Bildschirmverbot für Andersdenkende? Böhmermann-Forderungen bringen Lanz auf die Palme
Weil ZDF-Moderator Markus Lanz den Epidemiologen Prof. Dr. med. Alexander Kekulé – Stichwort: Lernen mit Corona zu leben – in seine TV-Sendung am 2. September eingeladen hatte, kritisierte ihn der 40-jährige ZDF-Komödiant Jan Böhmermann in einem Polit-Talk der Zeitung „Die Zeit“ dafür, kritische Virologen einzuladen. Begleitet wurde die Diskussion von „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.
Böhmermann kritisierte das Einladen „von so Leuten wie Hendrik Streeck und Alexander Kekulé, wo man fachlich sagt, das ist keine gute Sache“. Als Lanz nachfragte, wer denn das sage, verwies Böhmermann auf „die Leute, die Ahnung haben davon“.
Böhmermann attackiert Wissenschaftler
Dann attackierte Böhmermann die fachliche Kompetenz des Direktors des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Laboratoriumsmedizin.
Laut Böhmermann sei Kekulé, – ein langjähriges außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die als wissenschaftlicher Fachausschuss der Bundesärztekammer fungiert –, ein plötzlich aufgetauchter Hallenser Mikrobiologe, der nichts publiziert habe.
Böhmermann kam in Fahrt und schwenkte auf Lanz über: Er finde es schwierig, wenn man Leuten eine Bühne gebe, die eine Meinung verträten, die man nur deswegen veröffentliche, weil man sage, man müsse auch die andere Seite sehen. „Es gibt Meinungen, die sind so durchtränkt von Menschenfeindlichkeit, (…) dass ich mich manchmal frage, warum einige Leute bei dir sitzen.“
Andersdenken verboten?
Die „Bild“-Zeitung erkannte in den Aussagen Böhmermanns eine direkte Meinungsverbotsforderung: „Im Klartext: Böhmermann fordert ganz offen öffentlich-rechtliches Bildschirm-Verbot für Andersdenkende!“
Doch Jan Böhmermann ging nicht nur auf die Wissenschaftler los, deren Ansichten er offensichtlich nicht akzeptieren konnte, sondern auch auf seinen ZDF-Kollegen Markus Lanz, dem er vorwarf, in seiner Sendung nach Effekten zu haschen. Dieser ging daraufhin in die Offensive.
Lanz erklärte Böhmermann: „Der Vorwurf, Leute einzuladen, damit es kracht: Das ist absolut kein Prinzip unserer Sendung.“ Die Unterstellung, man wolle Krawall, „ehrlich gesagt, aus deinem Mund, Jan, der Wörter in den Mund genommen hat, wie mit Herrn Erdogan“, das finde er „steil“.
Im weiteren Verlauf nannte Lanz weitere Beispiele von Böhmermanns verbalen Entgleisungen gegenüber hochrangigen Personen des Zeitgeschehens.
Lanz: „Wer sind wir, dass wir uns anmaßen …?“
Auch auf Böhmermanns Wissenschaftler-Bashing ging Lanz nochmals ein und antwortete auf dessen Ausführung: „Ist das denn ein Virologe, der den Platz, den ich ihm gebe, verdient?“ Lanz wirft ein: „Die Antwort ist ‚ja‘. Absolut.“ Alexander Kekulé habe jahrelang die Regierung in genau solchen Fragen beraten, so Lanz, der auch daran erinnert, dass Hendrik Streeck Direktor der Virologie in Bonn sei und ein weltweit anerkannter Wissenschaftler, vor allem im Bereich von HIV.
Lanz: „Wer sind wir, dass wir uns anmaßen zu beurteilen, ob jemand wie Hendrik Streeck etwas drauf hat oder nicht?“, so der ZDF-Moderator, der an den Vorwurf gegen Streeck erinnerte, durch den er am meisten „diskreditiert und auch lächerlich gemacht wurde“. Es sei der Satz gewesen: „Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben.“ Heute sei dieser Satz absoluter Common Sense und Basiswissen.
