KenFM erzielt unter den unabhängigen Medien aktuell die höchste Reichweite. Die Themen - kontrovers. Doch dienen Kontroversen einer pluralistischen, toleranten und aufgeklärten Demokratie? Das sehen nicht alle so. Nachdem YouTube den Kanal mit über 500.000 Abonnenten löschte und die Medienanstalt Berlin-Brandenburg von KenFM Quellen zu Meinungsbeiträgen forderte, wurde zuletzt die Website kenfm.de gehackt. Vier Stunden lang war auf der Seite eine Meldung von „Anonymous Deutschland“ zu sehen.
Foto: Anonymous Deutschland, www.anonleaks.net
Anonymous: KenFM hat Pfad journalistischer Wahrheit verlassen
„Never attack the media“ eine ungeschriebene Regel bei Anonymous. Eine Verletzung dieser Regel im Fall KenFM sehen die Hacker jedoch nicht. KenFM sei kein journalistisches Medium.
„Journalistische Medien halten sich normalerweise an besondere Standards wie Unabhängigkeit in der Berichterstattung, wahrheitsgetreue Berichterstattung, vor allem aber neutrale Berichterstattung“, so die Hacker in ihrer Stellungnahme zum Hack. Dies sei bei KenFM nicht der Fall.
Ken Jebsen steht für KenFM und habe sich bereits politisch positioniert. Eine neutrale Berichterstattung und journalistische Integrität erfülle die Plattform daher nicht mehr, folglich sei es kein Angriff auf ein Medium.
Die Tatsache, dass sein Kanal von YouTube wegen medizinischer Falschinformationen gesperrt wurde, zeigt, dass er den Pfad journalistischer Wahrheit verlassen hat“, so die Plattform weiter.
Ken Jebsen, Betreiber von KenFM kritisiert in einem Interview mit der Epoch Times die Zensur: „Wissenschaft lebt von Diskurs. Aber wenn jetzt jemand sagt, es gibt nur eine medizinische Wahrheit, alles andere ist Fehlinformation, dann sind wir in einer Meinungsdiktatur“.
Der Betreiber von KenFM verweist auf ihm vorliegende Informationen, dass der Angriff auf seine Website von dem gleichen Server aus gestartet wurde, auf dem sich auch die Plattform Psiram befindet. Die umstrittene Plattform bezeichnet sich selbst als Skeptikerbewegung und Verbraucherschutzseite, steht aber in der Kritik als „Rufmord-Instrument ohne Impressum“ zu agieren.
„Anonymous Deutschland“ weist eine Verbindung zu Psiram zurück. Zwar würden sie das Hacker-Kollektiv Psiram „sehr schätzen“, es bestünde aber „nicht wirklich“ eine Verbindung. Vielleicht hätte man den gleichen „Host“ wie Psiram, sei aber „4 Racks von Psiram entfernt“.
Fakt ist, die Server von Psiram und Anonleaks sind im gleichen Rechenzentrum in Rumänien beheimatet räumlich dicht beieinander.
Nicht überall wo Anonymous drauf steht, steckt auch Anonymous dahinter
„OpTinfoil“ ist die von dem Hacker-Kollektiv Anonymous-Deutschland ins Leben gerufene „Operation Alufolie“. Seit dem 1. Juli 2020 hat „Anonymous Deutschland“ unter diesem Titel „Aluhüten“ den Kampf angesagt. Laut Bericht von „Stern“ sei die Hacker-Szene Anonymous längst gespalten. Insbesondere zu Hack-Attacken, die unter dem Deckmantel „gegen Verschwörungstheorien“ operieren.
So habe die Schweizer Anonymous-Gruppe das deutsche Kollektiv bereits scharf kritisiert. Das deutsche Kollektiv bestünde nicht aus wirklichen „Anons“. Denn man würde wissen, dass der Begriff „Verschwörungstheorie“ von der CIA als Kampfbegriff benutzt würde, um legitime Enthüllungen zu diffamieren. So mahnten die Schweizer, nicht überall wo Anonymous drauf stehe, stecke auch tatsächlich Anonymous dahinter.
Ken Jebsen bemängelt diesen Punkt ebenfalls. Ihm zufolge sei eine freie Presse gerade dafür da, für Meinungsvielfalt zu sorgen, wofür auch Anonymous ursprünglich eintritt. „Ist das der Beweis dafür, dass das nicht Anonymous war?“, so Jebsen.
Da „Anonymous“ kein geschützter Begriff oder geschlossene Gruppe ist, kann prinzipiell keine Aussage getätigt werden, wer ein „wahrer oder falscher Anon“ ist.
In der Diskussion rund um die Operation „gegen Aluhüte“ wird der Vorwurf geäußert, die Hacker würden einseitige politische Ziele verfolgen. Allerdings, so „Anonymous Deutschland“, sei OpTinfoil die einzige politische Initiative. Alle anderen Aktionen seien weiterhin unpolitisch, auch, wenn OpTinfoil jetzt priorisiert wurde.
Kommentare fallen gemischt aus
Während viele Besucher der AnonLeaks-Website unter dem Anonymous-Beitrag lobende Kommentaren hinterlassen haben, wurden kritische Kommentatoren aufgefordert, die Seite zu verlassen. Ein Kommentator weist darauf hin, dass aus geschichtlichen Gründen eine Definition, wer als Journalist bezeichnet werden darf und wer nicht, in Deutschland problematisch ist:
Ihr geschichtsvergessenen Trolle wisst wohl nicht, dass es gute Gründe gibt, warum eine Definition, wer als Journalist gilt, nicht vorgesehen ist".
Die Antwort des Beitragsverfassers hält sich knapp. Er solle weniger trinken, dann brauche man nicht ständig Nazi-Vergleiche. „Geh einfach wieder“, so Beitragsverfasser AnonLeaks.
Screenshot: www.anonaleaks.net
Ein Kommentator des anonleaks-Beitrags spricht von „Selbstjustiz“ der Hacker. Anonymous würde sich als „moralisch absolut überlegen“ ansehen. Zudem sei die YouTube-Sperre als Rechtfertigung zweifelhaft, da auch der Social-Media-Riese nicht die absolute Wahrheit verbreite.
Screenshot: www.anonleaks.net (az/nh)
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