Studie: Rund jeder zweite Flüchtling hat fünf Jahre nach Ankunft einen Job
Die Arbeitsmarktintegration verläuft laut einer Studie besser als bei früheren Flüchtlings- und Migrationswelle. Die Forscher führen das auf verstärkten Fördermaßnahme zurück.

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit am Eingang eines Jobcenters.
Foto: Jens Kalaene/dpa
Unter den seit 2013 nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen ist einer Studie zufolge rund jeder Zweite fünf Jahre nach dem Eintreffen hierzulande erwerbstätig. Dies trifft auf 49 Prozent der Flüchtlinge zu, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. „Die Arbeitsmarktintegration erfolgt damit etwas schneller als bei Geflüchteten früherer Jahre“, heißt es in der Studie.
Die Forscher verglichen die Situation der seit 2013 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge mit Neuankömmlingen aus dem Zeitraum von den frühen 1990er Jahren bis 2013. Von den früher hier eingetroffenen Flüchtlingen waren demnach nach fünf Jahren lediglich 44 Prozent erwerbstätig.
Sie hätten zwar günstigere Voraussetzungen hinsichtlich Sprache, Bildung und Ausbildung gehabt, führten die IAB-Forscher aus. Damals seien aber die allgemeine Arbeitslosigkeit deutlich höher und das Beschäftigungswachstum viel geringer gewesen als heute. „Zudem wird seit 2015 deutlich mehr in Sprach- und andere Integrationsprogramme für Asylbewerber und anerkannte Geflüchtete investiert als es damals der Fall war“, erklärten die Experten.
Unter den Erwerbstätigen der seit 2013 eingetroffenen Flüchtlinge gehen der Studie zufolge 68 Prozent einer Vollzeit- oder Teilzeiterwerbstätigkeit nach, 17 Prozent machen eine bezahlte Ausbildung und drei Prozent ein bezahltes Praktikum. Zwölf Prozent sind demnach geringfügig beschäftigt.
Frauen viel seltener erwerbstätig
Zwischen den Geschlechtern gibt es dabei einen großen Unterschied: Während bei den Männern fünf Jahre nach dem Zuzug nach Deutschland 57 Prozent erwerbstätig sind, liegt der Anteil unter den Frauen bei lediglich 29 Prozent, wie das IAB weiter mitteilte. Dabei spiele die Familienkonstellation und die Betreuungssituation von Kindern eine große Rolle. „Insbesondere Frauen mit Kleinkindern sind nur zu sehr geringen Anteilen erwerbstätig“, analysierten die Forscher.
Mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Flüchtlinge arbeitet als Fachkraft oder in Tätigkeiten mit noch höherem Anforderungsniveau, heißt es in der Studie weiter. 44 Prozent der Flüchtlinge arbeiten als Helfer tätig. Dabei weisen die Geflüchteten bei ihrer Ankunft ein deutlich niedrigeres Bildungsniveau auf als die einheimische Bevölkerung. Von den Geflüchteten hatte etwa jeder vierte Geflüchtete keine oder maximal eine Grundschule besucht.
Dabei liegt der Anteil der Geflüchteten mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss beträgt in etwa elf Prozent. Das ist halb so hoch wie bei den Einheimischen. Besonders groß ist das Gefälle bei beruflichen Abschlüssen, weil es die klassische duale Ausbildung in vielen Asylherkunftsländern so nicht gibt.
Für die Studie hatten sie eine Befragung ausgewertet, die das zur Bundesagentur für Arbeit gehörende IAB, das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und das Sozio-oekonomischen Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gemeinsam organisieren.
Die repräsentative Wiederholungsbefragung bezieht Geflüchtete ein, die in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen waren. Insgesamt wurden den Angaben zufolge bisher rund 8000 Geflüchtete befragt. (afp/nh)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.