Weniger als 800 Corona-Patienten liegen auf Intensivstationen

Die Zahl hat sich seit Anfang Januar in Deutschland fast halbiert. Erkrankungen sind auf Intensivstationen kein Problem mehr. Auch das RS-Virus ist derzeit auf dem Rückzug.
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Fehlendes Personal ist vielfach Grund für die Pflegenotstände auf Intensivstationen.Foto: iStock/Akiromaru
Von 23. Januar 2023

In den Krankenhäusern in Deutschland zeichnet sich mit Blick auf die Welle der Atemwegserkrankungen und die Arbeitsbelastung von Klinikpersonal eine Trendwende ab. Seit Anfang Januar habe sich die Zahl Corona-Patienten auf den Intensivstationen „von rund 1.500 auf heute unter 800 reduziert – also beinahe halbiert“, sagte der Vizepräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). „Corona ist auf den Intensivstationen kein Problem mehr.“

Neue Termine für verschobene Operationen

Zudem sinke die Zahl der täglichen Neuaufnahmen stetig. Dies sei eine „sehr positive Entwicklung“, sagte Marx. Daher könnten Ärzte nun „die vielen verschobenen planbaren Operationen aus dem Dezember nachholen“. Derzeit müsse das Klinikpersonal „nicht täglich überlegen, wie wir die Versorgung der Patienten denn noch sicherstellen können“, sagte Marx.

Auch auf den anderen Stationen nimmt die Belegung nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ab. Es würden „deutlich sinkende Belegungszahlen“ bei positiv auf das Coronavirus Getesteten verzeichnet, sagte der DGK-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RND. Auch gehe die Zahl der erkrankten Beschäftigten zurück, „sodass sich die Personalsituation langsam verbessert“.

RS-Virus im Bereich der vorpandemischen Jahre

Bereits in den vergangenen Wochen war Corona kein besonderes Thema mehr in den Kliniken. Dafür sorgte eine hohe Zahl an Infektionen mit dem RS-Virus (RSV) – vor allem bei Kindern – für Schlagzeilen. Meldungen von überlasteten Krankenhäusern mit vollen Stationen und schweren Verläufen machten die Runde.

Dabei spricht das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem zuletzt veröffentlichten Wochenbericht (9. bis 15. Januar) von einer gegenüber der Vorwoche stabilen Zahl bei den akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Raten). So lag der Wert „im Bereich der vorpandemischen Jahre“. Das gelte auch für die Zahl der Arztbesuche, nachdem diese gegenüber der Vorwoche rückläufig waren. Schon in der ersten Januarwoche war die Zahl Erkrankter im Vergleich zur letzten Dezemberwoche 2022 „deutlich gesunken“.

Grippewelle hat Höhepunkt ebenfalls überschritten

Die sogenannte ARE-Aktivität in der zweiten Kalenderwoche 2023 sei hauptsächlich auf das RSV, gefolgt von humanen Coronaviren (HCov) und Influenzaviren zurückzuführen. RSV habe bei Kleinkindern und Menschen ab 60 Jahren die meisten Arztbesuche verursacht. Laut RKI hat die Grippewelle, die in der 43. Kalenderwoche 2022 begonnen hat, ihren Höhepunkt überschritten.

Den RKI-Wochenberichten zufolge gab es in der Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen im November 2022 (45. bis 47. Kalenderwoche) einen starken Anstieg von Infektionszahlen. Bereits in der letzten Novemberwoche vermeldete das RKI sinkende Zahlen bei den bis vier Jahre alten Jungen und Mädchen. In der darauffolgenden Woche war von „gesunkenen“ bis „deutliche gesunkenen“ Fallzahlen in der Altersgruppe bis 14 Jahre die Rede.

Fehlendes Pflegepersonal sorgte für Probleme

Genau in diese Zeit der vom RKI statistisch erfassten Rückgänge gingen alarmierende Worte von Dr. Michael Sasse, leitender Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) durch die Medien. „Kinder können sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“, zitierte ihn unter anderem der „Norddeutsche Rundfunk“ (NDR) am 2. Dezember.

Auf der Internetseite bietet die MHH dazu nur drei Tage später eine Erklärung für die prekären Versorgungsmöglichkeiten. So bestätigt Dr. Martin Wetzke eine „ungewöhnlich frühe Saison“ für das RS-Virus und sprach von einer erhöhten Zahl kranker Kinder in Praxen und Krankenhäusern. „Dabei stoßen viele Kliniken an die Grenzen ihrer Aufnahmemöglichkeiten. Das liegt aber nicht nur an den hohen Fallzahlen, sondern häufig auch an den fehlenden Kapazitäten in den Kliniken. Es mangelt an Pflegepersonal, sodass nicht alle Betten betrieben werden können“, erläutert Wetzke.

Nur 40 Prozent der Intensivbetten zur Verfügung

Eine Umfrage unter 130 Kinderkliniken verdeutlicht das Dilemma, über das etwa das Magazin „Focus“ berichtete. 110 Krankenhäuser hätten auf die Anfrage vom 24. November geantwortet, sagte der DIVI-Generalsekretär und Münchner Kinderintensivmediziner Florian Hoffmann. Theoretisch hätte es an jenem Tag in Deutschland insgesamt 607 Kinderintensivbetten gegeben. Tatsächlich seien es etwa vor allem wegen Personalmangels jedoch rund 40 Prozent weniger gewesen. „Aus den 607 Betten wurden 367“, sagte Hoffmann.

Sasses Alarm war zugleich nahezu die letzte größere mediale Erwähnung im Zusammenhang mit dem RS-Virus. Es liegen keine Erkenntnisse oder Zahlen zu insgesamt überlasteten Kinderstationen oder gar gestorbenen Kindern vor.



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