Palmer fürchtet „Kernschmelze der Gesellschaft“ – Kontaktbeschränkungen treffen „meistens die Falschen“
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) fürchtet eine „Kernschmelze in unserer Gesellschaft“, wenn bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie weiter vor allem auf Kontaktbeschränkungen gesetzt wird.
Das sagte er in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Damit reagierte er auf Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
„Wir fahren in Deutschland seit einem Jahr eine Strategie, die nicht differenziert, die immer alle Kontakte beschränken will und damit meistens die Falschen trifft“, so Palmer.
Denn 99 Prozent der Menschen sind nicht infiziert.“
Palmer schlug stattdessen vor: „Lasst uns durch Tests und Kontaktverfolgung sicherstellen, dass die Infizierten andere möglichst nicht anstecken.“ Im Gegenzug sollte es möglichst wenige allgemeine Kontaktbeschränkungen geben, „weil die so massive Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben und zu einer so großen Ermüdungserscheinung führen, dass eine Kernschmelze in unserer Gesellschaft nicht mehr ausgeschlossen werden kann“.
Palmer appellierte an die Kanzlerin, „endlich eine wirksame Nachverfolgung mit moderner Technik zu ermöglichen“. Er habe Merkel vor zwei Monaten einen Brief geschrieben und sie gebeten, „zumindest vorratsweise eine Tracing-App programmieren zu lassen, also eine, die unsere Bewegungsprofile aufzeichnet und im Bedarfsfall ans Gesundheitsamt übermittelt, sodass man nachvollziehen kann, mit wem Infizierte Kontakt hatten“.
Zusammen mit einer Teststrategie in den Kommunen werde dies „uns durch die nächste Welle bringen, ohne dass wir wieder in den Lockdown müssten“. (dts)
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