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Reform des Postgesetzes geplant

Schnelle und langsame Briefe: Post erwägt Aufschlag für Zustellung am nächsten Tag

Geht es nach der Deutschen Post, soll, wer mehr zahlt, auch schneller geliefert bekommen. Derlei Modelle gibt es bereits in anderen Ländern. In Deutschland müssten dafür die Postgesetze angepasst werden.

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Im Zustellstützpunkt von Deutscher Post und DHL werden Briefe sortiert.

Foto: Bernd Wüstneck/Illustration/dpa

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Lesedauer: 3 Min.

Die Deutsche Post kann sich vorstellen, in der Briefzustellung künftig eine schnelle und eine langsamere Variante mit unterschiedlichen Preisen anzubieten. „Wir sollten überlegen, ob wir den Kunden die Wahl der Laufzeiten überlassen“, sagte Postvorstandsmitglied Nikola Hagleitner der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie könnten dann entscheiden, ob ihnen eine besonders schnelle Zustellung einen Aufpreis wert sei oder ob die Briefe auch etwas länger unterwegs sein dürften.
Dafür müsste der gesetzliche Rahmen angepasst werden. In Deutschland ist die Post per Gesetz dazu verpflichtet, wenigstens 80 Prozent der Briefe am Folgetag zuzustellen. Das könnte sich ändern, weil die Bundesregierung eine Reform des Postgesetzes plant. Hagleitner sagte, die Post brauche mehr Flexibilität: „Die starren Laufzeitvorgaben halten wir in der Ära der elektronischen Kommunikation für nicht mehr zeitgemäß.“

Die Schweiz und Österreich machen es vor

In der Schweiz sind Preisaufschläge für schnellere Sendungen schon lange üblich. Dort können Kunden für Briefsendungen zwischen der schnelleren A-Post und dem günstigeren B-Post wählen. Der Preisunterschied liegt zwischen 20 und 45 Rappen.
So kostet ein Standardbrief bis 100 Gramm 1,10 Franken (1,11 Euro) bei einer Zustellung am nächsten Werktag, inklusive Samstag. Für die B-Sendung zahlen Kunden hingegen nur 0,90 Franken. Diese dauern jedoch zwischen 2 und 3 Werktage, und werden nicht am Samstag zugestellt. Bei Paketen werden sogar vier verschiedene Tarife und Zustelldauer angeboten.
Auch die österreichische Post bietet verschiedene Tarife für unterschiedliche Laufzeiten an. Ein PRIO-Brief bis 20 Gramm kostet 1,00 Euro und wird gleich am nächsten Werktag zugestellt. Bei dem günstigeren Tarif von 0,81 Euro erfolgt die Zustellung nach zwei bis 3 Werktagen.
Die Idee mit dem Preisaufschlag für schnellere Briefe ist eigentlich auch bei der Deutschen Post keine Neuheit. Kunden können bereits heute mit einem Aufschlag von 1,10 Euro sogenannte PRIO-Briefe versenden. Zusatzleistung verspricht eine bevorzugte Behandlung, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass der Brief am Folgetag beim Empfänger ankommt, erhöht wird. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Da die meisten Briefe aber ohnehin am Folgetag geliefert werden, verzichten viele auf diesen Service.

Zahl der Post-Beschwerden bleibt hoch

Die Post kämpft derzeit generell mit Problemen bei der Zustellung, besonders von Briefen. Bei der Bundesnetzagentur in Bonn seien im November rund 7.000 Post-Beschwerden eingegangen. Das Unternehmen begründete die Mängel in den vergangenen Monaten mit einem hohen Krankenstand und der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt.
Vor dem Hintergrund der hohen Beschwerdezahlen hat Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller gesetzlich verankerte Sanktionsmöglichkeiten gefordert, um den Druck auf die Post erhöhen zu können. Bundespolitiker verschiedener Parteien signalisierten Zustimmung. Dies könnte in der anstehenden Reform des Postgesetzes geregelt werden.
Die Post hält ein solch staatliches Druckmittel für wenig hilfreich, schließlich würde die Firma durch eine solche Gesetzesänderung keine zusätzlichen Arbeitskräfte bekommen. Bisher kann die Regulierungsbehörde wenig tun, um gegen das Problem vorzugehen: Sogenannte Anlassprüfungen sind letztlich nur schriftliche Ermahnungen. (dl)
(Mit Material von dts und dpa)

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