolge spitzt sich die Krise im deutschen Wohnungsbau weiter zu. Im August beklagte mit 20,7 Prozent bereits jede fünfte Firma abgesagte Projekte, wie das Münchener Institut vergangene Woche mitteilte. Im Juli waren es noch 18,9 Prozent.

Grund für die Stornierungen sind laut Ifo in erster Linie die stark gestiegenen Baukosten und Zinsen. Dadurch seien viele Projekte, die Anfang 2022 noch rentabel waren, heute nicht mehr darstellbar. „Auch das Zurückfahren der Förderung wegen der verschärften Energiesparvoraussetzungen belastet die Kalkulation der Bauherren“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. (afp/dpa/dl)



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