Nicht ohne STIKO-Empfehlung – Warnung vor Booster-Impfung

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird die Resultate ihrer Überprüfungen zum Nutzen der Auffrischimpfungen in wenigen Wochen bekannt geben. Auch die STIKO will zeitnah eine Empfehlung zu den Auffrischimpfungen aussprechen.
Titelbild
Patientin erhält die Auffrischimpfung gegen das Coronavirus.Foto: Bernd Weißbrod/dpa/dpa
Epoch Times13. September 2021

Am Dienstag (7.9.) verschickte die Ärztekammer Nordrhein an alle zugelassenen und ermächtigten Ärzte in Mönchengladbach einen Brief mit dem Hinweis auf schwere Komplikationen nach der dritten Impfung – also der Booster-Impfung.

Ausschlaggebend für den Brief war eine Impfaktion in einem Pflegeheim in Oberhausen. Dort sollen von 90 Menschen 9 schwerwiegende gesundheitliche Probleme bekommen haben, nachdem ihnen die Auffrischungsimpfung injiziert worden waren.

Am Donnerstag (9.9.) widerrief die Ärztekammer den Vorfall jedoch. Entgegen erster Medienberichte hätte es keine Todesfälle infolge der Booster-Impfung in der genannten Pflegeeinrichtung gegeben. Dies wurde vom Krisenstab der Stadt Oberhausen bestätigt.

Der Brief an die Ärzte sollte nicht als grundsätzliche Warnung vor der Auffrischimpfung verstanden werden. Es handle sich bei dem Brief lediglich um eine Information an die Ärzte und nicht um eine Impfwarnung an die Bevölkerung.

Ärzte sollten nur daran erinnert werden, dass die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) noch nicht vorliegen würde. Deshalb seien Auffrischimpfungen zum jetzigen Zeitpunkt Einzelfallentscheidungen, die einer individuellen Begründung bedürften. Der Hinweis auf die Ständige Impfkommission erfolgte nicht zuletzt, weil deren Expertise sowohl in der Ärzteschaft als auch in der Bevölkerung höchstes Vertrauen genieße.

Noch keine Empfehlung von EMA und STIKO

Aufgrund einer Entscheidung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) von Anfang August, begannen einige Ärzte damit, Auffrischimpfungen an über 80-Jährige und besonders gefährdete Menschen zu verabreichen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Auffrischimpfungen für Senioren und immungeschwächte Menschen verteidigt: „Ich will nicht warten, bis in den Pflegeheimen wieder Menschen sterben“, sagte der CDU-Politiker dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). „Dass wir jetzt mit den Booster-Impfungen begonnen haben, ist vorausschauendes, vorsorgliches Handeln. Damit schützen wir Menschenleben.“

Die STIKO hat bisher noch keine Empfehlung dazu ausgesprochen und hat auch noch keine Aussagen darüber gemacht, für wen sie die dritte Dosis genau empfiehlt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), die den Nutzen der Auffrischimpfungen von BioNTech und Moderna noch untersucht, sieht im Moment keinen drängenden Grund für Auffrischimpfungen für die gesamte Bevölkerung. Gemäß EMA dürfen sich nationale Gesundheitsbehörden bereits vor Abschluss ihrer Untersuchungen für eine Auffrischimpfung entscheiden.

Grund dafür ist, das bei den Antragsstellern BioNTech und Moderna, keine Anpassungen für etwaige Varianten des Corona-Virus vorgenommen wurden. Bei BioNTech bleibt auch die zu verimpfende Menge gleich. Moderna hat für die Auffrischungsimpfung die Dosis von 100 auf 50 µg gesenkt.

Kritik von allen Seiten

KBV-Chef Andreas Gassen wünschen sich von der STIKO die entsprechenden Angaben zeitnah, weil sie „anders als mitunter die Politik“ rationale, faktenbasierte Entscheidungen treffe, schreibt die „Südwest Presse“

Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt kritisierte, dass viele Bundesländer auch ohne Empfehlung der Ständigen Impfkommission mit Corona-Auffrischungsimpfungen begonnen haben. Zwar spreche theoretisch einiges dafür, sagte Reinhardt dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Nach bisherigem Kenntnisstand und Auffassung namhafter Experten ist sie aber für die meisten Geimpften nicht sofort nötig.“

Insgesamt fehlten noch aussagekräftige Studien, ob, wann und für wen eine sogenannte Booster-Impfung nötig sei. „Da ist also von der Politik eine Erwartungshaltung bei den Patienten geschürt worden, die viele Ärztinnen und Ärzte ohne eine wissenschaftlich fundierte Impfempfehlung nicht bedienen wollen“, sagte Reinhardt. Er nannte das Vorgehen „einen Fehler von Bund und Ländern“.

Der Deutsche Hausärzteverband kritisiert auch, dass mehrere Bundesländer bereits mit Auffrischungsimpfungen gegen Corona begonnen haben. „Dass die Politik wiederholt vorangeprescht ist und damit erneut für Verunsicherung sorgt, ist ärgerlich“, sagte Armin Beck, Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Hausärzteverbandes, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Dass in einigen Landkreisen schon jetzt Drittimpfungen verabreicht würden, trage zusätzlich zur Verunsicherung von Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten bei, führte Beck aus. Gleichzeitig verlangte er, auf die Empfehlung STIKO zu den sogenannten Booster-Impfungen zu warten. Notwendig seien einheitliche Regelungen.

Mehrere Bundesländer haben bereits damit begonnen, Pflegebedürftigen, über 80-Jährigen und Menschen mit Immunschwäche die dritte Impfung anzubieten, wenn die letzte mindestens sechs Monate zurückliegt, da vermutet wird, dass die Schutzwirkung nach diesem Zeitraum nachlassen kann. (nw)



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