Ramelow kritisiert Medien: „Verzerrung der Realität“ zu Sonneberg

Nach den jüngsten Wahlerfolgen der AfD kritisiert Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow einen Teil der überregionalen Medien. Er warnt die anderen Parteien vor gegenseitigem „Draufklopfen“ auf die AfD.
«Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung», sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) über die Wahl im Kreis Sonneberg, bei dem 52 Prozent für einen AfD-Landrat stimmten.
„Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung“, sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) über die Wahl im Kreis Sonneberg, bei dem 52 Prozent für einen AfD-Landrat stimmten.Foto: Martin Schutt/dpa
Epoch Times20. Juli 2023

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Nach den jüngsten kommunalpolitischen Wahlerfolgen der AfD hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beklagt, dass über Ostdeutsche Pauschalurteile gefällt würden. „Was wir gerade erleben, ist eine teilweise Verzerrung der Realität“, sagte Ramelow der „Thüringer Allgemeinen“.

Er erklärt: „Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, alles Nazis sein müssten.“

Die AfD erlebte in Umfragen zuletzt einen Höhenflug – derzeit steht sie bundesweit bei etwa 20 Prozent. In Thüringen waren die Werte höher. Dort wurde im Landkreis Sonneberg der AfD-Politiker Robert Sesselmann zum ersten AfD-Landrat Deutschlands gewählt. In Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt wurde ein AfD-Politiker zum hauptamtlichen Bürgermeister bestimmt.

AfD „bündelt Ängste, Vorurteile und Aggressionen“

Ramelow sagte, es werde ausgeblendet, „welche sozialen und politischen Friktionen wir haben und was die AfD im Moment in ganz Deutschland hochtreibt“. Ramelow kritisierte einen Teil der überregionalen Medien. „Wenn ich den ganzen Tag mit Kamerateams in Sonneberg und Umgebung unterwegs bin und nach Nazis suche, dann finde ich die auch“, sagte er. „Und wenn dann jemand sagt, ich will Adolf Hitler wiederhaben: Solche Deppen gab es immer. Und es gibt sie auch in Westdeutschland.“

Der Thüringer Regierungschef warf der AfD vor, allein auf negative Emotionen zu setzen. „Sie bündelt Ängste, Vorurteile und Aggressionen, was vor allem in Ostdeutschland funktioniert.“

Die anderen Parteien sollten auf deren Erstarken nicht mit gegenseitigem „Draufklopfen“ reagieren, sagte er. Das gelte für die CDU, aber auch für seine Partei: So höre er in der Linken Forderungen, man sollte den Landkreis Sonneberg als Nichtdeutscher möglichst schnell verlassen. „Da habe ich zurückgefragt: Habt ihr sie noch alle?“

Bei Umfragen des Instituts INSA in Thüringen kam die AfD auf 32 Prozent. Im „Thüringentrend“ von Infratest dimap lag sie sogar bei 34 Prozent. Die Linke liegt laut der INSA-Erhebung mit 22 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von der CDU mit 20 Prozent. Die SPD kommt auf zehn Prozent. Grünen und FDP droht mit fünf Prozent beziehungsweise vier Prozent ein Scheitern an der Fünfprozenthürde.

Doch nicht nur in Thüringen ist die AfD laut Umfragen derzeit stärkste Kraft. Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegt sie nach jüngsten Erhebungen auf Platz eins. In Thüringen, Sachsen und Brandenburg wird 2024 gewählt.

(dpa/er)



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