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DGPI-Chef fordert Kita- und Schulöffnung: Kindern ein kindgerechtes Leben zu verwehren ist nicht gerechtfertigt

Kinder- und Jugendärzte setzen sich für eine rasche Kita- und Schulöffnung ein. Die medizinische Evidenz rechtfertige es nicht, Kindern ein "kindgerechtes Leben zu verwehren", sagte Johannes Hübner, Vorsitzender der DGPI.

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Kinder warten vor einer Schule.

Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

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Kinder- und Jugendärzte haben den Umgang der Politik mit Kindern in der Corona-Krise kritisiert. „Wir fordern von der Politik, dass sie mehr Rücksicht auf die Kinder nimmt, dass sie den Blick der Kinder annimmt, dass sie Berater zur Seite nimmt, die spezifisch Kinderinteressen vertreten“, sagte Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Gespräch mit RTL.
Für Kinder bedeuteten Abstandsregeln und Kontaktsperren tiefe Einschnitte, betonte Maske. „Wir als Kinderärzte sagen, dass es sehr schrecklich ist für die meisten Kinder, ihre gesamten sozialen Kontakte aufgeben zu müssen – nicht nur zu den Freunden, sondern auch zu den Erziehern“. Es seien „ja enge Bindungen, die da aufgebaut werden“.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte befürwortet eine Rückkehr aller Kinder in Schulen und Kitas unter Einhaltung von Hygieneregeln. Auch Kinder mit Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Asthma könnten am Schulunterricht teilnehmen.
„Wenn dieses Asthma gut eingestellt ist und die Kinder und Jugendlichen ihre Asthmamedikamente so weiter nehmen wie der Kinder- und Jugendarzt das verschrieben hat, dann gehören sie gar nicht zu einem erhöhten Risiko und können insofern auch die Schule besuchen, und das empfehlen wir dann auch“, sagte Maske.
Bei Autoimmunerkrankungen sollten Betroffene das individuelle Risiko mit ihren Kinder- und Jugendärzten abklären. Grundsätzlich bedenklich sei der Schulbesuch allerdings, wenn ein Familienmitglied eine starke Immunschwäche habe und sich zum Beispiel einer Chemotherapie unterziehe. Dann sollten Kinder zu Hause bleiben, um ihre Angehörigen nicht zu gefährden.

DGPI-Chef: Kindern ein kindgerechtes Leben zu verwehren ist nicht gerechtfertigt

Unterdessen forderten – der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin – in einem gemeinsamen Papier, eine rasche Öffnung der Kitas und Schulen. Es soll keine „massiven Einschränkungen“ mehr geben – das heißt, keine Kleinstgruppen und Abstandsgebote.
Kinderarzt und Infektionsepidemiologe Johannes Hübner ist Vorsitzender der DGPI und sagte gegenüber der „Süddeutsche Zeitung“: Die medizinische Evidenz rechtfertige es nicht, Kindern „ein kindgerechtes Leben zu verwehren“. BVKJ-Präsident Thomas Fischbach fügte hinzu, dass immer mehr Kinder „stark unruhige beziehungsweise rastlose Verhaltensweisen zeigen“, die sie vor der Corona-Krise nicht gehabt hätten. Auch die Hilferufe bei Kinderschutz-Hotlines seien sprunghaft gestiegen.
Der Zeitung zufolge stoße die Forderung der Kinderärzte in der Politik eher auf Zurückhaltung. Lediglich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte die Interessen von Kindern in Corona-Krise stärker zu berücksichtigen. „Wir können nicht in einem Atemzug den Kindern die Schaukel verwehren und gleichzeitig darüber nachdenken, wie wir schnellstmöglich wieder Bundesliga-Spiele stattfinden lassen“, sagte Giffey.
Wenn die Bundesliga bevorzugt werde, dann sage dies „etwas aus über die Prioritätensetzung in einer Gesellschaft. Und dass ich eine solche Prioritätensetzung nicht begrüßenswert finde, ist ja wohl klar“, so die SPD-Politikerin weiter.

Giffey: Kleinkinder sind die größten Leidtragenden

Vor allem Kleinkinder seien mit die größten Leidtragenden der gegenwärtigen Einschränkungen. Deshalb habe sie sich im Kabinett für eine schrittweise Öffnung der Kitas eingesetzt. „Man kann an der Gruppengröße ansetzen oder an den Räumlichkeiten“, sagte Giffey.
Außerdem will ihr Ministerium bis zu fünf Millionen Euro zur Verfügung stellen, um erforschen lassen, wie ansteckend Kinder tatsächlich sind. Solange das nicht wissenschaftlich geklärt sei, „müssen wir immer vom schlechtesten Fall ausgehen“, so die Familienministerin. Dies habe eine direkte Auswirkung darauf, inwieweit Kitas wieder schrittweise öffnen könnten. (dts/so/dpa)
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