Chaos für Passagiere: Kein Flugbetrieb in Frankfurt, München, Hamburg
Flugreisende in Deutschland müssen sich am Freitag auf massive Behinderungen einstellen. Grund dafür ist ein Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi für mehrere Flughäfen, darunter auch die Drehkreuze München und Frankfurt am Main.
„Aufgrund des Streiks ist mit starken Auswirkungen vor allem im innerdeutschen Flugverkehr von Verspätungen, über Ausfälle bis hin zum teilweise Erliegen des Luftverkehrs zu rechnen“, erklärte die Gewerkschaft in der Nacht zum Mittwoch, 15. Februar, gegenüber Agenturen. Nach Angaben der „Deutschen Presse Agentur“ (dpa) seien Zehntausende Fluggäste betroffen.
Die Flughäfen Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg kündigten an, nach der Streikankündigung am Freitag den regulären Passagierbetrieb einzustellen. Der reguläre Passagierbetrieb wird am größten deutschen Flughafen Frankfurt am Freitag wegen des Warnstreiks nicht möglich sein, teilte die Betreibergesellschaft Fraport mit. Ausgenommen seien Notflüge.
Der Flughafenverband warnte vor „massiven Behinderungen im Luftverkehr“. Der Warnstreik werde im innerdeutschen und internationalen Flugverkehr zu gut 2340 Flugausfällen führen. „Über 295.000 Passagiere werden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik“, kritisierte der Verband und sprach von einer „beispiellosen Eskalation“. Auch Umsteigeverkehre seien betroffen.
Druck auf Arbeitgeber
Der Streikaufruf gilt für die Airports in Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen. Der Arbeitskampf soll am Freitag, 17. März, in den frühen Morgenstunden beginnen. Das Ende des Warnstreiks wurde für die Nacht zum Samstag angekündigt. Dabei handele es sich um einen gemeinsamen Streik von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste, erklärte Verdi.
Hintergrund für die Streiks sind nach Gewerkschaftsangaben die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Die Tarifparteien verhandeln auch für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste. Bundesweit laufen Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.
„Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten“, erklärte Verdi-Vizechefin Christine Behle. Ein Ziel sei es, dass die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst bei der nächsten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche (22. und 23. Februar) ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.
Bis dahin seien weitere Warnstreiks unter anderem in Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen geplant. Zu den von diesen Verhandlungen betroffenen Beschäftigten gehören beispielsweise die Flughafen-Feuerwehren.
Arbeitskräftemangel bei Bodenverkehrsdiensten
Auch die Arbeitgeber der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheit müssten nun mehr Geld auf den Tisch legen, forderte Behle. So herrsche bei den Bodenverkehrsdiensten, die unter anderem das Be- und Entladen sowie Betanken der Flugzeuge sicherten, nach wie vor ein katastrophaler Arbeitskräftemangel. Die Auswirkungen hätten viele Reisende vor allem im vergangenen Sommer deutlich gespürt.
Um dies nicht noch einmal zu erleben, sei eine „attraktive Lohnerhöhung“ nötig, forderte die Verdi-Vizechefin. Die Beschäftigten der Luftsicherheit wiederum hätten Anspruch auf eine Erhöhung der Zuschläge in den Manteltarifverträgen, was ihnen die Arbeitgeber bislang verwehrt hätten.
Behle: Arbeitnehmer brauchen deutlich mehr Geld
„Inflation, hohe Energie- und Lebensmittelpreise treiben die meisten Beschäftigten in eine unsichere Situation“, sagte Behle laut Verdi-Mitteilung und fügte hinzu: „Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen. Sie brauchen deutlich mehr Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Das müssten die Arbeitgeber einsehen und dementsprechend reagieren.
Die Gewerkschafterin warb zugleich um das Verständnis der Fluggäste, die durch den Streik „leider“ getroffen würden. Um die Belastungen für sie möglichst gering zu halten, habe Verdi den Arbeitskampf bereits jetzt angekündigt. Dies solle Reisenden ermöglichen, ihre Pläne auf Alternativen umzustellen.
Hilfslieferungen in Erdbebengebiet nicht beeinträchtigt
Die Streiks sollen allerdings nicht die Hilfslieferungen ins türkisch-syrische Erdbebengebiet beeinträchtigen, versicherte Verdi. Dafür werde die Gewerkschaft den Arbeitgebern Notdienstvereinbarungen anbieten.
Verdi hatte bereits im Januar anlässlich zweier anderer Tarifkonflikte die Flughäfen in Berlin und Düsseldorf bestreikt. In der nordrhein-westfälischen Hauptstadt ging es um einen neuen Abschluss beim Bodenabfertiger „Aviapartner“, in Berlin streikten die Beschäftigten der Betreibergesellschaft, der Bodenverkehrsdienste sowie die Luftsicherheitskontrolleure. In Berlin gab es nach dem Warnstreik eine Einigung.
Letzter großer Streik 2018
Der Luftverkehr ist wegen der zersplitterten Dienstleister extrem streikanfällig, weil viele kleine, sicherheitsrelevante Gruppen streikmächtig genug sind, den Betrieb lahm zu legen. Im Grunde reicht ein Streik der Flughafen-Feuerwehr, um einen gesamten Airport stillzulegen.
In der Vergangenheit hatten beispielsweise die Kräfte an der Passagierkontrolle, die Piloten, Techniker, Flugbegleiter, Vorfeldlotsen oder das Bodenpersonal die Arbeit niedergelegt. Sie werden teilweise von Spartengewerkschaften vertreten. Verdi hat unter anderem über den hier im Streit stehenden Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, nach dem viele Beschäftigte der Flughafengesellschaften bezahlt werden, Zugriff auf die Fluginfrastruktur.
Der bisher letzte große Warnstreik mit ähnlichen Folgen liegt bereits einige Jahre zurück: Im April 2018 mussten deutschlandweit Hunderte Flüge annulliert werden, weil die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Kommunen und des Bundes nicht vorankamen. In acht Bundesländern kam es damals zum Warnstreik: Zehntausende Beschäftigte legten die Arbeit nieder. Neben Flughäfen waren vielerorts auch der städtische Nahverkehr, Kitas, Kliniken, Verwaltungen und Hallenbäder betroffen.
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