Sachsens Ministerpräsident Kretschmer fordert Reparatur von Nord Stream 1

„Wird der Schaden nicht behoben, ist Nord Stream 1 dauerhaft unbrauchbar“, warnt der stellvertretende CDU-Vorsitzende Michael Kretschmer.
Michael Kretschmer will auch eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen.
Michael Kretschmer will auch eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen.Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Epoch Times14. Januar 2023

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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ruft dazu auf, die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen durch Nord Stream 1 zu schaffen. „Die Betreiber sollten dafür sorgen, dass die Pipeline repariert werden kann“, sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Zeit laufe.

„Wird der Schaden nicht behoben, ist Nord Stream 1 dauerhaft unbrauchbar.“ Sprengstoffanschläge hatten Ende September letzten Jahres drei von vier Strängen der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 zerstört. „Jetzt kommt es darauf an, die verbliebene Röhre von Nord Stream 1 zumindest zu sichern“, forderte Kretschmer.

Günstigere Gasalternative

Die Frage nach russischem Erdgas stelle sich zwar nicht, solange der Krieg in der Ukraine tobe, fügte der sächsische Regierungschef hinzu. Doch müsse sich Deutschland „die Option erhalten, nach Ende des Krieges nicht nur das sehr teure Flüssiggas zu nutzen“. Es müsse geprüft werden, aus welchem Land dann günstigere Gasalternativen erworben werden könnten. „Das liegt in unserem nationalen Interesse.“

Kretschmer äußerte sich besorgt über die Energieversorgung: „Die steigenden Energiepreise nehmen den Unternehmen in ganz Deutschland die Luft“, so der CDU-Politiker. „In einem Industrieland darf Energie kein knappes Gut werden.“ Der sächsische Regierungschef forderte daher, länger auf Energie aus Atom- und Kohlekraft zu setzen.

Der Ausbau der Erneuerbaren werde nicht genügen, um ein ausreichendes Angebot an bezahlbarer Energie zu schaffen. „Wir müssen die verbliebenen drei Atomkraftwerke einige Jahre länger am Netz lassen – wie auch unsere Nachbarländer ihre Pläne verändert haben“, sagte Kretschmer. „Wir müssen uns an die Vereinbarung halten, den Kohleausstieg 2038 und nicht schon 2030 zu vollziehen. Und wir müssen uns an die Förderung von heimischem Gasreserven machen.“

Der CDU-Vizevorsitzende riet zur Einsetzung einer Kommission, die alle Gruppen und Interessen einschließe. „Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens über die Energieversorgung der nächsten Jahrzehnte.“

Jamal, Nord Stream, Transgas

Russisches Erdgas erreichte Deutschland hauptsächlich über drei Leitungen. Mit einer jährlichen Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter war die auf dem Grund der Ostsee verlegte Nord Stream 1 die bedeutendste.

Gazprom legte Nord Stream 1 Ende August 2022 nach kurzer Inbetriebnahme erneut wegen Wartungsarbeiten still. Anfang September 2022 hieß es seitens des Kreml-Sprechers Dimitri Peskow, dass die Gaslieferungen erst wieder aufgenommen werden, wenn die Sanktionen gegen Russland aufgrund des Angriffs Russlands auf die Ukraine aufgehoben worden seien.

Im September 2021 war der Bau von Nord Stream 2 abgeschlossen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte am 22. Februar 2022, dass aufgrund des erwarteten russischen Angriffs auf die Ukraine das Zertifizierungsverfahren zur Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gestoppt werde.

Am 26. September 2022 wurden mit mehreren Sprenganschlägen beide Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 beschädigt.

Über die Jamal-Leitung und damit über Weißrussland und Polen gelangten 33 Milliarden Kubikmeter pro Jahr in die Bundesrepublik. Bereits seit Ende 2021 pumpt Gazprom kein Gas mehr durch diese Leitung. Gazprom begründete dies damit, dass Warschau in der Vergangenheit „mehrfach die Aktionärsrechte von Gazprom verletzte“ und nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Gazprom auf die schwarze Liste setze.

Experten: Transgas Kapazität von mehr als 100 Milliarden Kubikmetern

Über die Transgas-Leitung und damit über die Ukraine durch die Slowakei, an der österreichischen Grenze weiter durch Tschechien, kamen rund 40 Milliarden Kubikmeter pro Jahr nach Deutschland. Diese Pipeline hätte technisch gesehen eine deutlich höhere Kapazität von mehr als 100 Milliarden Kubikmetern, schätzen Experten.

Allerdings wollte Russland die Ukraine zuletzt nur begrenzt als Transitland nutzen. Es gab mehrfach Streit zwischen beiden Ländern über die Durchleitungsgebühren. Seit Juni 2022 fließt hier kein Gas mehr. (dts/er)



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