Waldgipfel: Bundesregierung stellt bis zu 800 Millionen Euro zur Waldrettung in Aussicht
Angesichts von großflächigen Waldschäden in bislang unbekannten Ausmaß stellt die Bundesregierung 547 Millionen Euro für Aufforstungs- und Anpassungsmaßnahmen bereit. Wie Bundesforstministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch auf dem von ihr organisierten nationalen Waldgipfel in Berlin sagte, würde sich dieser Betrag durch den Länderanteil im Rahmen der Kofinanzierung auf 800 Millionen Euro erhöhen, die in den nächsten vier Jahren ausgegeben werden können.
„Wir müssen dringend handeln“, sagte Klöckner vor Vertretern von mehr als 170 Interessengruppen und Institutionen mit Blick auf die Waldschäden, die in Deutschland seit dem vergangenen Jahr verstärkt auftreten. „Der Wald stirbt in einigen Teilen.“ Der Klimawandel habe „uns deutlich schneller getroffen als erwartet“.
Klöckners Ministerium zufolge wurden inzwischen 180.000 Hektar durch die schon seit zwei Jahren anhaltende Trockenheit und Folgeprobleme wie massiven Schädlingsbefall sowie Stürme und Waldbrände zerstört. Auf dem Gipfel sollten Fachleute aus den verschiedenen Bereichen über die von ihr vorlegten Ideen für kurzfristige Hilfen und längerfristige Waldumbaumaßnahmen beraten, mit denen der Wald besser an den Klimawandel angepasst werden kann.
Fördermittel nur für Waldbesitzer mit ökologischer Ausrichtung?
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sprach sich am Mittwoch dafür aus, staatliche Fördermittel nur an Waldbesitzer mit einer ökologischen Ausrichtung zu zahlen. „Entscheidend ist, dass die Hilfen für den Wald richtig verwendet werden“, erklärte sie am Mittwoch auf Twitter. „Fördermittel aus Steuergeldern soll es für die Waldbesitzer geben, die ihre Flächen vor allem am Nutzen für Natur und Klimaschutz ausrichten und nicht an der Holzproduktion.“
Die FDP-Opposition im Bundestag kritisierte Klöckners Waldgipfel als „ideenlos“. Er komme zudem zu spät, erklärte der Forstexperte Karlheinz Bunsen. Die Bundesregierung hätte „längst“ eine Taskforce einsetzen zu müssen.
Der Waldeigentümerverband Familienbetriebe Land und Forst begrüßte dagegen den Gipfel und die von Klöckner in Aussicht gestellten Hilfen von 800 Millionen Euro. „Diese Mittel müssen jetzt schnell und unbürokratisch im Wald ankommen“, erklärte Verbandschef Max von Elverfeldt.
Staatshilfen von 2,3 Milliarden Euro gefordert
Umweltschützer hatten vor dem Gipfel einen „ökologische Wende“ in der Waldpolitik gefordert. Im Raum standen zudem Wünsche nach Staatshilfen von teils zwei Milliarden Euro und mehr. So forderten der Deutsche Forstwirtschaftsrat und der Waldeigentümerverband AGDW im August rund 2,3 Milliarden Euro.
Die Umweltorganisation Greenpeace sprach sich am Mittwoch erneut für einen „grundlegenden Wandel in der Forstpolitik“ aus. Die 800 Millionen Euro sollten für eine „naturnahe Waldnutzung“ eingesetzt werden. Private Waldbesitzer bräuchten entsprechende Finanzanreize.
Die in Deutschland ursprünglich heimischen Laubmischwälder gelten als klimastabiler als schnell wachsende Nadelholzbestände – diese stammen noch aus der Zeit von Napoleon. Klöckner sagte am Mittwoch, auch sie setze auf „naturnahe Laubmischwälder“.
Zugleich warnte sie vor „ideologischen Gräben“ zwischen Akteuren und Verbänden, welche die gemeinsame Arbeit erschwerten. Es gebe auch Stufen „zwischen Urwald und Raubbau“. Deutschland sei mit einem Laubwaldanteil von 43 Prozent auch kein „Land der Forstplantagen“.
Die Maßnahmen zur Stabilisierung der Waldbestände angesichts der Herausforderungen des Klimawandels gelten als äußert komplex. Der Inhalt des von Klöckner auf dem Gipfel vorlegten Eckpunktepapiers, das in den Beratungen mit den Verbänden weiter konkretisiert werden soll, reicht bis in Details der Förderstruktur und der Beseitigung des von Borkenkäfern befallenen Schadholzes.
Auch die Ausbildung von Forstpersonal sowie Fragen der Forschung zu geeigneten Baumarten und der Förderung einer nachhaltigen Holzwirtschaft spielen eine Rolle.
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