Neue These im Gespräch
Streeck bei Markus Lanz: „Wir müssen lernen, mit Corona umzugehen“
Eine mögliche Erklärung für regional unterschiedliche Corona-Entwicklungen brachte Virologe Hendrik Streeck in der Talkshow von Markus Lanz ins Spiel. Es könne in einigen Fällen eine Grundimmunität vorhanden sein, die einer Infektion mit SARS-CoV-2 entgegenstehe.

Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn.
Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Am Mittwochabend (3.2.) ließ der Bonner Virologe Hendrik Streeck als Gast der ZDF-Talksendung von Markus Lanz mit einer These aufhorchen, die zumindest einen möglichen Erklärungsansatz für regional sehr unterschiedliche Entwicklungen bei der Zahl der Corona-Infektionen bieten könnte.
Rostocks OB rühmt sich bei Lanz konsequenter Kommunal-Strategie
Gegenstand der Debatte war unter anderem die Beobachtung, dass eine Stadt wie Rostock, deren Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen ebenfalls in der Sendung zu Gast war, durch die gesamte Corona-Pandemie hindurch eine niedrige Inzidenz vorzuweisen gehabt habe.
Ein gutes Krisenmanagement sei demnach ein naheliegender Grund, dass Rostock 90 Prozent weniger Corona-Fälle habe als der Bundesdurchschnitt. Der „Münchner Merkur“ schrieb von nur 16 Todesfällen auf 210.000 Einwohner. Hansen hielt sich und der Stadt zugute, dass man schnell viel getestet und konsequent gehandelt und klare Ansagen gemacht habe.
Grundimmunität durch vorhergehende Infektionen mit Coronaviren?
Streeck, der in der Sendung betonte, man müsse künftig lernen, mit dem Coronavirus umzugehen, brachte jedoch auch einen anderen Aspekt in die Debatte ein. Er geht davon aus, dass auch SARS-CoV-2 in Deutschland heimisch werden würde, wie dies auch schon mit vier weiteren Varianten von Coronaviren in den Jahren zuvor der Fall gewesen sei.
Es sei jedoch möglich, so Streeck, dass gerade deshalb Teile der Bevölkerung, die mit anderen Coronaviren in Kontakt gekommen seien, bereits eine Grundimmunität aufgebaut hätten. Diese hätte möglicherweise nun dazu geführt, dass bei diesen Menschen auch das neuartige KPC-Coronavirus frühzeitig als Fremdkörper erkannt worden sei.
Im Zuge einer „Kreuzreaktivität“ könnte der Körper dabei den Erreger, der ins Immunsystem eingedrungen sei, aus der Erinnerung an eine frühere, bereits überstandene Krankheit heraus, erkannt und mit einem „wie Schlüssel zu Schloss“ passenden Antikörper reagiert haben.
Streeck mahnt bezüglich eigener Überlegung zu Vorsicht
Dieser Ansatz würde – neben der dünneren Besiedlung in den Flächenstaaten – immerhin eine mögliche Erklärung bieten, warum viele küstennahe Regionen in Norddeutschland während der gesamten Monate der Corona-Pandemie eine unterdurchschnittliche Anzahl an COVID-19-Infektionen zu verzeichnen hatten.
Bedingt durch die größere Bedeutung des internationalen Seehandels in diesen Regionen, vor allem mit Asien, könnten in Norddeutschland mehr Menschen bereits zuvor mit von dort aus verbreiteten Coronaviren in Berührung gekommen sein als in den südlicheren Lagen des Landes.
Allerdings ist, wie auch Streeck selbst betont, diese Überlegung erst einmal Spekulation. Studien der Charité hätten Hinweise auf Immunantworten in einer Gedächtniszelle gegeben. Auch wäre bei anderen Infektionskrankheiten auf der Grundlage von Coronaviren eine Wellenbewegung zu beobachten gewesen, die im Spätherbst ihren Höhepunkt erreiche.
Allerdings gäbe es bei weitem noch nicht ausreichend belastbare Erkenntnisse, um diese Überlegungen mit der erforderlichen Sicherheit als zutreffend einzuordnen.

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