Milliardenschweres U-Boot-Projekt mit Indien steht in den Startlöchern
Deutsche und indische Schiffbauer haben bei einem Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Absichtserklärung für ein milliardenschweres U-Boot-Projekt unterzeichnet. Mit dem Vereinbarungsprotokoll legten Vertreter von ThyssenKrupp Marinesystems (TKMS) und der indischen Werft Mazagon Dock Shipbuilders am Mittwoch in Mumbai den Grundstein dafür, dass insgesamt bis zu sechs U-Boote geliefert werden könnten.
„Damit haben wir heute ein ganz wichtiges Signal gesetzt. Ein Meilenstein kann man sagen für ein Leuchtturmprojekt in einer Schlüsseltechnologie“, sagte der SPD-Politiker in der indischen Hafenmetropole, wo er Einrichtungen der indischen Streitkräfte sowie die Werft besuchte.
Noch keine Entscheidung gefallen
Die Regierung in Neu-Delhi sucht einen Kooperationspartner für die Produktion von sechs U-Booten vor Ort in Indien, hat aber noch nicht entschieden. Noch sind dem Vernehmen nach auch Bieter aus Spanien und Südkorea im Rennen. Als mögliches Volumen eines solches Geschäfts wurde zuletzt ein Betrag mehr als fünf Milliarden Euro genannt. Mazagon Dock Shipbuilders ist in Indien das einzige Unternehmen, das U-Boote und Zerstörer baut. Das indische Unternehmen hat 1.500 Mitarbeiter.
Im Falle eines Auftrags wäre TKMS für Konstruktion und Design der U-Boote sowie für beratende Tätigkeiten verantwortlich, Mazagon Dock Shipbuilders für Bau und Ablieferung, teilte das deutsche Unternehmen mit. Und: „Der Bau der neuen U-Boote würde in Indien erfolgen und somit einen wesentlichen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung leisten.“
Kommt nun der erste große Schritt?
Konkret geht es für die Unternehmen um den potenziellen Bau von konventionellen U-Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb. „Wir blicken auf eine jahrzehntelange vertrauensvolle Partnerschaft mit Indien zurück. Die Boote, die wir für den Kunden in den 1980er Jahren gebaut und abgeliefert haben, sind heute noch im Einsatz“, erklärte TKMS-Chef Oliver Burkhard, der zur Unterzeichnung angereist war. Über das Projekt wird seit mehreren Jahren verhandelt, es könnte nun aber zum ersten großen Schritt einer vertieften militärischen Zusammenarbeit Deutschlands mit Indien werden.
Am Vortag hatte Pistorius nach Gesprächen in Neu Delhi gefordert, Indien künftig als strategischen Partner nach dem Vorbild Australiens und Japans zu behandeln und damit Rüstungskooperationen deutlich zu erleichtern. Für Japan und Australien gelten bei Rüstungsgeschäften vereinfachte Regeln, da sie nicht zur Gruppe sogenannter Drittstaaten gehören, sondern NATO-Partnern gleichgestellt sind. Sie können bei deutschen Rüstungsunternehmen ohne aufwendiges Genehmigungsverfahren kaufen, die Bundesregierung kann aber weiter Einspruch erheben. (dpa/er)
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