Öl- und Erdgas-Embargo: „Bundesländer im Osten und Süden besonders betroffen“

Ein Fehlen russischer Energierohstoffe hätte fatale Folgen, vor allem in einigen Bundesländern im Süden. Derzeit gibt es noch keine Versorgungsengpässe.
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Eine Erdgasstation in Lubmin, Mecklenburg-Vorpommern am 3. April 2022.Foto: iStock
Epoch Times13. April 2022

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Den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Forderungen nach Sanktionen gegen Russland führen deutsche Politiker als Grund dafür an, dass in es in unserem Land sehr bald zu massiven Problemen bei der Energieversorgung kommen kann.

2019 hat Deutschland rund die Hälfte seines Erdgasbedarfs mit Lieferungen aus Russland gedeckt, führt der Energiekonzern BP in einer Statistik auf. Weitere Hauptlieferanten für Erdgas sind Norwegen (27 Prozent) und die Niederlande (21 Prozent).

Innerhalb der Europäischen Union ist Deutschland mit 55,6 Milliarden Kubikmetern der größte Importeur von Erdgas aus Russland. Auch beim Öl ist die Abhängigkeit groß. Etwa 36 Prozent des Bedarfs von etwa 96 Millionen Tonnen (Stand 2020) stammen aus Russland, schreibt die Südwest Presse. Experten warnen daher vor einem Embargo. Dies könnte sofort eine schwere Rezession in Europa auslösen.

Welche Folgen ein Einfuhr-Boykott auf die deutsche Bevölkerung haben könnte, beantwortet ein Sprecher des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU).

Welche Probleme können Stadtwerke bekommen, die ebenfalls große Erdgaskunden sind?

Während Gas in der Stromproduktion grundsätzlich durch alternative Energieträger wie erneuerbare Energien oder auch Kohle ersetzt werden kann, ist Gas in der Wärmeversorgung kurzfristig nicht ohne Weiteres ersetzbar.

Wo sehen Sie die stärksten Risiken für die Zukunft?

Das größte Risiko sind flächendeckende Versorgungsengpässe bzw. eine Gasmangellage. Derzeit gibt es keine Versorgungsengpässe. Aber wir müssen vorbereitet sein für den Fall, dass aus Russland kein Gas mehr kommt.

Genau deshalb und auch berechtigterweise hat Bundesminister Habeck gemäß dem Notfallplan Gas die sogenannte Frühwarnstufe ausgerufen, in dem die Lage engmaschig „gemonitort“ wird. Jetzt gilt es, Vorbereitungen für den kommenden Winter zu treffen.

Wer trägt das Risiko, wenn die Gaslieferungen aus Russland ausbleiben? Fällt das unter „Force Majeure“, also „Höhere Gewalt“?

Force Majeure oder höhere Gewalt ist nach allgemeiner Auffassung ein von außen kommendes, unvorhersehbares und unbeherrschbares außergewöhnliches Ereignis, das auch durch äußerste Sorgfalt nicht verhütet beziehungsweise abgewendet werden kann – zum Beispiel Ereignisse wie Naturkatastrophen, Epidemien, Kriege und politische Unruhen.

Ein Ausbleiben der Gaslieferungen aus Russland wird daher nicht ohne Weiteres als unmittelbarer Fall höherer Gewalt, nämlich des Krieges in der Ukraine, sondern eher als unmittelbare Folge der deswegen u.a. von der EU und Russland gegenseitig verhängten Wirtschaftssanktionen einzuordnen sein.

Ob und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und von wem dieses Lieferausfallrisiko getragen wird, ergibt sich aus den jeweils abgeschlossenen Gaslieferverträgen. In diese hat der VKU allerdings keinen Einblick.

Welche Bundesländer könnten von einem Erdgas/Öl-Embargo besonders betroffen sein?

Für den Fall, dass es zu einer Gasknappheit im Netz kommt, hängt der Umfang der Maßnahmen entscheidend davon ab, wo in welchem Ausmaß und über welchen Zeitraum diese Knappheit besteht und in welchem Maße es in den Bundesländern beispielsweise alternative Energieträger gibt, auf die man zurückgreifen kann.

Wo genau Knappheiten auftreten können, ist schwer vorherzusagen. Tendenziell wären aber die Bundesländer im Osten und Süden davon besonders betroffen.

Was raten Sie ihren Endkunden, was den Unternehmen, die auf Gas angewiesen sind?

Kurzfristig lässt sich Energie im Haushalt am besten durch einen bewussteren Umgang mit Energie einsparen, zum Beispiel mit der richtigen Heizungseinstellung oder richtigem Lüften. Bei Leuchtmitteln sollte konsequent auf LED gesetzt werden. Ebenfalls sollten Geräte nicht im Stand-by-Modus belassen werden, sondern – sofern möglich – vom Netz getrennt werden.

Beim anstehenden Neukauf von Produkten sollte auf eine hohe Effizienzklasse gesetzt werden. Das ist insbesondere bei Kühlschränken, Gefrierschränken, Gefriertruhen oder Kühl-Gefrier-Kombinationen wichtig, da diese rund um die Uhr laufen. Ebenfalls sollte geprüft werden, ob vornehmlich für Räume, die nicht so oft genutzt werden, intelligente Thermostate angeschafft werden, um damit die Raumtemperatur konstant zu halten.

Haushalte, die sich intensiver mit dem effizienteren Umgang mit Energie befassen möchten, sollten sich einen Überblick verschaffen, wie hoch ihre einzelnen Energieverbräuche sind. Nur dann können sie auch geeignete Maßnahmen identifizieren, um ihren Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren. Viele kommunale Energieversorger unterstützen hier gern mit eigenen Beratungsangeboten.

Unternehmen haben marktbedingt bereits zeitweise ihre Produktion beziehungsweise Produktionszeiten angepasst. Davon abgesehen sollten Unternehmen Kontakt zu ihrem zuständigen Netzbetreiber aufnehmen und vice versa, um Informationen unter anderem über den Verwendungszweck des Gases, Flexibilitätspotenziale im Gasbezug und Möglichkeiten eines Brennstoffwechsels vorsorglich zu erfragen oder zu erfahren. (ks)



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