Linke Positionen: Versteckt die SPD Saskia Esken bis nach der Wahl?

Jens Spahn vermutete, dass sich SPD Saskia Esken kurz vor der Wahl verstecke. Die „Welt“ traf sie im tiefen Niederbayern zu einem Gespräch. Doch ihre Aussagen könnten den einen oder anderen darin bestärken, dass man Saskia Esken tatsächlich aus dem Rampenlicht heraushalten wollte.
Von 24. September 2021

In der Sendung „Anne Will“ vom 12. September, gleich nach dem TV-Triell der Kanzlerkandidaten, kritisierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die SPD-Kandidatur von Bundesfinanzminister Olaf Scholz als „Feigenblatt“ der linken SPD um die Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.

Spahn ging noch einen Schritt weiter und hielt der als Talkgast anwesenden SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Marie-Luise Dreyer vor, die SPD würde all „diejenigen, die gerne mit der Linkspartei koalieren“ würden, verstecken. Damit spielte der Minister auf die kurzfristige Absage der SPD-Pateivorsitzenden Saskia Esken für die ARD-Talksendung an.

Dabei halte sich Esken sogar ganz in der Nähe auf, denn „Welt“-Journalist Robin Alexander hatte sie an einer Pommesbude getroffen, wie er in der Sendung offenbarte.

Doch wie steht es angesichts der in wenigen Tagen stattfindenden Bundestagswahl um die Parteivorsitzende der SPD? Die „Welt“ sprach mit Saskia Esken unter anderem auch über ihre Ambitionen in einer künftigen Regierung.

Ein Treffen tief in Niederbayern

Gleich zu Beginn des Interviews wurde Saskia Esken gefragt, ob sie von der SPD versteckt werde, weil man sich „hier in Dingolfing, tief in Niederbayern“ getroffen habe – im „Markus-Söder- und Andreas-Scheuer-Land“. Esken dementierte und sagte, dass die Partei keinen Grund dafür habe, „irgendwen oder irgendetwas zu verstecken“.

Für die Auswahl des Ortes Dingolfing, knapp 100 Kilometer westlich der Landesgrenze zu Tschechien und Österreich, meinte Esken, dass man auch tief in Niederbayern engagierte Kandidaten habe, die sie gerne im Wahlkampf unterstütze. Ihre Wahrnehmungen gingen dahin, dass man dort eine „Wechselstimmung“ erlebe: gut besuchte Infostände und Leute, die Fragen stellten. Auch bei den Hausbesuchen sei das Interesse groß.

Das beste Pferd im roten Stall?

Zur „Feigenblatt-Olaf-Geschichte“, fragte die „Welt“ Esken, wie es sei, ständig als umgehendes „rotes Gespenst“ gehandelt zu werden. Nicht nur die Union beschwöre derzeit die Geschichte von Olaf Scholz als Trojanisches Pferd. Es gebe Befürchtungen, dass daraus „erstmal gewählt und in die Stadt gezogen – Saskia Esken und die Linkspartei gesprungen kommen“.

Esken antwortete nur knapp, dass seit ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden versucht werde, sie in einer solchen Rolle darzustellen und kontert: „Ich sehe mich als Vorsitzende einer traditionsreichen und stolzen Partei, die Verantwortung für dieses Land übernehmen will.“

Antifaschistin Esken, 200 Morde und Idar-Oberstein

Das Thema polarisierende Pro-Antifa-Tweets war Esken offenbar unangenehm. Ausführungen des Reporters vorwegnehmend sagte sie: „Natürlich bin ich Antifaschistin.“ Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung lehne sie aber ab.


„Mehr als 200 rechtsradikal motivierte Morde alleine in den vergangenen Jahren, die machen mir Sorgen“, rechtfertigte sich die SPD-Vorsitzende im Gespräch und warf in diesem Zusammenhang den aktuellen Tankstellenmord vom 18. September ein, offenbar als Beispiel rechtsmotivierter Gewalt: „Aktuell trauern wir um einen jungen Mann, der in Idar-Oberstein aus Hass gegenüber den Corona-Maßnahmen kaltblütig ermordet wurde.“

Die weiteren Fragen und Antworten im Gespräch fasste „Welt“-Reporter Nikolaus Doll so zusammen: „Die SPD-Chefin will ihren Posten nach der Wahl nicht an Olaf Scholz abgeben – und schließt nicht aus, ein Ministeramt zu übernehmen. Was künftige Ausgaben angeht, ist sie großzügig.“



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