Spahn: Gesundheitswesen kann mit aktuellen Infektionsgeschehen umgehen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat nach dem jüngsten Anstieg der Corona-Neuinfektionen klargemacht, dass er derzeit keine kritische Schwelle überschritten sieht.
„Im Moment sind wir in jedem Fall noch in einer Größenordnung, mit der das Gesundheitswesen und der öffentliche Gesundheitsdienst umgehen kann“, sagte der CDU-Politiker dem ZDF-„Heute Journal“. „Wenn wir uns jetzt stabilisieren auf einem bestimmten Niveau, dann können wir damit umgehen. Wenn die Zahlen weiter steigen, dann kommt es auf uns alle an, im Alltag aufeinander zu achten und eben weitere Maßnahmen tatsächlich auch nicht nötig zu machen.“
Zuletzt hatte das das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals seit drei Monaten mehr als 1.000 positive Tests binnen 24 Stunden registriert. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI demnach 1.045 positive Tests innerhalb eines Tages, wie es hieß. Spahn hatte daraufhin erneut an die Bürger appelliert, die Hygieneregeln einzuhalten
Die Schwelle von 1.000 positiven Testergebnissen war zuletzt am 7. Mai überschritten worden. Danach war die Zahl in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigen die Werte wieder. Der Höhepunkt bei den positiven Testergebnissen wurde Anfang April mit mehr als 6.000 erreicht.
Auf die Frage, ab wann wieder eine Art Lockdown notwendig wäre, unterstrich Spahn die Linie, im Fall der Fälle vor allem auf regionale Maßnahmen zu setzen. Er betonte, es gebe nicht „die eine Zahl, auf die alles reduziert werden kann“. „Es gibt den Steigerungsfaktor – also um wie viel dynamischer wird das Infektionsgeschehen? Es gibt die absolute Zahl der Infektionen. Mit um die 1.000 Neuinfektionen pro Tag kann das Gesundheitswesen umgehen.“
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte ein strengeres Durchgreifen gegen Menschen, die gegen die Maskenpflicht verstoßen. „Diejenigen die leichtfertig keinen Abstand halten und die Maskenpflicht ignorieren, gefährden damit auch, dass Kinder wieder in die Schule gehen und Arbeitsplätze gesichert werden können“, er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das ist rücksichtlos und unverantwortlich. Dagegen müssen wir schärfer vorgehen.“ Er erwarte zum Beispiel von der Deutschen Bahn, dass sie die Maskenpflicht in ihren Zügen konsequent durchsetzt. Mehrere Bundesländer hatten zuletzt angekündigt, ihre Gangart gegen Maskenverweigerer zu verschärfen.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck zeigte sich hingegen nicht beunruhigt von der Zahl von mehr als 1.000 positiven Tests an einem Tag. „Zurzeit haben wir keine wesentliche Zunahme von schweren Coronafällen auf den Intensivstationen zu verzeichnen, obwohl seit gut einer Woche die Infektionszahlen gestiegen sind“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Streeck plädierte dafür, „souveräner“ mit dem Virus umzugehen. „Wir dürfen nicht bei jedem Anstieg der Infektionszahlen in Panik geraten.“ Das Virus werde bleiben. „Das Ziel ist und war es, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, und dass jeder die bestmögliche Versorgung bekommt. Das ist ein realistisches Ziel.“ (dpa)
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