Tourismus: Shopping statt Sonnenbad – Glühwein statt Stracciatella in der Eiswaffel

Was machen die Touristen bei diesem seltsamen Sommer? „Wenn es regnet, gehen wir shoppen.“ Erste Eisdielen verkauften bereits Glühwein statt Vanille und Stracciatella in der Waffel, heißt es vom Hotel- und Gaststättenverband ...
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Eis essen oder am Strand liegen?
Epoch Times13. August 2016

Immer wieder spielt der deutsche Sommer in diesem Jahr Herbst – mit viel Regen, Sturm und Fröstel-Temperaturen. In der Nacht zum vergangenen Donnerstag gab es im Erzgebirge, im Vogtland und in Nordbayern gar Bodenfrost.

Im August! Darunter leiden nicht nur Urlauber, sondern auch Freibadbetreiber und Strandkorbvermieter. Erste Eisdielen verkauften bereits Glühwein statt Vanille und Stracciatella in der Waffel, heißt es vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).

Es gibt auch Gewinner des gerade wenig sommerlichen Wetters: „Wenn es regnet, gehen wir shoppen“, fassen zwei Touristinnen in Lübeck die Lage zusammen. Das stimmt den Einzelhandel froh.

Berlin boomt durch seine Veranstaltungen

Viele Touristen lassen sich von dem unbeständigen Sommerwetter nicht von ihren Deutschland-Reisen abhalten – im Gegenteil. In Berlin etwa nimmt der Touristen-Boom kein Ende: Im ersten Halbjahr kamen laut Statistik knapp sechs Millionen Besucher, drei Prozent mehr als im Vorjahr und etwa genauso viele wie im gesamten Jahr 2004. Ein Grund: die vielen Veranstaltungen in der Stadt. Und wenn es regnet, lassen sich die Besucher kaum davon abbringen, ihren liebsten Sommerbeschäftigungen nachzugehen.

„Die Leute ziehen sich dann einfach wärmer an und nehmen Regenjacken mit“, sagt Arne Höhne, einer der Berliner Betreiber der Freiluftkinos im Volkspark Friedrichshain, im Hof des Künstlerhauses Bethanien in Kreuzberg und im Volkspark Rehberge. „Dann sitzen da vielleicht nur 50 Leute mit Regenschirm, dafür ist der Abend dann romantischer.“

Wetterresistente Touristen an der Küste

Auch viele Unterkünfte an der ostfriesischen Küste und auf den Nordsee-Inseln spürten keine negativen Folgen des Wetters, sagt Carolin Ganschinietz von der Ostfriesland Tourismus GmbH. Das liege vor allem an der hohen Stammgastquote von mehr als 60 Prozent. „Sie sind wetterresistent“, sagt die Tourismus-Expertin über die Urlauber. Manche fänden es sogar schön, wenn es stürmt. Zudem wechsele das Wetter an der Küste sehr schnell: „Durch den Wind ist ein Tiefdruckgebiet schnell durchgezogen.“

Zu spüren ist das stürmisch-kalte Regenwetter vor allem, wenn man nach der Zahl der Ausflügler geht. „Uns fehlen die Tagesgäste“, heißt es vom Landesverband der Strandkorbvermieter in Schleswig-Holstein. Die Hotels und die Geschäfte seien voll, aber die Strände leer. Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel, lebt vor allem von Tagesgästen, von ihnen sind wegen der heftigen Winde einige ausgeblieben. Zusätzlich fielen bei Sturm mehrere Schiffsverbindungen aus.

Hallenbäder sind zeitweise besser besucht als ihre Open-Air-Pendants. Spaßbäder profitieren ebenfalls von dem kühleren Wetter. So hat das relativ kleine Familien- und Erholungsbad „Oase“ in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern an einem Regentag in der vergangenen Woche einen Besucherrekord registriert. Nach Angaben der Betriebsleitung kamen 1100 Badegäste, durchschnittlich seien es derzeit 500. Ein heißer Sommer bedeute für das Bad normalerweise nur 200 bis 300 Gäste.

Im Ozeaneum und Meeresmuseum in Stralsund – den besucherstärksten Museen in Mecklenburg-Vorpommern – zogen die Besucherzahlen im August an. Registrierten die Museen im Juli noch durchschnittliche Zahlen, ging es im wechselhaften August deutlich nach oben. Allein im Ozeaneum wurden in den ersten zehn Tagen des Monats mehr als 25 000 Gäste begrüßt. Zum Vergleich: Im gesamten August 2016 kamen knapp 39 000.

Sauerland wünscht sich mehr Gäste

Auf einen sonnigen Wetterumschwung hofft noch das Sauerland. In Nordrhein-Westfalen sind die Sommerferien fast vorbei – und waren bislang wenig sommerlich. „Wir können noch so gute Angebote haben, wenn das Wetter nicht schön ist, bleiben die Leute zuhause“, sagt die Sprecherin von Sauerland-Tourismus, Anna Galon. Immerhin hätten viele Niederländer und Belgier das Sauerland neu für sich entdeckt.

An diesem Wochenende sollten Ausflügler in Norddeutschland allerdings lieber Regenschirm und Jacke dabei haben: Der Sommer pausiert dort weiter. Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach konnten am Freitag nur im Süden ein halbwegs sonniges Wochenende mit Temperaturen von immerhin 24 bis 29 Grad Celsius in Aussicht stellen. (dpa)



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