„Wer soll das finanzieren?“ Ökonom kritisiert UNO-Grundeinkommenplan für Entwicklungsländer
Entwicklungsökonom David Stadelmann von der Uni Bayreuth hat den jüngst vorgeschlagenen Plan der UNO kritisiert, 2,7 Milliarden direkt von Armut betroffene Menschen in Entwicklungsländern mit einem Grundeinkommen zu versorgen.
„Das würde pro Monat rund 200 Milliarden Dollar kosten. Es wäre daher schon sinnvoll, sich zu fragen, wer das finanziert“, sagte er dem Nachrichtenportal Watson.
„Aktuell liegt das Budget für Entwicklungszusammenarbeit der OECD-Länder bei knapp unter 150 Milliarden Dollar im Jahr. Die Vereinten Nationen würden nun monatlich zusätzlich 50 Milliarden Dollar fordern, wenn ihr Vorschlag umgesetzt werden sollte. Das scheint mir schwierig zu sein. Wenn wir bis jetzt nicht in der Lage waren für den globalen Süden nur einen Bruchteil der Mittel zur Verfügung zu stellen, dann weiß ich nicht, warum es jetzt der Fall sein sollte. Das erscheint mir wenig realistisch.“
Entwicklungshilfe wirkt zum Teil negativ
Außerdem bestehen laut Stadelmann einige Probleme bei der konkreten Umsetzung eines solchen Grundeinkommens: „Von den 150 Milliarden, die aktuell in Entwicklungshilfe investiert werden, kommen auch nur Teile dort an, wo sie hin sollen. Auch ist es fraglich, ob mehr Geld auch soziale und politische Veränderungen bewirkt. Wir haben in den letzten Jahrzehnten relativ viel Entwicklungshilfe gezahlt und gesehen, dass sich das gesellschaftlich nur schwach positiv bis teilweise sogar negativ auf diese Länder ausgewirkt hat.“
Stattdessen fordert Stadelmann die Immunität von bereits genesenen Corona-Erkrankten in den Blick zu nehmen. Aufgrund der vermuteten Immunität könnten diese eine Schlüsselrolle in Entwicklungsländern spielen: „Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass Menschen, die an Corona erkrankt waren, anschließend, zumindest für einige Zeit, immun sind. Diese Menschen könnten gerade im globalen Süden wieder arbeiten gehen und dafür sorgen, dass das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben aufrechterhalten werden kann. Das wäre aus meiner Sicht deutlich effektiver und realistischer als zu versuchen gigantische Geldsummen zu akquirieren, die möglicherweise gar nicht beim Empfänger ankommen.“ (dts)
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