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#allesdichtmachen

Nach Kritik an Corona-Politik: ARD-Rundfunkrat fordert Berufsverbot für Schauspieler nach Satire-Aktion

Mit ihrer Kritik an der Corona-Politik unter dem Hashtag #allesdichtmachen haben Dutzende prominente Schauspieler Zustimmung, aber auch viel Kritik erfahren. Die Satire-Aktion hat eine Hasswelle der Empörung unter anderem auf Twitter ausgelöst.

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Jan Josef Liefers ist das bekannteste Gesicht von #allesdichtmachen.

Foto: Tobias Hase/dpa

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Lesedauer: 6 Min.

Rund 50 prominente Film- und Fernsehschauspieler hatten mit der großangelegten Internetaktion unter dem Motto #allesdichtmachen für Aufsehen gesorgt. Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller und viele weitere verbreiteten am Donnerstag bei Instagram und auf der Videoplattform Youtube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements zur Coronapolitik der Bundesregierung. Nicht nur prominente Schauspielkollegen reagierten entsetzt, denn der bekannte Tatort-Schauspieler Jan-Josef Liefers hielt vor allem mit seiner Kritik an der Kritiklosigkeit der Medien nicht hinterm Berg.
Der Vorwurf von Journalisten und Medienvertretern: Die Kritik sei rechtsradikale Propaganda.
So twittert Lars Wienand, leitender Redakteur bei „T-online“:  „Ob @JanJosefLiefers & Co. wissen, dass „schwarze Wahrheiten“ mit ekstatischer Zustimmung zu Maßnahmen ein Konzept von Querdenken seit dem Herbst ist?“
Oder Imre Grimm, Ressortleiter beim „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND): „Die Aktion #Allesdichtmachen ist eine Verhöhnung der Coronatoten. Und sie zeigt vor allem eines: Ruhm und Erfolg schützen nicht vor Pech beim Denken.“
Journalist Stefan Niggemeier twittert: „Bekannte, geschätzte Schauspielerinnen und Schauspieler kämpfen mit ekliger Ironie gegen #Corona-Maßnahmen. Ich kann das gar nicht glauben. Das ist grauenhaft. Nicht nur von der Zielrichtung her, sondern vor allem in der Form.“

Rundfunkrat fordert Berufsverbot für die kritischen Schauspieler

Weiter noch geht der nordrhein-westfälische SPD-Politiker und WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin. Wie die „Bild“ schreibt, fordert er Konsequenzen für die beteiligten Schauspieler.

„Jan Josef Liefers und Tukur verdienen sehr viel Geld bei der ARD, sind deren Aushängeschilder. Auch in der Pandemie durften sie ihrer Arbeit z.B. für den Tatort unter bestem Schutz nachgehen. Durch ihre undifferenzierte Kritik an ‚den Medien‘ und demokratisch legitimierten Entscheidungen von Parlament und Regierung, leisten sie denen Vorschub, die gerade auch den öffentlich-rechtlichen Sendern gerne den Garaus machen wollen. Sie haben sich daher als deren Repräsentanten unmöglich gemacht. Die zuständigen Gremien müssen die Zusammenarbeit – auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden – schnellstens beenden. Viele Grüße, ein Rundfunkrat.“ So das Zitat von Bild veröffentlicht. Rundfunkrat Duin löschte seine Tweets später.

Gegenwind bekommt Duin von „Welt“-Redakteur Robin Alexander. Er twittert: „Ich wollte zu #allesdichtmachen nichts schreiben. Aber hier fordert ein führender SPD-Funktionär und Rundfunkrat des @WDR Berufsverbote für Künstler, weil ihm ihre Meinung nicht passt. Das geht nicht. Das ist verrückt.“
Der „Tagesspiegel“ teilt ebenfalls gegen die Schauspieler aus: „Prominente deutsche Schauspieler:innen verhöhnen mit #allesdichtmachen die #Corona-Maßnahmen. Gegenvorschläge haben sie keine. Es ist so schäbig, dass es weh tut.“
Gegenwind bekommt das Blatt von einem Münchner Ethik-Professor, der in einem Tweet antwortet: „Diejenigen, die jetzt #allesdichtmachen kritisieren, stecken in der Sackgasse des Moralismus fest. Sie übersehen, dass diese Aktion der endgültige Gamechanger ist: es sind zu viele. Mit Moralismus kann man diese Künstler nicht alle platt machen. Die Feuilletons müssen aufwachen“, so Christoph Lütge.
In einem weiteren Tweet schreibt er: „Heute hat sich etwas verändert. Die Creme de la Creme des deutschen Films+Theaters nimmt Stellung gegen Corona-Maßnahmen.“
 

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Jan-Josef Liefers distanziert sich von Querdenken & Co. 

Als einer der Beteiligten distanzierte sich „Tatort“-Star Jan-Josef Liefers nun klar von Verschwörungstheorien und der Querdenker-Bewegung. „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück“, schrieb der 56-Jährige auf Twitter. „Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt.“
„ARD“-Journalist Georg Restle geht das Schubladendenken zu weit. Er twittert: „Die zum Teil wohlfeile Kritik an #allesdichtmachen ist mir zu plump. Nicht jeder, der einen neuen Untertanengeist aufs Korn nimmt, ist ein „Querdenker“ oder „nimmt Tausende Tote in Kauf“. Wir sollten aufhören, uns gegenseitig in Ecken zu treiben, aus denen keiner mehr rauskommt.“
In einem weiteren Tweet schreibt er: „Die Debatte um #allesdichtmachen zeigt, wie sehr wir im schwarz/weiß gefangen sind. Man kann sich für wirksame Corona-Maßnahmen einsetzen und trotzdem vor einem neuen Untertanengeist warnen. Zu komplex für viele. Leider. Und es liegt mir fern, jedes dieser Videos zu verteidigen.“
Heike Makatsch ist bereits eingeknickt und bittet öffentlich um Verzeihung: Sie „wollte nicht rechten Demagogen in die Hände spielen“, entschuldigt sich die Schauspielerin, „ich erkenne die Gefahr, die von der Corona-Pandemie ausgeht und will niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern und sie womöglich dadurch verletzen. Sollte das geschehen sein, so bitte ich um Verzeihung.“ Ihr Video ist nicht mehr in der Youtube-Playlist zu finden, auf Twitter aber schon:

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(nmc)

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