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Schulen, Spiegel der Gesellschaft

Tipps für Lehrer: „Entfernen Sie sich aus der Gefahrenzone“ – neuer Schulleitfaden NRW

Ein neues Dokument aus dem NRW-Bildungsministerium thematisiert die „Gewalterfahrungen von Beschäftigten an Schulen“. Diese reichen von Beleidigungen bis zu körperlichen, verbalen oder psychischen Angriffen.

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Eine Lehrerin im Klassenzimmer (Symbolbild).

Foto: iStock

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Nach Berlin, Hamburg und Bremen sowie Sachsen-Anhalt belegt Nordrhein-Westfalen Platz fünf des Kriminalitätsrankings der Bundesländer (2023). Die im März vorgestellte polizeiliche Kriminalstatistik für 2024 in NRW berichtet von knapp 1,4 Millionen registrierten Straftaten – minus ein Prozent gegenüber 2023. Die Aufklärungsquote  betrug 53,5 Prozent.
Der für Sicherheit im Bundesland zuständige NRW-Innenminister Herbert Reul erklärte: „Das ist die traurige Wasserstandsmeldung, wenn es darum geht, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen. Unsere Polizisten bekämpfen leider oft nur Symptome. Das, was an anderer Stelle nicht klappt – Erziehung, Schule, Integration – landet am Ende bei der Polizei. Heißt auch, die Statistik spuckt aus, wie es um unsere Gesellschaft – um uns – steht.“
Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen einen neuen Leitfaden herausgegeben: „Sicher handeln bei Gewalterfahrungen von Beschäftigten an Schulen“.

Orientierung im Gewaltfall

In dem Dokument wird gefordert, dass allen Fällen von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte an Schulen konsequent nachgegangen werden soll – bis zu entsprechenden Sanktionen am Ende. Dabei wird den Lehrkräften und Mitarbeitern Unterstützung durch Schulleitung und Schulaufsicht zugesichert: „Wichtig ist für Betroffene das Wissen, in der konkreten Situation nicht allein zu sein.“ Das gelte auch in Fällen, in denen Sachverhalt und Rechtslage noch unklar seien.
Bei einer Bedrohung durch Schüler oder auch Eltern heißt es beispielsweise: „Machen Sie verbal deutlich, dass Sie diesen Übergriff nicht dulden“ – etwa durch Halt- oder Stopp-Rufe mit energischer Körpersprache. Hilfe von Schülern oder hinzukommenden Dritten sollte angenommen werden, wird geraten. Geraten wird auch: „Verlassen Sie das Gesichtsfeld des Angreifers, provozieren Sie nicht und vermeiden Sie jede Eskalation.“ Anschließend solle man die Schulleitung informieren, im Zweifelsfall auch die Polizei hinzuzuziehen.

„Gewalt darf an Schulen keinen Platz haben“

Eine rote Linie wird gezogen: „Jegliche Form von Gewalt darf an Schulen keinen Platz haben.“ Denn Schulen müssten „sichere Orte“ sein und alle Beteiligten seien dazu aufgefordert, „dieses Ziel in gemeinsamer Anstrengung zu unterstützen“. Doch schon zeigt sich ein großes Problem in der Praxis:
„Angesichts vielfältiger Formen von Gewalt und unterschiedlicher Verhaltensmuster von Schülerinnen und Schülern ist es nicht einfach, im konkreten Fall angemessen, das heißt konsequent, rechtssicher aber insbesondere auch verhältnismäßig auf Übergriffe zu reagieren.“ (Gewalt-Leitfaden Schulen NRW)
Zudem wird der Zwiespalt der Lehrerschaft angesprochen. Einerseits sollen sie den Schülern etwas beibringen, andererseits reiche die Bandbreite der Vorfälle von „persönlichen Beleidigungen bis hin zu körperlichen, verbalen oder psychischen Angriffen und sexuellen Belästigungen oder Übergriffen“. Auch das Thema Cybermobbing nehme, „mittlerweile breiten Raum an Schulen“ ein – und das trotz aller Bemühungen zur Vermittlung von Medienkompetenz an die Schüler, heißt es.
Gleich zu Beginn des Leitfadens macht das Ministerium deutlich: Man erlebe seit Jahren zunehmende Gewalterfahrungen von Lehrkräften und anderen Beschäftigten, denn: „Schulen sind [aber] auch ein Spiegel der Gesellschaft“.

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