Es sei ja auch nicht so, dass alles, was an Corona-Politik passiert sei, unbestritten gewesen wäre. „Dann hätten wir auch nicht diese massive Spaltung der Gesellschaft“, ist sich Lanz sicher.
Großartig, wie @Markus__Lanz den intellektuell überforderten Gagvorleser des @ZDF sachlich fundiert auseinandernimmt: pic.twitter.com/0FVHyqzWfj #Böhmermann #Lanz @zdfmagazin @DIEZEIT
— Michael Ziesmann (@M_Ziesmann) September 5, 2021
Über Meinungsverbot und Links-Kritik-Tabu
Als Lanz und Böhmermann gerade im Wortgefecht verstrickt waren, wer was gesagt oder nicht gesagt habe, ergriff Giovanni di Lorenzo die Gelegenheit, um nochmals auf die Meinungsverbot-Aussage von Böhmermann zurückzukommen und fragte den ZDF-Komiker: „Wer darf alles nicht eingeladen werden?“ Böhmermann versuchte zu relativieren: Darum gehe es nicht. „Doch, das war die Einleitung deines Statements“, erinnert di Lorenzo Jan Böhmermann an sein Gesagtes. „Sie greifen fast niemanden an, der aus der linken Ecke kommt, der Woke ist.“
Weil Jan Böhmermann mit dieser Frage offensichtlich nicht so gut umgehen konnte, kehrte der „Zeit“-Chefredakteur zur Ausgangsfrage zurück: „Die Frage ist: Wo ist die Grenze? Wer dürfte Ihrer Meinung nach in der ‚Zeit‘ kein Forum bekommen und in der Sendung von Markus Lanz nicht sitzen?“ Wieder versuchte Böhmermann auszuweichen: Das sei nicht das, was er sagen möchte.
Und plötzlich „sozial geächtet“
Um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, brachte Markus Lanz den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama ins Spiel, mit dem er kürzlich ein Interview geführt hatte. Dieser habe gesagt, dass es nicht gehe, dass wir „Menschen ständig nur noch verurteilen“, zitierte Lanz. Er meinte, dass er sogar noch weiter gehe und anmerkte, dass wir sie nicht nur verurteilten, sondern „wir verstehen sie zum Teil absichtlich falsch“, um dann „erst recht über sie herzufallen“.
Giovanni di Lorenzo brachte in diesem Zusammenhang die Sprache wieder auf Streeck, der gesagt habe: „Jede abweichende Position, von der anderer Wissenschaftler-Kollegen, bringt mich sofort in die Ecke: Corona-Leugner oder Verharmloser oder Querdenker. Und damit bin ich sozial geächtet.“
„Spiegel“-Hammer: Lanz Mitschuld an Corona-Toten unterstellt
Lanz hatte zuvor auch schon über derartige Kritik in Richtung „False Balance“ wegen der Streeck-Einladung ihm gegenüber aus der Wissenschaftsredaktion des „Spiegel“ gesprochen, die auf eine „sehr jakobinische Art“ gekommen sei. Die konkrete Frage sei gewesen: „Wie fühlen Sie sich eigentlich, wenn Sie verantwortlich sind, für den Tod von Tausenden Menschen?“ Er wolle das mal öffentlich machen, weil es auch öffentlich vorgefallen sei, so Markus Lanz. Das sei derselbe „Spiegel“ gewesen, der Hendrik Streeck monatelang für ein Porträt begleitet habe.
Wie die „Bild“ berichtet, sei der Vorfall bei einer „Spiegel“-Redaktionskonferenz von Redakteuren des Magazins an Lanz herangetragen worden, die ihm damit eine Mitschuld an den Corona-Toten unterstellt hätten. Der „Spiegel“ hätte den Vorwurf damit begründet, dass Lanz immer wieder auch Virologen interviewt hätte, die den Lockdown-Kurs der Regierung kritisiert hätten – unter anderem Hendrik Streeck und Alexander Kekulé.
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