Umfrage: Schwindendes Vertrauen in Ampel und Institutionen
Um das Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Institutionen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist es in Deutschland laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung nicht gut bestellt.
„Spätestens im zweiten Jahr der Pandemie fingen plötzlich Entwicklungen an, die zeigen, dass das Vertrauen zwischen den Menschen schwindet“, sagte Kai Unzicker, der für die Stiftung seit Jahren zu Demokratie und Gesellschaft forscht, bei der Vorstellung erster Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage vom Oktober 2023. Daran habe sich bis heute nichts geändert. Sein Fazit: „Es gibt deutlich weniger Vertrauen in politische Institutionen und einen geringeren gesellschaftlichen Zusammenhalt – an ganz vielen Stellen bröselt es.“
Wenig Vertrauensverluste bei den Wohlhabenderen
Deutlich messbare Rückgänge im Vergleich zum Februar 2020 seien beispielsweise in der Frage zu erkennen, wie gerecht sich die Menschen behandelt fühlten. Unzicker zufolge begann während der Pandemie eine deutliche Trendwende, die eine Phase von 30 Jahren Stabilität beendet habe. In Ostdeutschland seien die Vertrauenswerte insgesamt niedriger. Besonders stark sei der Zusammenhalt an traditionellen Industriestandorten verloren gegangen. In boomenden Regionen mit viel Handel und Dienstleistungsjobs seien die Werte dagegen noch relativ gut, berichtete Unzicker.
Sein Kollege Robert Vehrkamp stellte fest, bei den Wohlhabenderen und im sogenannten neo-ökologischen Milieu seien die Vertrauensverluste weniger stark. Letzterem rechnen Forscher Menschen zu, die meist ein hohes Bildungsniveau haben, Vielfalt und politische Korrektheit befürworten und die Ausbeutung der Natur und anderer Menschen verurteilen.
Wenig Akzeptanz für Asylpolitik der Bundesregierung
Besonders viel Vertrauen in die Ampel-Regierung sei im traditionellen Milieu verloren gegangen sowie im prekären Milieu und in dem Milieu, das Wissenschaftler als nostalgisch-bürgerlich beschreiben. „Eine so deutliche Verschiebung sieht man in Wahlanalysen wirklich selten“, sagte Vehrkamp. Hier zeige sich eine neue Konfliktlinie, die stark von sozialen Unterschieden geprägt sei. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP zahle zu einem ganz großen Teil auf das Konto der AfD ein, nicht bei der Union.
Ein Problemfeld sei hier die Asylpolitik der Bundesregierung, die offensichtlich von einer Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert werde. „Das betrifft die Ablehnung der ungeregelten Asylzuwanderung, nicht Einwanderung und Diversität an sich.“ Migrationspolitik sei, was die Tendenz Rechtspopulisten zu wählen betrifft, allerdings nur ein Auslöser, erklärte Vehrkamp. Darunter lägen andere, konkrete Probleme, wie beispielsweise der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. (dpa)
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